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Blog #5
Woche 5 des Abenteuers: Neue kulturelle Erkenntnisse

Diese Woche war glücklicherweise etwas ruhiger, so dass ihr euch vom Lesen des letzten Eintrags noch etwas erholen könnt.

Da ich die ganze Woche über Halsschmerzen hatte, habe ich mich geschont und außer der Schule keine Ausflüge unternommen. Dafür war in der Schule umso mehr los! Die Proben für unser Weihnachtsmusical laufen auf Hochtouren. Die Kinder sind begeistert von den Liedern und lernen eifrig ihre Texte auswendig. Selbst zwei Kinder, die anfangs wenig Lust hatten, bei dem Musical mitzuwirken, können sich mittlerweile für die Lieder begeistern und ich ertappe sie immer wieder beim Mitsingen.

Neben den Musicalproben habe ich diese Woche mit zwei Klassen Adventskalender gebastelt. Tja…was sich eigentlich nach einer ganz einfachen und typischen Aufgabe in der Grundschule anhört, war es leider nicht. Natürlich war da auf der einen Seite wieder die Sprachbarriere, die die Zusammenarbeit erschwerte. Wörter wie Schere, Kleber, Bleistift, Radiergummi und Lineal mussten zu Anfang erarbeitet und dann oft wiederholt werden. Aber eine weitere Schwierigkeit war die mangelnde Selbstständigkeit der Kinder. Jeder Schritt musste mit mir oder Ofelya besprochen werden. Die Meinung eines anderen Kindes, selbst wenn dieses den Arbeitsschritt schon erledigt hatte, zählte erst, wenn Ofelya und ich dies bestätigten oder das Kind offiziell zum Helfer erklärten. Das war ziemlich anstrengend, sorgte es doch für einen ständigen Kinderstimmenchor, der meinen oder Ofelyas Namen rief. Doch trotz dieser kleinen Schwierigkeiten waren alle Kinder sehr zufrieden mit ihren Ergebnissen und sind nun schon ganz gespannt, was wir mit den ganzen Rentieren, Weihnachtsmännern und Geschenken machen.

  • Adventskalender der 3. Klasse © Ann-Kristin von Hoffmann
    Adventskalender der 3. Klasse
  • Adventskalender der 2. Klasse © Ann-Kristin von Hoffmann
    Adventskalender der 2. Klasse
Ein kleines Erlebnis hatte diese Woche aber doch noch zu bieten. Da meine Halsschmerzen sich weigerten, durch gutes Zureden, Ignorieren und Tee zu verschwinden, brauchte ich gegen Ende der Woche Medikamente. Apotheken gibt es hier wirklich wie Sand am Meer und ich beschloss auf dem Rückweg von der Schule einen Zwischenstopp einzulegen. Leider sprach die Apothekerin weder Englisch noch Französisch, so dass ich mich mit meinem dürftigen Armenisch und Händen und Füßen verständlich machen musste. Schnell verstand sie, dass ich Bonbons gegen Halsschmerzen wollte und holte eine Packung hervor. Sie fragte etwas, auf das ich mit einem vorsichtigen „Ajo?“ („Ja?“) antwortete. Daraufhin bekam ich einen Blister aus der Packung ausgehändigt und durfte meiner Wege ziehen. Das kam mir etwas seltsam vor, aber ich nahm an, dass sie mich gefragt hatte, ob es mir reiche, nur den Blister mitzunehmen und dachte nicht weiter darüber nach.

Am nächsten Tag kam zu den Halsschmerzen eine leichte Schlappheit und ich bat Ofelya, mich nochmal zur Apotheke zu begleiten, um ein stärkeres Medikament zu kaufen. Dort diskutierte sie länger mit der Apothekerin und erklärte mir dann, dass ich ungefähr 600 Dram (also etwas mehr als 1 Euro) für Tabletten für zwei Tage zahlen müsse. Ich war ein bisschen skeptisch was das für ein super Medikament sein solle, das innerhalb von zwei Tagen wirkt, aber ich willigte ein. Die Apothekerin nahm eine Packung zur Hand, holte alle Blister heraus und schnitt zwei so zurecht, dass sie genau 11 Tabletten enthielten. Diese gab sie mir und Ofelya und ich verließen die Apotheke. Ich war völlig verwirrt und fragte Ofelya, warum ich denn jetzt nicht die ganze Packung bekommen hätte und wo eigentlich die Packungsbeilage wäre. Sie lachte und erklärte mir, dass man in Armenien Tabletten pro Stück bezahlt. So könne man genau die Menge kaufen, die man benötige und habe keine überschüssigen Tabletten zu Hause herum liegen. Sie erzählte mir, dass sie bei ihrem ersten Besuch in Deutschland ganz verwirrt gewesen sei, als sie in der Apotheke nicht eine einzelne Tablette habe kaufen können.

Das Wochenende habe ich in der Wohnung verbracht und fleißig meine Medikamente genommen, die glücklicherweise auch anschlugen und die Halsschmerzen vertrieben! So starte ich mit neuer Energie in die neue Woche!

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