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Blog #4
Erstwochenfazit

Über eine Woche ist nun bereits vergangen und Malmö hat mir bereits zahlreiche Facetten von sich gezeigt. Selbiges gilt für das Idrottsgymnasium. Aber von vorne:
 
Fika oder nichts!
 
Nachdem ich am Dienstag im Hintergrund auch die ersten Deutschstunden beobachten durfte, wartete am Mittwochmorgen zwischen 9 und 10 Uhr die nächste Herausforderung auf mich – die jeden Mittwoch stattfindende Fika der Lehrkräfte. Man kann schon sagen, dass Fika eine soziale Institution in Schweden darstellt. Obwohl dem Wort an sich keine feste Bedeutung zugeschrieben werden kann, beschreibt es im Prinzip eine Art Zusammenkunft, in der in lockerer Atmosphäre bei Kaffee und einer Kleinigkeit zu essen über Gott und die Welt gesprochen wird. Für alle linguistisch Interessierten: Fika basiert auf einem von schwedischen Schornsteinfegern verwendeten Akzent, in dem Kaffee als Kafi bezeichnet wurde. Im Laufe der Zeit wurde die Reihenfolge der Silben dann getauscht und mittlerweile ist Fika ein in Schweden nicht mehr wegzudenkender Begriff bzw. vielmehr eine Aktivität.

Während der Fika traf ich zum ersten Mal gleichzeitig auf alle anderen Lehrkräfte der Schule. Da es kein gemeinsames Lehrerzimmer gibt, sondern verschiedene kleinere für jeweils 6-7 Lehrer*innen, kannte ich bisher nur diejenigen aus meinem Raum. Nachdem sich alle im Fika-Raum (eine Küche mit mehreren Tischen und Stühlen) zusammengefunden hatten, machte Kajsa (eine Deutschlehrerin) kurz auf ein neues Gesicht im Raum aufmerksam. Im Anschluss stand ich kurz auf und versuchte in meinem immer noch nicht wirklich guten Schwedisch Eckdaten über mich preiszugeben und zu erklären, weswegen ich denn eigentlich da bin. Den Schwed*innen wird ja oft eine tendenziell etwas distanzierte Haltung nachgesagt und ich wurde auch darauf hingewiesen, dass solch eine „Vorstellung“ eher unüblich in Schweden ist. Nichtsdestotrotz wollte ich nicht einfach ein anonymes Gesicht zwischen den anderen Lehrer*innen bleiben. Im Endeffekt war es – denke ich – die richtige Entscheidung, denn anschließend bedankten sich auch einige Lehrkräfte für den Kuchen am Montag (siehe Blog #3).
 
„Wenn die Sonne scheint, musst du rausgehen“
 

Diesen und ähnliche Sätze hörte ich sehr oft während meiner ersten Woche. Und tatsächlich, von bisher acht Tagen in Malmö regnete als an sieben.  Also war ich mehr oder weniger gezwungen den sonnigen Donnerstag zu nutzen, um die Stadt ein wenig mit dem Rad zu erkunden. Neben zahlreichen Parks und kleinen Seen ist Malmö an sich ziemlich sauber, was unter anderem am strikten Rauchverbot an allen öffentlichen Plätzen und Gebäuden liegt. Allein die fehlenden Zigarettenfilter, die in Deutschland ja millionenfach tagtäglich in Natur und Umwelt landen, tragen zu diesem Eindruck bei. Natürlich habe ich mir die Gelegenheit auch nicht entgehen lassen, um an den Ribersborgsstranden, den Stadtstrand, zu fahren. Zum Baden war es mir doch etwas zu kalt, in beide Richtungen hatte man aber eine tolle Aussicht.

Mich verwundert, dass die Schwed*innen zum Teil immer noch in T-Shirt oder Shorts unterwegs sind. Zwar sind es durchschnittlich noch 11-12° Grad, aber der immer sehr starke Wind trägt seinen Teil zum Kältegefühl bei. Jedenfalls bin ich im Regelfall dicker gekleidet als viele andere Menschen hier. Welcome to the north!

  • Impressionen aus Malmö © Stefan Zielasko
    Sonnenstunden müssen in Malmö unbedingt draußen verbracht werden
  • Impressionen aus Malmö © Stefan Zielasko
  • Impressionen aus Malmö © Stefan Zielasko
  • Ein klassisches Bild: Fuß- und Radweg unmittelbar nebeneinander. © Stefan Zielasko
    Ein klassisches Bild: Fuß- und Radweg unmittelbar nebeneinander.
  • Der Ribersborgsstranden mit dem Turning Torso auf der einen... © Stefan Zielasko
    Der Ribersborgsstranden mit dem Turning Torso auf der einen...
  • und der Öresundbrücke (etwas vernebelt im Hintergrund) auf der anderen Seite. © Stefan Zielasko
    und der Öresundbrücke (etwas vernebelt im Hintergrund) auf der anderen Seite.
„Afterwork“
 
Zum Abschluss der Woche hatten einige Lehrkräfte einen lockeren Abend in der Vibliotek, einer kleinen Bar nahe des Hafens, organisiert. Hier konnte ich zum ersten Mal auch mit Lehrkräften ins Gespräch kommen, die ich vorher immer nur kurz in den Gängen der Schule grüßte. Außerdem waren ehemalige Lehrer*innen des Idrottsgymnasium dabei, darunter auch zwei weitere Deutschlehrkräfte, die mittlerweile an einem anderen Gymnasium in Malmö arbeiten. Sie waren sehr überrascht von meiner Anwesenheit, luden mich dann herzlich in ihre Schule ein und boten mir an, auch dort Unterrichtsstunden zu übernehmen. Nächste Woche haben wir dann ein Planungstreffen, um über weitere Schritte nach den Ferien (in zwei Wochen) zu sprechen. Natürlich habe ich meine Bereitschaft dazu erklärt und freue mich über das Interesse.

Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass ein großer Tisch im Freien bestellt war und verbrachte den Abend dementsprechend in vergleichsweise luftiger Kleidung. Im Laufe des Abends setzte zusätzlich starker Regen ein und ich war froh, als ich dann nach 20-minütiger Fahrradfahrt endlich meine WG erreichte. Nun ja, aus Fehlern soll man lernen. Ein schöner Abend war es trotzdem.
 
PS: Wer es in einer Bar mal wirklich wissen will, sollte ein dickes Portemonnaie mitbringen. Für ein Bier sind umgerechnet sieben Euro fällig, ein Longdrink ist für zwölf Euro zu haben, was wiederum dem verstaatlichten Alkoholsystem in Schweden geschuldet.
 
Vi syns.
Stefan

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