Lesung und Gespräch „DOS PINTELE JID“

Zeit und Zeugen © Goethe-Institut

Mi, 22.06.2016

19:00 Uhr

Goethe-Institut

Zeit und Zeugen

Gespräch mit Alexander Nesanel Fried

Wie war das jüdische Leben in der Tschechoslowakei zwischen den Weltkriegen? Wie finden sich die Juden mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs auf persönlichem Niveau ab? Wie wird die Vergangenheit nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa verarbeitet? Im Goethe-Institut stellt Professor Alexander Nesanel Fried am 22. Juni seine Lebensgeschichte vor - ein slowakischer Jude, der nicht nur ein verfolgtes Opfer war, sondern auch Zeuge einer Epoche ist.
 
Professor Alexander Nesanel Fried (geb. 1925) erzählt im Goethe-Institut über seine komplizierten Lebenswege, die in einer jüdisch-orthodoxen Familie in den Transkarpatien angefangen haben und ihn dann über das Talmud-Studium in der slowakischen Stadt Topolčany ebenso wie durch die nazistischen Konzentrationslagern bis hin zu Professorenstellen in Brüssel, London, Israel oder Kanada führten.
 
„Ich bin nicht einer von den Juden, die unter dem Tisch kichern“, erklärt Alexander Fried. „Ich möchte gerne über Juden in Europa sprechen, darüber erzählen, was sie erlebt haben und meine persönliche Empfindung des Judentums diskutieren“, erklärt der 91-jährige Historiker.
 
Am nächsten Mittwoch wird man sich im Goethe-Institut nicht nur erinnern, sondern auch ernsthaft über die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts, und dessen Auswirkungen auf individuelle Schicksale sowie das gegenwärtige Europa, diskutieren. „Nicht nur Deutschland hat den Juden Leid angetan, sondern auch Estland, Polen und vor allem Litauen. Es stimmt allerdings, dass Deutschland das für die Juden historisch wichtigste Land war und dass auch von dorther die schlimmste Katastrophe kam“, erklärt Professor Fried.
 
„In Anbetracht meines Alters glaube ich der Einzige in dem Vortragssaal des Goethe-Instituts zu sein, der noch Erfahrungen mit dem Judentum vor der Schoah, also vor dem Holocaust hat. Genau über diese Zeit möchte ich sprechen und zwar als Zeuge einer längst vergangenen Epoche, aber auch als Mensch, der glaubt, dass die jüdische Seele von damals nicht völlig verloren ging. Einen lebhaften Funke, dos pintele Jud, trage ich immer noch im Herzen“, erklärt Professor Fried.
 
Das Gespräch mit Prof. Alexander Nesanel Fried findet im Rahmen der Vortrags- und Diskussionsreihe „Zeit und Zeugen“ statt, die vom Goethe-Institut, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Tschechien und vom Prager Literaturhaus veranstaltet wird.
 

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