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Blog #2
PRO GIRLS

Am Weltfrauentag fand im Goethe-Institut Kairo das Seminar PRO GIRLS statt, an dem die Lehrerinnen und Lehrer der PASCH-Schulen teilnahmen. Wiebke und ich, wir beiden SCHULWÄRTS!-Stipendiatinnen in Kairo, wurden auch eingeladen.

Zum Start des Seminares waren Wiebke und ich leider zu spät. Das Finden von Treffpunkten ist nicht immer einfach. Wir hatten ein Uber Taxi bestellt, mit der App kann man quasi via Google Maps zu einem Ziel der Wahl fahren. In Kairo gibt es aber das „alte“ und das „neue“ Goethe-Institut. Wir wollten zum neuen Goethe-Institut, wir hatten es sogar bei der Abfahrt zusammen eingestellt und dann sind wir aber doch am alten Institut gelandet. Was auch immer passiert ist, ob wir es bei der Abfahrt falsch eingestellt haben oder ob der Zielort sich während der Fahrt verändert hat, Fakt ist, wir waren zu spät. Sogar für das „ägyptische“ zu spät (ca. 15-20 Minuten als verabredet) waren wir zu spät dran. Wir waren geschlagene 40(!!!) Minuten zu spät und das an einem Freitag, an dem Kairos Straßen sehr, sehr leer sind, da an diesem Tag die Freitagsgebete stattfinden. Vielleicht waren wir aber auch zu spät, weil ich bei Wiebke übernachten durfte und wir uns beim Frühstücken verquatscht hatten. Man weiß es nicht so genau.

Zu Beginn des Seminares wurde laut Plan das Projekt vorgestellt. Ziel ist es, Schülerinnen unterschiedliche Berufe näher zu bringen, die eher männlich dominiert sind und auch das Vermitteln von weiblicher Stärke in Führungspositionen. Das können beispielsweise Berufe wie Automechatroniker sein, also vorwiegend Berufe aus dem MINT-Bereich. Im Laufe des Jahres 2019 werden die Teilnehmerinnen des Projektes Praktika absolvieren, dabei durch Mentorinnen begleitet werden und am Girls Day 2019 teilnehmen.

Um uns auf die Aufgaben als Vermittlungskraft zwischen Betrieben und den Schülerinnen vorzubereiten, gab es den Workshop. Dabei lernten wir, wie wir mit den Schülerinnen ihre Interessen und Stärken ermitteln können, damit sie mit einem gewissen Vorwissen und einer beruflichen Tendenz in die Praktikaauswahl und zu den Mentorinnengesprächen gehen können. Letztlich ging es darum, junge Frauen beim Finden der eigenen beruflichen Wünsche zu unterstützen.

  • Impressionen vom PRO GIRLS Seminar © Goethe-Institut Kairo / Elisabeth Luy
    Impressionen vom PRO GIRLS Seminar
  • Impressionen vom PRO GIRLS Seminar © Goethe-Institut Kairo / Elisabeth Luy
    Impressionen vom PRO GIRLS Seminar
PRO GIRLS findet sowohl in Kairo als auch in Alexandria statt und das Projekt wird vor Ort vorwiegend durch die Deutschlehrerinnen (und einem Deutschlehrer) betreut.

Den Workshop fand ich sehr interessant, da auch direkt Fragen bezüglich der Stellung von Mann und Frau (in der Berufswelt) gestellt worden sind. So gab es zwei Plakate, die betitelt waren mit „Das darf ein Mann nicht“ und „Das darf eine Frau nicht“. Das war spannend, da es doch Unterschiede in den Ansichtsweisen zwischen den deutschen und ägyptischen Teilnehmern gab. Beispielsweise beim Thema Küssen zwischen Gleichgeschlechtlichen gab es sehr unterschiedliche Ansichten. Ich persönlich empfand die Stimmung bei dieser Übung teilweise ein wenig aufgeladen, da viel diskutiert wurde. Und danach war es aber auch gut – Wir haben zusammen gegessen und wieder über andere Themen geredet und eine schöne Zeit gehabt. Ich denke, so darf, muss und soll es sein. Aufladen darf es sich, aber man muss sich danach trotzdem weiter gern haben, unbedingt sogar. Eine Teilnehmerin sagte am Ende des Workshops so etwas Ähnliches wie: „Wenn in einem so kleinen Raum mit so wenig Menschen die Ansichten und Meinungen schon so unterschiedlich sind, wie sieht es dann erst in der weiten Welt aus.“ Und sie hat Recht. Und ich bin froh, nur in diesem kleinen Raum gewesen zu sein, denn wir konnten, wie gesagt, nach der Diskussion wieder zusammensitzen und essen und miteinander reden. Zum Glück und ich wünsche mir, dass das im Großen auch klappen würde.
  • Impressionen vom PRO GIRLS Seminar © Goethe-Institut / Elisabeth Luy
    Impressionen vom PRO GIRLS Seminar
  • Impressionen vom PRO GIRLS Seminar © Goethe-Institut / Elisabeth Luy
    Impressionen vom PRO GIRLS Seminar
  • Impressionen vom PRO GIRLS Seminar © Goethe-Institut / Elisabeth Luy
    Impressionen vom PRO GIRLS Seminar
  • Impressionen vom PRO GIRLS Seminar © Goethe-Institut Kairo / Elisabeth Luy
    Impressionen vom PRO GIRLS Seminar
Nach dem Workshop sind wir, meine Betreuerin Carola und ich, aber auch Wiebke, wieder nach New Cairo zurückgefahren. Auf der Straße des 1. Oktober war der Verkehrsfluss noch langsamer als vorm Dammtorbahnhof in Hamburg zur Rushhour, aber das bin ich ja mittlerweile gewöhnt. Somit habe ich mir die Häuser und Geschäfte an der Straßenseite angesehen. Mir fielen dann die Ziegen am Straßenrand auf, aber auch schlafende Kamele und geschlachtete, ganze Ziegen, die an Hacken vor einigen Häuser hingen. Das ist an sich einfach ein ungewöhnliches Bild, das ich aus Deutschland nicht so kenne.

Die Straße war sehr voll und wir mussten erstmal auch erkennen können, an welcher Stelle wir in welche Richtung abbiegen müssen. Da der Verkehr hier ziemlich chaotisch ist (aber irgendwie eben doch funktioniert), muss man, wenn man seine Ausfahrt gefunden hat, ebenselbe auch erstmal erreichen. Man kann sich mit dem Auto nur langsam und nacheinander in die Wunschrichtung bewegen. Ich muss dabei oft an Moleküle denken, die sich in eine eigene Wunschrichtung bewegen. Aber auch an das Reiten einer Quadrille, wenn die Pferde zu zweit nebeneinander und zu viert gegeneinander reiten, ohne dass ein Unfall passiert. Ungefähr so funktioniert der Verkehr in Kairo. Zudem haben die Autofahrer hier ein anderes Gefühl für Enge und dichtes Auffahren. Würde man in Deutschland bereit „Unfall!“ schreiben, wird hier, auch wenn nur noch ein Blatt Papier zwischen die Autos passt, weitergefahren. In alle Richtungen, aber meistens passt es, auch wenn der Verkehr stockt oder zum Stillstand kommt. Man muss sich nur darauf einstellen, dass alles und jeder auf der Straße stehen, gehen, fahren und sich bewegen kann. Egal in welche Richtung oder in welcher Geschwindigkeit. Naja… die Geschwindigkeit ist eher immer langsam. Sehr langsam- aber gibt es nicht diese Theorie, dass sich der Mensch niemals schneller fortbewegen werden kann als es eine Postkutsche damals konnte? Vielleicht kommt das gut hin?

Wir haben natürlich die falsche Ausfahrt angesteuert und mussten eine Ehrenrunde drehen. Auf dieser Straße ist eine Ehrenrunde auch ein wenig gemein, da sie in der Mitte eine hohe und extrem lange Bebauung in der Mitte hat, die einer mindestens fünf Kilometer langen Verkehrsinsel gleicht, konnten wir die Straße, die Geschäfte und den Stau nochmals beobachten. Letztlich war es ein Glück, dass wir diese Ehrenrunde drehen mussten. Blickten wir doch plötzlich verwundert auf die andere Straßenseite. Dort entstand plötzlich eine riesige Lücke, mitten im dichten Verkehr Kairos. Dann erblickten meine Augen drei junge Männer auf Motorrädern. Ein Motorrad fuhr auf dem Hinterreifen, der eine junge Mann stand mit einem Bein auf diesem Motorrad, mit dem anderen Bein auf dem Motorrad seines Kumpels. Und der dritte, ich glaube der stand auf dem fahrenden Motorrad. Das weiß ich nicht mehr so genau, aber es war ein starkes Bild und ihnen folgten viele hupende Autos, Menschen in ausgelassener Stimmung, ich glaube ein Bus und kleine LKWs mit Ladefläche, auf denen Frauen tanzten und sangen. Zudem konnte ich ein noch eingeschweißtes Bügelbrett, weiteren Hausrat und unglaublich fröhliche Menschen erkennen. Carola (Leiterin des Deutschdepartments an meiner Praktikumsschule) erklärte, dass das eine Hochzeit sei und das Zusammenziehen der Eheleute gefeiert wird.

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