Filmvorführung
Ulrike Schaz: Paris - Kein Tag Ohne Dich

Ulrike Schaz: Paris - Kein Tag Ohne Dich
© Ulrike Schaz

Goethe-Kino (Kinovorführung)

Sie wollte auf die Abschiedsparty einer Venezolanerin, als sie im Hauseingang des Hauses in der Rue Toullier Nummer 9 von der Polizei verhaftet werden. Das war 1975 in Paris. Ulrike Schaz war 25 Jahre alt und wurde von ihrem französischen Freund Jean Marie Leleu begleitet. Sie wurden abtransportiert und Ulrike Schaz wurde tagelang im Keller einer Polizeistation festgehalten, durfte sich nicht waschen, konnte nicht schlafen, wurde verhört. Nach vier Tagen wurde sie ohne jede Erklärung aus Frankreich nach Deutschland abgeschoben. Es später erfuhrt sie den Grund. In der Nacht der Party waren in dem Haus zwei Mitarbeiter des französischen Geheimdiensts und ein libanesische PFLP*-Mitglied erschossen worden. Der Täter, Ilich Ramírez Sánchez, der später unter dem Namen „Carlos“ als international gesuchter Terrorist bekannt wurde, war entkommen. Aus Deutschland kommend und getauft auf den Namen Ulrike wurde sie von der französischen Polizei verdächtigt, der RAF (Rote Armee Fraktion) anzugehören und mit der Tat in Verbindung zu stehen. Obwohl sie von den französischen und deutschen Behörden von diesem Verdacht befreit wurde, veränderten die Vorfälle in dieser Nacht Ulrike Schaz‘ Leben und verfolgten sie noch jahrzehntelang.

In ihrem autobiographischen Essayfilm kehrt Schaz zu diesen Ereignissen nun rund 40 Jahre später zurück. Sie trifft ehemalige Wegbegleiter*innen, auch ihren damalige große Liebe Jean-Marie, aber schafft auch einen physischen Raum der Erinnerung, in dem sie Fotos und Tagebücher vorlegt und mittels eines von Nicola Unger gestalteten Schattentheaters Szenen mehr evoziert als rekonstruiert. Entstanden ist ein kunstvolle vielschichtige Reflektion über das Zusammenspiel von Zufall, zeitgeschichtlichen Umständen und politischem Klima.

*Volksfront zur Befreiung Palästinas

Deutschland / Frankreich 2020, 104 Min. Mit englischen Untertiteln. 
Buch & Regie: Ulrike Schaz, Montage: Magdolna Rokob, Kamera: Jule Katinka Cramer, Ton: Daniel Telkieli, Musik, Sounddesign, Tonmischung: Roland Musolff,  Schattentheater: Nicola Unger, Produzentin: Melanie Andernach, Produktion und Förderung: MADE IN GERMANY Filmproduktion, Film- und Medienstiftung NRW, Gerd Ruge Stipendium, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, BKM, Ann Kathrin Scheerer.

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Ulrike Schaz wurde in Süddeutschland geboren und lebt in Hamburg St. Pauli. Sie studierte an der Kunsthochschule Stuttgart und an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1989 realisierte sie ihren ersten Essayfilm: »Hommage an einen Raum. Die Werkstatt meines Vaters«. Seither arbeitet sie als unabhängige Filmemacherin. Sie hat Dokumentar- und Essay-Filme in Thailand, Indien, Bangladesch und Europa gedreht. Einige ihrer Filme entstanden aus ihrem langjährigen Engagement in internationalen feministischen Netzwerken: z.B. »Die Glücksspirale« (1984) und »Antikörper gegen Schwangerschaft« (1990). Seit 2005 unterrichtet sie als Tutorin der Yangon Film School in Myanmar und mentoriert dort Filmprojekte von StudentInnen (u.a. »again and again« von The Maw Naing, 2005, und »Nargis – als die Zeit aufhörte zu atmen«, 2010) Seit 1999 hat sie ein Atelier im selbstverwalteten Projekt »Ottenser Werkhof« in Hamburg. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm.
 

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Preis: Preis: £5, Ermäßigt: £3 / Frei für SprachkursteilnehmerInnen und Bibliotheksmitglieder des Goethe-Instituts. Reservierung erforderlich.

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