Buchkunst
Einzigartiges Artefakt der Kultur

Buchkunst auf der Frankfurter Buchmesse 2016
Buchkunst auf der Frankfurter Buchmesse 2016 | Foto: Romana Romanyschyn und Andrij Lesiw

Die Buchgestalter der Kunstwerkstatt „Agrafka“ Romana Romanyschyn und Andrij Lesiw teilen ihre Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2016. Ihre Arbeit gehört zu den Top-20 der besten Buchcover der Welt laut Global Illustration Award, der 2016 im Rahmen der Buchmesse zum ersten Mal verliehen wurde.

Die Welt lebt nach verschiedenen Kalendern – dem Sonnen- oder Mondkalender, dem julianischen oder dem gregorianischen Kalender. Viele gibt es, doch einer muss noch genannt werden: der Buchkalender. Er teilt das Jahr nach wichtigen Ereignissen in der Bücherbranche ein, die den globalen Buchmarkt entscheidend prägen.

Nach diesem Kalender wissen die Buchmenschen, dass der Frühling kommt, wenn in Bologna die weltweit größte Messe für Kinderbücher startet, und Herbst die Zeit des größten Bücherforums der Welt ist – Frankfurter Buchmesse. Zwischen den beiden Großereignissen sind noch weitere „Feste“ und „Feiertage“ markiert, für uns als Künstler sind jedoch diese zwei am bedeutendsten.

Preis für Illustratoren zum ersten Mal verliehen

In diesem Jahr fand die Frankfurter Buchmesse vom 19. bis zum 23. Oktober statt.  Dank der Unterstützung des Goethe-Instituts Ukraine wir konnten daran teilnehmen und, obwohl es nicht unser erster Besuch bei der Frankfurter Messe war, spielte doch die diesjährige Reise aus mehreren Gründen für uns eine besonders wichtige Rolle.

In diesem Jahr wurde der Global Illustration Award zum ersten Mal verliehen - ein internationaler Preis für Illustratoren, der im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Das Cover für das Buch von Stephen und Lucy Hawking „Der geheime Schlüssel zum Universum“, an dem wir für den Verlag Wydawnytstwo Staroho Lewa gearbeitet haben, wurde ifür diese Auszeichnung nominiert und schaffte es in die Top-20 der besten Buchcover der Welt. Die Veranstalter haben viele ambitionierte Pläne, deswegen hoffen wir, dass sich dieser Wettbewerb zu einer langjährigen Tradition wird.

Standort für Buchkunst

Die Frankfurter Buchmesse ist in zahlreichen Pavillons untergebracht, und das bedeutet Tausende Quadratmeter Ausstellungsfläche und Abertausende von Besuchern. Die Messe selbst ähnelt einem riesigen Ameisenhaufen. Alle treffen hier aufeinander: Verleger, Autoren, Literaturagenten, Buchsetzer, Designer. Um den Besuch bequem und übersichtlich zu gestalten, sind die Pavillons in Bereiche gegliedert: Literatur und Sachbuch, Kinderbücher, Kartographie, Comics usw.

Der für uns bedeutendste Ausgangspunkt war der Pavillon 4.1 - der Standort für Kunst- und Designbücher, illustrierte Ausgaben und Artbooks. Außerdem waren in diesem Pavillon auch Stände der Stiftung „Buchkunst“ angesiedelt, die jährlich die besten Bildbände der Welt auswählt, sowie ein Stand mit den besten Büchern aus Flandern und den Niederlanden, den diesjährigen Ehrengästen der Frankfurter Buchmesse.

Teil des Programms war auch die Konferenz THE ARTS+, ein internationales Forum, bei dem das Zusammenwirken von Kunst und Wirtschaft diskutiert wird. Zu den Gästen der Konferenz gehörten Prominente wie David Hockney, Jeff Jarvis, Vertreter von Taschen, Google, Kodak. Auf  Diskussions- und Performanceplattformen der Konferenz wurden aktuelle globale Probleme aufgeworfen, darunter das Funktionieren von Kultur und Kunst unter den Bedingungen der Vierten Industriellen Revolution (Industry 4.0) oder der Einsatz von 3D-Technologien und künstlicher Intelligenz in der Kunst. Darüber hinaus bot THE ARTS+ Lab verschiedene Workshops an.

Der große Stand der Stiftung „Buchkunst“ präsentierte eine einzigartige Auswahl der schönsten Bücher aus aller Welt. Neben den von der Stiftung preisgekrönten und prämierten Büchern konnte man auch eine Buchauswahl aus jedem Bewerberland besichtigen. Dank den Bemühungen vom Bucharsenal und dem Goethe-Institut waren unter den Teilnehmerländern in diesem Jahr erstmals auch Bücher aus der Ukraine. Mit Freude haben wir  auf dem Stand der „Buchkunst“ sechs ukrainische Bücher gesehen, an drei von denen wir selbst mitgewirkt hatten. 

Buchmesse als eine große Schule

Die fünf Messetage sind eine große Schule, in der es zu lernen und zu beobachten gilt: wie die Technologie, die Idee und das visuelle Gestalten unzertrennlich bei der Buchproduktion verbunden sind; was zu neuen Trends und Wegen der Buchpromotion gehört. Die Buchmesse in Frankfurt ist auch zuallererst eine Plattform für Kontakte und Kommunikation.

Das Buch ist ein einzigartiges Artefakt der Kultur, an dessen Entstehungsphasen viele Fachleute aus diversen Branchen beteiligt sind. Nur wenn jeder auf höchstem Niveau seine Arbeit leistet, kommt man zu einem guten Endergebnis. Wir sind überaus glücklich, dass sich ukrainische Bücher immer sicherer und überzeugender auf der internationalen Bühne präsentieren. Je mehr Verantwortung wir an die Buchproduktion herantragen, desto mehr ukrainische Titel werden die internationalen Grenzen überwinden und die Wertschätzung sowohl in der Ukraine, als auch in weiteren Ländern finden.