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Fokus Ukraine

Piano - Police
Foto: Andrew Meakovskyy © Markiyan Matsekh

Eine Welt teilen: Das Goethe-Institut gibt es nicht nur in Prag, sondern in fast allen Metropolen der Welt. Aus 160 Instituten entsteht ein translokales Netzwerk, das an jedem seiner Punkte einen Zugang zur Welt schafft. 2016 möchten wir zeigen, woran das Goethe-Institut außerhalb Tschechiens arbeitet. Gemeinsam mit dem Festival One World haben wir ein Programm zur Ukraine entwickelt.
 

Am 21. November 2013 postete der Journalist Mustafa Nayem einen Aufruf auf Facebook, dass man ihn nicht bloß “liken”, sondern ihm auf den Maidan folgen solle. Die ukrainische Regierung hatte soeben bekannt gegeben, dass sie das Handelsabkommen mit der EU nicht unterzeichnen würde. Niemand konnte damals voraussehen, das diese einfache Nachricht eine gigantische Erhebung zur Folge haben würde, die mehrere Monate dauern sollte und Entmachtung und Flucht des Präsidenten zur Folge haben würde – aber auch hunderte Todesfälle durch die gewaltsame Verletzung des Territoriums. Das Drama unzähliger Einzelschicksale ist durch diese enormen politischen Verwerfungen bedingt. Es sind die Geschichten der Menschen vom Maidan, aus Luhansk, Donetsk oder von der Krim. Viele dieser Geschichten müssen erst noch erzählt werden. Aber alles beginnt mit dem bloßen Sprechakt, mit Zuhören, Darstellung und Einsicht.

Von Beginn an spielten Künstler/innen und Aktivist/-innen eine entscheidende Rolle im zivilen Ungehorsam und dem damit einhergehenden Wandel im Land. In dieser exponierten Stellung sind sie unterschiedlichen Formen von Unterdrückung und Bedrohung ausgesetzt, die von Arbeitsverbot, Einschüchterung bis hin zu Festnahmen, Folter, Ausweisung und Ermordung reichen. Was bedeutet es, unter solchen Bedingungen zu leben und zu arbeiten? Welche Einschränkungen hat die künstlerische Praxis in der Ukraine heute, besonders in den Krisenregionen des Donbas und der Krim. Ist Kunst ein Mittel der Macht von Machtlosen?


Diskussion: ONE WORLD: Im Krieg schweigen die Musen? (09|03|2016)


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