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Blog #3
Sprachen, езики, languages

Sprachen und  Sprachbarrieren sind wohl DAS Thema meiner Zeit in Bulgarien, weswegen ich beschlossen habe, eine eigenen Blogeintrag mit diesen als Thema zu schreiben. Viele dies betreffende Erfahrungen kann man zwar erwarten, auf die Erlebnisse bereitet das allerdings trotzdem nicht vor.

So ist meine Zeit in Bulgarien geprägt von einer Sprachbarriere, die sich einerseits im Unterricht und der Schule, aber auch in allen anderen Lebenslagen ergibt. Einige jüngere Bulgar*innen sprechen gutes Englisch, allerdings handelt es dabei nur um ein Bruchteil der Menschen meines Umfelds. So brauche ich vor allem in der Kommunikation mit dem Wohnheim ständig Hilfe meiner Mentorin, da ich immer wieder Fragen und Probleme habe. Beispielsweise kein warmes Wasser, was ich den Mitarbeiterinnen hier leider nicht erklären kann. Die Kommunikation mit Ladenangestellten funktioniert meistens irgendwie mit Hand und Fuß. Auch wenn ich etwas in der Schulbibliothek drucken will, kann ich mit der Bibliothekarin nur sehr schwierig kommunizieren. Das Kollegium wirkt zwar sehr freundlich, aber an Gesprächen kann ich nicht teilnehmen und in der Klasse habe ich oft das Gefühl, dass Schüler*innen über mich sprechen - das genauere Thema ist mir allerdings nie bekannt. Am Anfang meines Praktikums kam dann noch hinzu, dass ich die Schrift nicht lesen konnte. Selbst wenn sich Wörter ähnlich angehört hätten, hätte ich es nie rausgefunden. Nichts um mich herum lesen zu können, war eine ganz neue und teilweise sehr frustrierende Erfahrung.

  • Speisekarte in Bulgarien © Mara Heiden
    Speisekarte in Bulgarien
  • Wünsche, die bei jedem bestellten Kaffee dabei sind © Mara Heiden
    Wünsche, die bei jedem bestellten Kaffee dabei sind
Gleichzeitig sehe ich für mich aber auch die riesige Chance eine neue Sprache und vor allem ein neues Alphabet zu lernen. Es ist ein tolles Gefühl, ein neu gelerntes Wort benutzen zu können und dadurch nicht nur sagen zu können, was ich will, sondern auch mehr Respekt der Bulgar*innen entgegengebracht zu bekommen. Außerdem ist es sehr interessant, die Strukturen des Bulgarischen nachzuvollziehen und das kyrillische Alphabet zu lernen. Wie beim Lesenlernen früher lese ich jetzt alles, was ich sehe, laut vor und verstehe dann manche Worte sogar, weil sie ähnlich zum Deutschen oder Englischen sind. Das ist dann immer ein Erfolgserlebnis!

Ich habe jede Woche mit den anderen beiden Lehrkräften aus Spanien und Frankreich von einer Englischlehrerin der Schule Privatunterricht. Was ganz gut ist, weil ich dann gezwungen bin, jede Woche mein Bulgarisch zu üben und zu verbessern. Besser als auf ein A1-Niveau beziehungsweise wahrscheinlich darunter werde ich hier aber in der kurzen Zeit sicherlich nicht kommen. Ein großer Vorteil davon eine neue Sprache zu lernen, ist auf jeden Fall auch, dass ich die Schwierigkeiten und Hürden meiner Schüler*innen  im Deutschen besser verstehen kann. Da das Praktikum meine erste Erfahrung im DaF-Bereich ist, werden mir viele Tücken und Probleme, die sich beim Sprachenlernen ergeben, vor allem dadurch verständlich, dass ich ähnliche Probleme habe.
  • Das kyrillische Alphabet © Mara Heiden
    Das kyrillische Alphabet
  • Vokabeln lernen ist angesagt © Mara Heiden
    Vokabeln lernen ist angesagt
Es gibt natürlich immer wieder Momente, in denen ich mir einfach wünsche, von allen verstanden zu werden und auch alle anderen um mich zu verstehen. Egal wie viel Bulgarisch ich hier auch lerne, eine großartige  Konversation auf Bulgarisch werde ich nach meinen zweieinhalb Monaten hier wohl nicht führen können. Andererseits macht es meinen Unterricht gerade auch aus, dass die Schüler*innen und ich diese Sprachbarriere gemeinsam überwinden müssen. Das heißt faktisch, dass sie mit mir nur auf Deutsch kommunizieren können.

Sprachvielfalt macht meine Zeit hier insofern besonders schwierig, aber gleichzeitig auch besonders spannend. Anderen in der gleichen Situation würde ich aber auf jeden Fall raten, schon vor Antreten des Praktikums ein paar Basics zu lernen.

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