Deutsche Spuren Ukraine
„Haus der weinenden Witwe“ (Stadtvilla von Arschawskyj)

„Haus der weinenden Witwe“
„Haus der weinenden Witwe“ | © Goethe-Institut / Nataliia Diachenko

Eine weinende Witwe wurde von dem deutschstämmigen Architekten Eduard Bradtmann an einem Haus in der Stadtmitte in Stein gemeißelt. Ob es wirklich eine weinende Witwe ist, bleibt jedoch fraglich.

Das zweistöckige "Haus der weinenden Witwe" befindet sich in der Stadtmitte an der Ecke der Straßen Bankowa und Luteranska. Ein Kaufmann aus Poltawa, Oleksandr Arschawskyj, kaufte sich hier ein Grundstück und gab dem deutschstämmigen Kiewer Stadtarchitekten Eduard Bradtmann (1856-1926) den Entwurf eines Wohngebäudes in Auftrag. Der Bau begann 1907 und schenkte der Stadt ein weiteres schönes zweistöckiges Haus im Jugendstil. Im Erdgeschoss gab es 10 Wohnzimmer, ein Esszimmer, eine Vorhalle und eine gedeckte Veranda. Die Planung des ersten Stocks glich der Planung des Erdgeschosses. Das Haus wurde mit einer damals sehr modernen Wasserheizung ausgestattet. Die Innenausstattung zeichnete sich durch schöne Stuckverzierungen aus. Die massive Haupttreppe wurde aus Marmor gefertigt, die Hintertreppe - aus Granit.

"Das Haus der weinenden Witwe" verdankt seinen Namen einem Maskaron in Form eines Frauenkopfes, dessen Stirn mit einem Kastanienblatt verziert ist. Wenn es regnet, rollen die Tränen über die Wangen der Frau, die von Kiewern als "weinende Witwe" bezeichnet wird.

Die Kunsthistoriker sind sich nicht darüber einig, wer auf dem berühmten Maskaron abgebildet ist. Einige glauben, es sei der prophetische Vogel Gamayun, der in der östlichen Mythologie Freude, Reichtum und Macht symbolisiert. Die Darstellung des Vogels Gamayun war während der Epoche des Symbolismus und der Moderne besonders populär. Es ist nicht bekannt, ob der Besitzer, der Architekt oder ein unbekannter Bildhauer auf die Idee kam, das Haus mit dem wundervollen Frauenantlitz zu krönen, das architektonisch mit dem Gebäude harmoniert.

Oleksandr Arschawskyj, der Besitzer des Hauses, gehörte zu einer neuen Generation von Geschäftsleuten. Statt einem Pferdestall ließ er zwei Autogaragen und ein Fahrerzimmer bauen. Doch wegen eines fälligen Baukredits war Arschawskyj gezwungen, das Haus zu verpfänden und später zu verkaufen. 1918 wurde das Haus beschlagnahmt und verstaatlicht. Während der Sowjetzeit waren hier verschiedene staatliche Einrichtungen untergebracht.

Mit der Unabhängigkeit der Ukraine wurde das Haus zu einer der offiziellen Residenzen des Staatspräsidenten der Ukraine. Oft logierten hier hochrangige ausländische Gäste. Erst 2007 wurden Journalisten zum ersten Mal zur Besichtigung des Hauses eingeladen. Von den ersten Besitzern des Hauses sind in der Innenausstattung drei Swarovski-Kronleuchter und ein Kamin erhalten geblieben.

Standortinformationen

"Haus der weinenden Witwe"
Kiew, wul. Ljuteranska 23