Moderation: Petr Vizina
Wie nehmen Dichter, die seit den 1990er Jahren bis heute vorrangig präsent sind, die Lyrik von heute wahr? Wie hat sich ihr Blick auf das Gedicht verändert, wie ihr Schaffen?
Die zweite Veranstaltung der deutsch-tschechischen Reihe
Im Hier und Jetzt: deutsche und tschechische Lyrik im Gespräch stellt zwei Lyriker vor, die heute zu den herausragenden Vertretern in diesem Genre zählen:
Marcel Beyer und
Petr Hruška. Beide Autoren lesen aus ihren Gedichten und sprechen über die Entwicklung ihrer Poetik.
Marcel Beyer (geb. 1965, Tailfingen Baden-Württemberg), studierte Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft, seit 1996 lebt er in Dresden. 1991 debütierte er als Romanautor mit dem Roman
Das Menschenfleisch, die ersten Lyrikveröffentlichungen folgten. International wurde Marcel Beyer 1995 mit seinem Roman
Flughunde bekannt. Das Buch spielt Ende Zweiten Weltkriegs und handelt von der Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda. Es folgten die Lyrikbände
Falsches Futter (1997) und
Erdkunde (2002) sowie die Romane
Spione (2000) und
Kaltenburg (2008), Erzählungen und Essays. Das Werk von Marcel Beyer zeigt besonderes Gespür für die Verbindungen zwischen der Gegenwart und Vergangenheit. 2014 erschien die Gedichtsammlung
Graphit, in welcher er seine Erforschungen von Sprache, Landschaften und Kulturen weiter fortsetzt. Am 5. November wird Marcel Beyer der Georg-Büchner-Preis verliehen, die wichtigste literarische Auszeichnung Deutschlands.
Petr Hruška (geb. 1964, Ostrava) studierte zuerst Technik, nach 1989 Literaturwissenschaft. Er ist als Literaturwissenschaftler tätig, am Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaft widmet er sich der tschechischen Lyrik nach 1945. Gelegentlich arbeitet er als Lektor. Petr Hruška ist Autor von mehreren Fachpublikationen zur tschechischen Literatur, zuletzt Monographie über den Dichter Karel Šiktanc (
Někde tady. Český básník Karel Šiktanc, 2010). Sein Gedichtdebüt
Obývací nepokoje (Ungute Stube) erschien 1995, darauf folgten die Bände
Měsíce (1998, Monate),
Vždycky se ty dveře zavíraly (2002, Immer hat diese Tür sich geschlossen),
Auta vjíždějí do lodí (2007, Autos fahren in Schiffe). Die Lyrik von Petr Hruška schöpft aus den realen Situationen, Empfindungen und Beobachtungen. In der Wirklichkeit sucht und findet er das Besondere, was das Alltägliche überschreitet. Für den Lyrikband
Darmata (2012) wurde er 2013 mit dem Staatspreis für Literatur ausgezeichnet. Er lebt in Ostrava.
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