Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Blogeintrag 4
Als "Ausländerin" in China

Von Felicitas Luis

Mit der Verständigung ist es schon wolkig bis heiter, da mit Englisch eigentlich gar nichts geht. Die Reaktionen auf meine krümeligen Chinesisch-Versuche sind vielfältig: Manche reden konsequent auf Chinesisch weiter und schnipsen dabei mit den Fingern vor meinem Gesicht herum. Andere sagen einfach nichts, und wieder andere freuen sich über meine Bemühungen, lachen mich an und vielleicht ein bisschen aus und legen mir noch einen Apfel oder ein Törtchen gratis dazu.
 
In Peking war ich den Leuten ziemlich egal – so gewöhnt ist man mittlerweile an den Anblick von Ausländern. Anders in Zhuzhou. Hier schauen mich die Leute schon aus vielen Metern Entfernung an, immer neugierig, niemals feindselig. Ich lächle kurz, nicke, und gucke dann so ungefähr überall hin, um den unglaublich langen Blickkontakt nicht halten zu müssen. Noch im Vorbeigehen sehe ich, wie sich die Person umdreht und mir hinterherschaut.

Die „weiße Vorzeige-Person“

Besonders extrem ist es am „Tag des Baumes“. Eine tolle Aktion: Mit den Schülern und vielen anderen städtischen Vereinen fahren wir ans Flussufer, um Bäume zu pflanzen. Den Großteil der Zeit verbringe ich dann damit, für Gruppenfotos mit völlig fremden Menschen zu posieren, und mich für Komplimente zu bedanken, die mir höchst unangenehm sind. Meine „schönen langen Wimpern“ kann ich noch auf die Wimperntusche schieben, aber was sage ich denn bitte zu „meiner schönen Hautfarbe“?  Sogar die Zeitung kommt, um ein Interview mit mir zu machen, obwohl ich absolut gar nichts zur Organisation des Events beigetragen habe. Ich komme nur eben zufällig aus Europa. Ben, der Lehrer aus England, der ein bisschen aussieht wie Harry Potter und somit noch mal deutlich mehr Fans hat, verwendet den Begriff der „White Token Person“, die „Weiße Vorzeige-Person“. Und tatsächlich, obwohl der Tag für Bäume und Schüler ein gelungener war, bleibt für mich ein seltsamer Beigeschmack.
 
Hui sagt, ich sei eben „more beautiful“ und werde deshalb so angeschaut. Ich sage, ich bin nicht schöner, sondern einfach nur anders. Also Leute, kommt nach China! Je mehr Touris, desto gewohnter der Anblick. Denn noch ist man hier von der Tatsache, dass Menschen auch aus anderen Ländern als China kommen können, ein bisschen ZU fasziniert...

Top