Berlinale Blogger 2018
Schwarze Frauen bei der Berlinale – Familienbande

Supa Modo
Film Still © One Fine Day Films / Enos Olik

Grace Barber-Plentie hat sich Supa Modo and Maki’la angeschaut - und untersucht, wie Familienbande in diesen Filmen dargestellt werden.

Als Berlinale-Bloggerin für das Goethe-Institut wurde ich ermutigt, nicht nur über die Filme meiner Heimat Großbritannien zu schreiben, sondern auch über Themen, die mir wichtig sind. Angefangen mit meiner Analyse von Game Girls, widme ich mich Filmen, bei denen es um das Leben schwarzer Frauen geht. Es ist sehr selten der Fall, dass man so viele interessante und dynamische Produktionen zu dem Thema sehen kann wie hier auf der Berlinale. Ich werde mich dem Artikel in zwei Teilen widmen: Geschlecht und Sexualität auf der einen, Familie und geistige Gesundheit auf der anderen Seite. Außerdem hatte ich das Glück, die Regisseurin von Shakedown, Leilah Wenraub zu interviewen.

In diesem Artikel geht es darum, wie Familienverhältnisse schwarzer Frauen auf der Berlinale dargestellt werden, insbesondere in den Filmen Supa Modo und Maki'la.

Supa Modo

Wie schafft man es, jemanden loszulassen – vor allem, wenn dieser jemand ein Kind ist? Und wie lässt man ein Kind seine letzten Tage leben – soll man es beschützen oder lässt man es all seine letzten Wünsche ausleben? Mit diesen Fragen befasst sich Likarion Wainainas familienfreundlicher Film. Der Schmerz, den wir beim Sterben eines geliebten Menschen empfinden, wird dabei nicht ausgespart, gleichzeitig beweist der Film aber auch, dass wir das Leben bis zur letzten Minute voll auskosten sollten. Jo, ein junges Mädchen in einem afrikanischen Dorf, ist unheilbar krank. Sie träumt davon, zum Superhelden Supa Modo zu werden und liebt alte Jackie-Chan-Filme, ihre Mutter aber lässt ihr keine Ruhe und kann einfach nicht loslassen.
 
Jos Schwester Mwix möchte eine normale Kindheit für Jo, solange das noch möglich ist. Gemeinsam mit dem ganzen Dorf schmiedet Mwix einen Plan – sie wollen Jo davon überzeugen, dass sie wirklich Superkräfte hat. Die Vorstellung, dass “ein ganzes Dorf dazu nötig ist, ein Kind aufzuziehen” spielt eine große Rolle in Supa Modo. Dabei wird deutlich, dass Jo ein geliebtes Mitglied der Dorfgemeinde ist. Als Jo einen letzten Wunsch verkündet – nämlich ihren eigenen Superheldenfilm mit Supa Modo in der Hauptrolle zu drehen – macht sich das ganze Dorf daran, Jo mit allem zu versorgen, was sie dazu braucht.

Der Film verfällt bei den Rollen von Jos Mutter und Mwix nicht in naheliegende Stereotype, sie sind differenziert dargestellt. Es ist offensichtlich, dass beide schon trauern und Jo nicht loslassen wollen: Aus dieser Anfangslage heraus handeln beide unterschiedlich. Das Vorgehen von beiden ist dabei vollkommen einleuchtend – sie wollen nur das beste für Jo. Supa Modo ist ein wichtiges Porträt, und zwar nicht nur eines kleinen Mädchens, das ein Superheld sein will, sondern auch der Familienmitglieder, die sie lieben.

Maki’la

Maki'la © Film Still © Machérie Ekwa Bahango Maki'la Film Still © Machérie Ekwa Bahango
Familie bedeutet nicht nur Blutsverwandtschaft, darum geht es bei Maki’la. Der Film folgt einer Ausreißerin, dem Waisenkind Maki’la (gespielt von der unglaublich mitreißenden Amour Lombi). Sie hat in ihrem Mann Mbingazor, einem knallharten Gang-Anführer, und einer Gruppe Ausreißer (die Oliver Twists zu ihrem Fagin werden) ihre eigene Familie gefunden. Aber Maki’la ist unzufrieden und abwesend, das wird klar, als sie beschließt, die naive Acha unter ihre Fittiche zu nehmen.
 
Während Maki’la und Acha zu einer eigenen Familie werden, sucht Acha auch nach einem blutsverwandten Familienmitglied, ihrem Bruder Jonathan. Maki’las Handlung ist konstruierter und nicht so gut ausgeführt wie die von Supa Modo, aber die Dynamik zwischen Maki’la und Acha ist hochinteressant – in einem gewissen Sinne werden die beiden Schwestern, wobei Maki’la entgegen ihrem sonstigen Auftreten sich gegenüber Acha fast mütterlich verhält.
 
Beide Filme zeigen, dass es für schwarze Frauen nicht nur eine Art gibt, Mutter, Tochter oder Schwester zu sein.

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