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Blog #1
Von Frankfurt nach Tbilisi - über den Landweg

Blick aus dem Bus © Theresa Kulick Innerhalb von vier Stunden kann man mit Direktflügen von Deutschland Tbilisi erreichen. In diesem meinem ersten Blogartikel möchte ich darüber berichten, warum ich mich gegen diese Form der Anreise entschieden habe und was ich auf der Anreise erlebt habe.
 
Dass man Flugreisen bestmöglich vermeiden soll, ist mittlerweile ja glücklicherweise allseits bekannt. Manchmal ist das aber gar nicht so einfach. Vor allem Faktoren wie Zeit, Geld, aber auch solche Aspekte wie Sicherheit oder Machbarkeit sind oft ausschlaggebend, warum wir uns doch (zu) oft in Flugzeuge setzen. Nach einer kurzen Recherche, der Rücksprache mit meiner Ansprechpartnerin in Tbilisi und der Tatsache, dass ich auf der Anreise eine nette Begleitung haben würde, war klar, dass keine der oben genannten Faktoren einer Anreise auf dem Landweg im Wege stünde.

© Theresa Kulick
Freitagnachmittag, auf die U-Bahn wartend, die mich zum Hauptbahnhof nach Frankfurt bringt

Und so startete ich am Freitag, den 27. Oktober mit dem ICE von Frankfurt Richtung München. Dort traf ich mich am Montag, nach einem wunderschönen Wochenende mit Freund*innen in München, mit Bernadette, die von dort an an meiner Seite sein sollte. Außer unserem Bus von München nach Sofia hatten wir noch nichts gebucht und auch unser Plan war eher flexibel. An dieser Stelle sei gesagt, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, den Landweg nach Tbilisi zu bestreiten und der von uns gewählte nur eine dieser Varianten ist. Mit mehr Zeit lässt sich zum Beispiel sehr viel mehr Wegstrecke auch mit Zügen zurücklegen, was natürlich komfortabler als Busfahren ist. Auch lassen sich noch viele weitere Zwischenstopps einlegen und die Anreise somit weiter verlängern.
 
Unsere Snacks auf der ersten Etappe. Auf der letzten Etappe gab es dann Börek, Trockenfrüchte, Oliven und türkischen Honig
© Theresa Kulick
Unsere Snacks auf der ersten Etappe. Auf der letzten Etappe gab es dann Börek, Trockenfrüchte, Oliven und türkischen Honig

Unser erster Bus von München nach Sofia, fuhr knapp 22 Stunden und diese waren tatsächlich sehr viel schneller vorbei als erwartet. Vielleicht lag es daran, dass Bernadette und ich uns bis zu diesem Zeitpunkt nur durchs Telefon kannten und uns einiges zu erzählen hatten, vielleicht lag es daran, dass wir nachts zwei Sitze für uns hatten und sogar ein bisschen Schlaf abbekamen, vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass wir es uns sehr viel anstrengender ausgemalt haben, als es letztlich war. Tatsächlich am anstrengendsten an dieser Etappe war, dass unsere Mitfahrer*innen uns zeitweise mit bulgarischem Rap und Metal sowie indischen Videos beschallt haben – auch nachts um 1 Uhr. Dass wir wirklich an fast jedem der zahlreichen Grenzübergänge (Deutschland-Österreich, Österreich-Slowenien, Slowenien-Kroatien, Kroatien-Serbien, Serbien-Bulgarien) zweimal aussteigen und beim jeweiligen Land die Passkontrolle durchlaufen mussten, hat einiges an Zeit und Nerven gekostet.
 
  • Impressionen eines wunderschönen Tages in der bulgarischen Hauptstadt © Theresa Kulick
    Impressionen eines wunderschönen Tages in der bulgarischen Hauptstadt
  • Impressionen eines wunderschönen Tages in der bulgarischen Hauptstadt © Theresa Kulick
    Impressionen eines wunderschönen Tages in der bulgarischen Hauptstadt
  • Impressionen eines wunderschönen Tages in der bulgarischen Hauptstadt © Theresa Kulick
    Impressionen eines wunderschönen Tages in der bulgarischen Hauptstadt
12 Stunden in Sofia

Morgens um neun Uhr in Sofia angekommen gingen wir zunächst zum Ticketschalter für den Nachtzug nach Istanbul und buchten ein Ticket für den gleichen Tag. Der Zug sollte um halb zehn losfahren und so hatten wir ganze zwölf Stunden Zeit Sofia zu erkunden. Unsere Backpacks ließen wir in einer Gepäckaufbewahrung am Bahnhof und machten erstmal eine Free Walking Tour mit, um einen Überblick zu bekommen. Anschließend schlenderten wird durch die Stadt und setzten uns in Parks und Cafés. Im wunderschön herbstlichen Sofia, konnte man sehr gut den Tag verbringen und unter anderem auch lecker essen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir Sofia als Zwischenstopp ausgewählt haben und werde sicher nochmal für einen längeren Zeitraum in die Stadt zurückkehren, die wirklich einen ganz besonderen Charme hat.
 
  • Der Istanbul-Sofia-Express war eine Kombination aus Schlafwaggons unterschiedlichen Ursprungs, unter anderem auch aus Deutschland © Theresa Kulick
    Der Istanbul-Sofia-Express war eine Kombination aus Schlafwaggons unterschiedlichen Ursprungs, unter anderem auch aus Deutschland
  • So viel Komfort nach einer Nacht auf zwei Sitzen im Bus © Theresa Kulick
    So viel Komfort nach einer Nacht auf zwei Sitzen im Bus
Unser nächster Zwischenstopp sollte Istanbul werden. Von Sofia mit dem Nachtzug dauert es knapp 12 Stunden dorthin. Wir hatten das Glück in unserem Vierer-Schlafwagen zu zweit zu sein und so verbrachte ich dort auch die entspannteste Nacht in Verkehrsmitteln auf unserer Anreise. Vor Fahrtbeginn wurden wir mit Bettwäsche, Snacks und Getränken ausgestattet und völlig erschöpft von der vorherigen Nacht im Bus schlief ich bereits ein, bevor wir Sofia verlassen hatten. Als wir gegen ein Uhr nachts die türkische Grenze erreichten, wurden zunächst unsere Pässe auf der bulgarischen Seite eingesammelt. Anschließend mussten wir mitsamt unserem gesamten Gepäck aussteigen und neben eine Passkontrolle auch einen Gepäckscan auf der türkischen Seite durchlaufen. Zurück im Zug wurden nochmals unsere Pässe eingesammelt und uns mit einem freundlichen Grinsen und den Worten „Hitler kaputt“ zurückgegeben. (Was darauf nun die angemessene Reaktion ist, weiß ich leider nicht. Ich habe einfach freundlich zurück gelächelt.) Insgesamt haben wir knapp drei Stunden an der Grenze verbracht und sind dann erst wieder aufgewacht als die Sonne kurz vor Istanbul in unser Abteil schien.
 
  • Impressionen aus Istanbul © Theresa Kulick
    Impressionen aus Istanbul
  • Impressionen aus Istanbul © Theresa Kulick
    Impressionen aus Istanbul
  • Impressionen aus Istanbul © Theresa Kulick
    Impressionen aus Istanbul
  • Impressionen aus Istanbul © Theresa Kulick
    Impressionen aus Istanbul
Zwei Tage zwischen Europa und Asien

In Istanbul angekommen, begaben wir uns erstmal zu dem Bekannten einer Bekannten, bei dem wir die nächsten zwei Nächte auf der Couch schlafen durften. Nach einer lang ersehnten Dusche begannen wir die Stadt zu erkunden und starteten erneut mit einer Free Walking Tour. Anschließend ließen wir uns auch hier wieder durch die Stadt treiben, aßen leckeres türkisches Essen, sahen die ein oder andere Moschee von innen und von außen, hörten Straßenmusiker*innen zu und genossen das wunderschöne Wetter. Obwohl oder gerade weil ich Istanbul bereits aus einem vorherigen Aufenthalte kannte, war auch dieser Zwischenstopp sehr sehr schön.
  • Vollgepackt und leicht nervös auf dem Weg zum Busbahnhof in Istanbul © Theresa Kulick
    Vollgepackt und leicht nervös auf dem Weg zum Busbahnhof in Istanbul
  • Los geht’s nach „Gürcistan“ © Theresa Kulick
    Los geht’s nach „Gürcistan“
  • Mit dem Bus über den Bosporus © Theresa Kulick
    Mit dem Bus über den Bosporus
  • Irgendwo auf einer Raststätte mitten in der Türkei © Theresa Kulick
    Irgendwo auf einer Raststätte mitten in der Türkei
Am Freitag dann starteten wir mit einem weiteren Fernbus um 12 Uhr mittags von Istanbul aus Richtung Tbilisi. Die Tickets für diese Etappe hatten wir bereits am Bahnhof in Sofia gekauft. Dass unser Gastgeber in Istanbul über das von uns gewählte Busunternehmen nichts Gutes zu berichten wusste und uns nur „Good luck“ wünschte, machte die Aufregung vor diesem Teil der Reise dann doch größer. Diese war allerdings völlig unbegründet, wie sich schnell herausstellen wollte. Zwar war der Bus voll ausgebucht und somit nicht ganz so komfortabel wie der Bus von München nach Sofia – allerdings waren die Mitreisenden alle super freundlich und auch die zwei Busfahrer und die Reisebegleitung schienen sehr kompetent. Abgesehen von der Grenze zwischen Georgien und der Türkei, die wir am frühen Samstagmorgen mit unserem Gepäck auf dem Rücken überquerten, verbrachten wir die 26 Stunden in diesem Bus quatschend, Podcast hörend, aus dem Fenster schauend, Reiseführer lesend, essend und schlafend. Tatsächlich zog sich die Strecke durch Georgien dann doch ein wenig und bei der Einfahrt nach Tbilisi waren nicht nur wir, sondern auch die Busfahrer sehr froh darüber, die Reise hinter sich gebracht zu haben: Es wurde laute georgische Musik angemacht und freudig gehupt. Als wir schließlich Samstagabend ins Bett fallen konnten, waren wir super glücklich und haben erstmal zehn Stunden durchgeschlafen.
Grenzübergang Georgien am frühen Samstagmorgen
© Theresa Kulick
Grenzübergang Georgien am frühen Samstagmorgen

4000 Kilometer innerhalb von sechs Tagen in zwei Zügen, zwei Fernbussen, mehreren U- und S-Bahnen, einem Taxi – mit 4 Währungen und 23 Kilo Gepäck im Rucksack

Alles in allem bin ich sehr froh darüber, diese Anreise über den Landweg gemacht zu haben. So wie ich damals auch mit dem Zug zu meinem Auslandsemester nach London gereist bin, freue ich mich, dass es auch für mein Praktikum in Tbilisi geklappt hat, so umweltfreundlich wie möglich anzureisen. Dieses Mal kam noch erfreulicherweise hinzu, dass der Weg und die Zwischenstopps an sich auch schon sehr schön und aufregend waren. Klar, das schwere Gepäck und die Nächte in den Fernbussen waren eher unentspannt. Ansonsten aber gestaltete sich die Anreise – vor allem auch wegen meiner tollen Begleiterin – sehr viel weniger stressig als erwartet und sowohl der Blick aus dem Fenster, als auch die Zwischenstopps in Istanbul und Sofia waren ein toller Nebeneffekt für die Über-Land-Anreise.
Endlich angekommen – Selfie vor dem Goethe-Institut in Tbilisi
© Theresa Kulick
Endlich angekommen – Selfie vor dem Goethe-Institut in Tbilisi

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