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So, 03.09.2017 –
Sa, 09.09.2017

Zagreb, Split

Festival der Weltliteratur 2017 | Literatur-Filme

Das Medium Literatur-Film lebt, wie eine Auswahl auf dem Festival der Weltliteratur in Zagreb zeigt. Alt- und Jungstars des Kinos machen literarische Figuren lebendig…


Das Festival der Weltliteratur 2017 präsentiert in seinem diesjährigen Deutschlandschwerpunkt aktuelle Literatur-Filme aus Deutschland – ein Festival der Entdeckungen sowohl für Film- als auch Literaturinteressierte. Denn große Namen aus beiden Welten, der Welt der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart und des deutschen Autoren-Films, mit deutscher oder auch gleich internationaler Starbesetzung, machen auf sich aufmerksam.

Autorin und Autoren: Daniel Kehlmann ist seit seiner „Vermessung der Welt“ einer der international bekanntesten deutschen Autoren, mit „Ich und Kaminski“ hat er eine Künstler- und Gaunerkomödie mit hohem literarischem Rang vorgelegt.  Volker Schlöndorff konnte bei seiner autobiographisch gefärbten späten Liebesgeschichte „Rückkehr nach Montauk “ auf eine Romanvorlage Max Frischs, des großen alten Mannes der Schweizer Literatur, zurückgreifen: Erstmals im September 1975 erschienen, nimmt dieser Roman im Werk von Max Frisch eine Sonderstellung ein. Zwar waren auch Frischs frühere Figuren oft autobiografisch geprägt, die Geschichten aber fiktiv. In Montauk dagegen heißt der Protagonist wie sein Autor, und er berichtet ein authentisches Erlebnis: ein Wochenende, das Frisch mit einer jungen Frau an der amerikanischen Ostküste verbrachte. Mit Colm Tóibín hatte Schlöndorff zusätzlich einen in der anglo-amerikanischen Welt erfolgreichsten irischen Schriftsteller als Co-Autor an seiner Seite. Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ schildert mit virtuos lakonischen Dialogen ein literarisches Roadmovie der besonderen Art. Er handelt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem 14-Jährigen aus bürgerlichen Verhältnissen und einem jugendlichen Spätaussiedler aus Russland. Das in über 25 Ländern erschienene Buch hatte sich bis September 2016 allein in Deutschland über 2 Millionen Mal verkauft. „Tschick“ wird bereits mit Kultromanen wie  J. D. Salingers „Ein Fänger im Roggen“ vergleichen. Auch Herrndorf als Autor nimmt einen besonderen Status in der deutschsprachigen Literatur ein, seit er online (später auch in Buchform erschienen) minutiös seinen fortschreitenden Hirntumor protokollierte, der 2015 im Selbstmord des Autors sein öffentlich angekündigtes Ende fand. Die bösartige Hitler-Satire „Er ist wieder da“ hatte 2015 ebenfalls unmittelbaren Publikumserfolg und eroberte die Spiegel-Bestsellerliste. Der Autor Timur Vermes lässt in seinem Roman  - das Cover ist nur mit einem stilisierten Oberlippenbart und dem Seitenscheitel dekoriert - Adolf Hitler bei bester Gesundheit im Berlin der Gegenwart aufwachen.
Die Prominenz der deutschen Filmemacher – von Fatih Akin über Wolfgang Becker, David Wnendt bis Volker Schlöndorff – haben sich nun dieser großartigen literarischen Vorlagen angenommen, und ihre Adaptionen haben auf der Berlinale und anderen deutschen und internationalen Filmfestivals in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erregt und Erfolge gefeiert. Allein auf der diesjährigen Berlinale hatten drei von ihnen Premiere und können nun auf dem Festival der Weltliteratur neben Autoren- und Verlagspräsentationen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur entdeckt werden.

Zusätzlich zu den prominenten Autoren- und Regisseurenamen machen Schauspielerinnen und Schauspieler die neuen Literaturverfilmungen zu filmischen Ereignissen: Geraldine Chaplin fasziniert in „Ich und KIaminski“ in einer aufregenden Nebenrolle – „neben“ den Hauptdarstellern Daniel Brühl und Jesper Christensen; Nina Hoss, große deutsche Schauspielerin in Theater und Film, steht als Rebecca in  „Rückkehr nach Montauk“ im Zentrum der filmischen Erzählung vom Scheitern einer großen Liebe, von Distanz und Verletztheit, und der alternde schwedische Hollywood-Star Stellan Skarsgård gibt die Rolle des alternden Autoren Max Zorn. Mit einer Starbesetzung – und einem relativ unbekannten, aber sehr prägnanten Hauptdarsteller für Adolf Hitler – kann David Gnendt seine Mischung zwischen Satire und Reality-TV überzeugend inszenieren. Die mitunter rasend komische Komödie u.a. mit Katja Riemann, Lars Rudolph und Frank Plasberg (einer der beliebtesten Talk-Show-Moderatoren als er selber) erreichte 2015 zwei Millionen Zuschauer in Deutschland und eine Nominierung zum Europäischen Filmpreis.
 Der Filmemacherin und Erzählerin Doris Doerrie gelingt mit ihrem letzten Film „Grüße aus Fukushima“, ein Höhepunkt ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit deutsch-japanischen Kulturbegegnungen. Aus der Begegnung einer jungen Deutschen mit einer eigenwilligen Geisha vor der authentischen Kulisse von Fukushima gelingt ihr in Drehbuch und eigener Regie eine intensive Beobachtung der Flucht vor zerplatzten Lebensträumen, von kulturellen Gegensätzen und der Begegnung mit den bösen Geistern und dokumentiert gleichzeitig die Nachwirkungen der Atomkatastrophe in Fukushima. Rosalie Thomass, junge deutsche Nachwuchsschauspielerin, und Satomi, gespielt von der tatsächlich letzten Geisha Fukushimas, machen diesen stillen, schwarz-weißen Film zu einem exemplarischen Autorenfilm, der mühelos die Welten von Literatur und Film überbrückt.
 

Filmprogramm zum 5. Festival der Weltliteratur in Zagreb
Kino Europa, Varšavska 3, Zagreb

05.09., 18.30 Uhr             Rückkehr nach Montauk
06.09., 18.30 Uhr             Tschick
07.09., 18.30 Uhr             Er ist wieder da
08.09., 18.30 Uhr             Grüße aus Fukushima
09.09., 18.30 Uhr             Ich und Kaminski
 
Eintritt frei
 

Filmprogramm zum 5. Festival der Weltliteratur in Split
Kinothek Zlatna vrata, Dioklecijanova 7, Split
 

04.09., 20.00 Uhr             Grüße aus Fukushima
05.09., 20.00 Uhr             Er ist wieder da
06.09., 20.00 Uhr             Rückkehr nach Montauk
07.09., 20.00 Uhr             Ich und Kaminski
08.09., 20.00 Uhr             Tschick
 
Eintritt: 20,00 HRK


 



 

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