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Blogeintrag 2
Die Zhuzhou Shifeng Fremdsprachenschule

Von Felicitas Luis

Ein typischer Schultag für die 7. Klassenstufe:
 
06:50 Uhr: Sport
07:10 Uhr: Frühstück
Bis 07:55 Uhr: Morgenlesen (Die Schüler lesen chinesische und englische Texte, um sie auswendig zu lernen und die Aussprache zu verbessern.)
Ab 08:00 Uhr: Unterricht (Eine Unterrichtsstunde dauert 40 Minuten.)
Nach der zweiten Stunde gibt es noch einmal 30 Minuten Sport, zwischendrin außerdem kleine Pausen sowie eine Einheit für Augengymnastik.
Ab 11:30 Uhr: Mittagessen und Mittagspause
Ab 14:25 bis 17:40 Uhr: Unterricht und AGs, noch einmal Augengymnastik
Bis 19:00 Uhr: Pause
19:00 bis 21:00 Uhr: Hausaufgabenbetreuung
Sonntagnachmittag: Verpflichtende Nachhilfe 

Die strengsten Schulen der Welt?

Reportagen über die „strengsten Schulen der Welt“ in China kennt man ja. Meine Erwartungen sahen also so aus: Die Schülerinnen und Schüler sitzen still und aufrecht in ihren Bänken, konzentriert bis furchtsam, führen jeden Arbeitsauftrag gründlich und ohne zu Fragen aus und begegnen den Lehrkräften mit an Angst grenzendem Respekt.
 
Die Realität ist aber eine andere! Lärmend schäkern die Schüler miteinander und gerne auch mal mit den Lehrern, zu keiner Sekunde ist es im Klassenzimmer vollkommen still. Und ich muss sagen: Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so über chaotische Schulklassen freuen würde! Denn trotz des anstrengenden Alltags, der knappen Freizeit und der Prüfungen, die über die akademische und berufliche Zukunft der 14-jährigen entscheiden werden, schaffen es diese Schüler irgendwie, sich ihren Spieltrieb zu bewahren und einfach die Quatschnasen zu sein, die Kinder und Teenager eben sind.
 
  • Der Innenhof mit den Schulklassen © Felicitas Luis
    Der Innenhof mit den Schulklassen
  • Der Karateclub trainiert © Felicitas Luis
    Der Karateclub trainiert
  • Die Schule ist sehr beliebt © Felicitas Luis
    Die Schule ist sehr beliebt
  • Die Schule ist ein Internat © Felicitas Luis
    Die Schule ist ein Internat
  • Hier übernehmen die Schüler das Ruder! © Felicitas Luis
    Hier übernehmen die Schüler das Ruder!
  • Klavier statt Mittagspause © Felicitas Luis
    Klavier statt Mittagspause

Mein erster Unterrichtseindruck

Gemeinsam mit Hui, der Deutschlehrerin, unterrichte ich Deutsch in der siebten Klassenstufe. Zusätzlich habe ich vorübergehend auch die dritte Klassenstufe in Englisch übernommen. Die Klassen sind mit 50 bis 60 Schülern zunächst einmal viel größer als in Deutschland, aber auch sonst verläuft der Unterricht ganz anders: Meistens spricht der Lehrer und die Schüler wiederholen gemeinsam oder antworten im Kollektiv. Satzbrocken und Vokabeln werden also auswendig gelernt, aber fast nie in neuem Kontext frei angewendet. Aufzeigen oder Fragen stellen ist eher die Ausnahme. Wenn doch mal ein einzelner Schüler redet, wendet er sich ausschließlich an den Lehrer, nicht aber an die Mitschüler, die dies auch nicht zu erwarten scheinen. Wie sieht es also aus mit interessanten und tiefergehenden Erkenntnissen, die aus dem Unterricht gewonnen werden? Um das beurteilen zu können, werde ich noch eine ganze Weile länger bleiben und beobachten müssen.
 
Eine große Freude war, dass eine Gruppenarbeit, die ich ausprobieren wollte, tatsächlich funktioniert hat. Die Schüler haben also schon Lust auf unterschiedliche Unterrichtsmethoden, allerdings nicht so oft Gelegenheit dazu, und ich hoffe, dies während meiner zwei Monate hier ein kleines bisschen zu ändern!
 
Soweit meine Eindrücke der ersten Woche. Wer weiß, vielleicht mache ich ja noch ganz andere Erfahrungen?

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