Das Elitäre in den Künsten | Tanz und Theater
Brecht und das epische Theater

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Igor Miske © Unsplash

Bertolt Brecht gehört zu den bedeutendsten Dramatikern des 20. Jahrhunderts und prägte den Begriff des epischen Theaters. Der Zugang zu seinem Werk gestaltet sich mitunter schwierig; gleichzeitig werden seine Stücke auch heute noch vielerorts aufgeführt.

Bertolt Brecht wurde am 2. Februar 1898 in Augsburg geboren. Er schrieb schon als Vierzehnjähriger erste dichterische Werke, die nur im Umfeld seiner Schule wahrgenommen wurden. Erstmals gedruckt wurden literarische Arbeiten 1913/1914 in der Schülerzeitschrift Die Ernte, die er selbst herausgab. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, ab 8. August 1914, gelang es dem Schüler, Beiträge in zwei Augsburger Tageszeitzungen unterzubringen, die ihm in der Stadt einen gewissen Bekanntheitsgrad verschafften. Ab Mitte 1916 verlor er daran allerdings das Interesse, veröffentlichte nicht weiter in Zeitungen und wurde also auch nicht mehr als Autor wahrgenommen.

Ab jetzt entstanden Gedichte, die qualitativ so hochwertig waren, dass Brecht sie später in seinen berühmten Zyklus die Hauspostille aufnehmen sollte, die aber erst 1927 erschien. 1918 bis 1920 entstanden seine beiden ersten Dramen, Baal und Trommeln in der Nacht; ihm gelang es zunächst aber nicht, einen Verlag für die Publikation zu finden oder eine Bühne, die die Stücke inszenieren wollte.

Baal wurde erstmals 1920 veröffentlicht, Trommeln in der Nacht Ende 1922 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt, was Brecht in Deutschland schlagartig in Intellektuellenkreisen bekannt machte. Noch im selben Jahr erhielt er den Kleist-Preis, was zu weiterem öffentlichem Ansehen führte.

Der Intendant des Berliner Ensembles, Manfred Wekwerth, und Gisela May bei der Probe der Dreigroschenoper. Die Titeldarstellerin Gisela May zusammen mit Intendant Manfred Wekwerth bei einer Probe zu Mutter Courage und ihre Kinder, 1978 | © Bundesarchiv, Bild 183-T0927-019 / Katja Rehfeld / CC-BY-SA 3.0 DE, Wikipedia, bearbeitet, CC-BY-SA-3.0 DE Es folgten weitere Werke, meist Dramen, die Brecht kontinuierlich bekannter machten, nach wie vor jedoch eher in gebildeteren Kreisen. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1928 mit der Erstaufführung der Dreigroschenoper, die der größte Bühnenerfolg der Weimarer Republik war und für seine anhaltende Popularität bis zum Gang ins Exil 1933 sorgte. Dort hatte er kaum Publikationsmöglichkeiten oder Gelegenheiten, seine Theaterstücke auf die Bühne zu bringen.

Während des Exils entstanden jedoch so bedeutende Stücke wie Leben des Galilei, Mutter Courage und ihre Kinder, Der kaukasische Kreidekreis und Der gute Mensch von Sezuan.

Nach der Rückkehr aus dem Exil und einigen Zwischenstationen stellte man Brecht in Ost-Berlin mit dem Berliner Ensemble ein eigenes Theater zur Verfügung. Brecht schrieb nun keine bedeutenden Stücke mehr, inszenierte aber ab 1950 selbst seine eigenen großen Exilstücke, die damit einem größeren Publikum bekannt wurden, und erlangte internationales Ansehen als Autor und Regisseur, wie verschiedene Gastspiele im Ausland beweisen.

Bertolt Brecht im Jahr 1954 Bertolt Brecht, 1954 | © KaterBegemot, Bundesarchiv, Bild 183-W0409-300 / Kolbe, Jörg / CC-BY-SA 3.0, Wikipedia, bearbeitet, CC-BY-SA-3.0 Am 14. August 1956 starb Brecht in Ost-Berlin. In der DDR und in der Bundesrepublik blieb er bekannt als „Stückeschreiber“; bis heute ist er weltweit einer der meistaufgeführten deutschsprachigen Autoren, auch außerhalb Europas. In der Rezeption seines Werkes setzte in den achtziger Jahren eine gewisse „Brecht-Müdigkeit“ ein, Kontroversen um den Autor wurden seltener. Dennoch hat er nach wie vor, national und international, einen kontinuierlichen Bekanntheitsgrad auf hohem Niveau, und seine Vorstellungen eines Epischen Theaters sind in der heutigen Theaterpraxis allenthalben präsent.

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