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Blog #3
KW 43: POLIN

Umschlagplatz. Ich muss gestehen, dass ich mir nichts weiter gedacht habe, als ich dieses Wort kurz nach meiner Ankunft in Warschau auf einem Wegweiser gesehen habe. Ich wusste gewiss zuvor grob vom Warschauer Ghetto, hatte dies jedoch nicht damit in Verbindung gebracht. Dies änderte sich erst, nachdem ich das POLIN-Museum über die Geschichte der Juden in Polen besucht hatte.
POLIN © Timo Hartmann Ich habe dort ganze acht Stunden verbracht und ich hätte noch länger bleiben können. Ganz sachlich betrachtet, ist es allein schon aufgrund der imposanten Ausstellung, die Exponate und Informationstafeln sind gestützt durch eine Vielzahl an Film- und Multimediastationen, beeindruckend. Pure Sachlichkeit ist hier aber sicher die völlig falsche Herangehensweise, gerade wenn man einen deutschen Pass besitzt (und dazu noch Theologe ist). Es war vielmehr eine Gefühlsachterbahn.
 
Das Museum deckt eine Zeitspanne von über 1000 Jahren ab und ich bin ganz ehrlich: Dass sich über die Jahre die größte europäische Diaspora für Juden in Polen befand, war mir so nicht bewusst. Dass das Judentum die Kultur Polens mitgeprägt hat, war mir so nicht bewusst. Dass Juden in Polen eine ungemein lebendige, kunstschaffende Subkultur mit ganz verschiedenen Strömungen in Städten wie Krakau und Warschau gepflegt haben, die durch die Deutschen restlos zerstört wurde, war mir so nicht bewusst.
 
Ich könnte noch so viel mehr darüber berichten, verweile jedoch jetzt einfach lieber in diesem Gefühl der Fassungslosigkeit, das es selbstverständlich gilt zu erspüren. Mir ist noch einmal viel klarer geworden, dass ein Lernen aus der Geschichte als Individuum nur dann wirklich möglich ist, wenn man die Schicksale von Individuen so nah wie möglich an sich heranlässt, wirklich empathisch ist im wahrsten Sinne, so schmerzhaft das auch sein mag.
 
Die Gelegenheit dazu gab mir das Museum POLIN, dessen Besuch ich von ganzem Herzen empfehlen möchte.
Im POLIN © Timo Hartmann

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