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Blog #3
„Ar minda Parki!“ oder warum ich fast täglich eine Textzeile von K.I.Z im Kopf habe – Einkaufen und Essen in Georgien


Georgisches Essen © Theresa Kulick Im Bezug auf Lebensmittel erlebe ich Georgien durchaus ambivalent. „Ar minda Parki – არ მინდა პარკი“, heißt so viel wie „Ich möchte keine Tüte“ und war einer der ersten Phrasen, die ich auf Georgisch lernte (beziehungsweise unbedingt lernen wollte). Denn kauft man in Georgien ein, wird man quasi mit Plastiktüten bombardiert. Gleichzeitig kann man in Georgien super regionales und saisonales Gemüse und Obst kaufen – und so schmeckt es auch! Tomaten schmecken tatsächlich nach Tomaten (vgl. K.I.Z – Hurra die Welt geht unter). Da ihr euch einen Überblick über die typischen Gerichte in Georgien in jedem Reiseführer oder einem der zahlreichen Travel- oder Food-Blogs verschaffen könnt, werde ich in diesem Beitrag stattdessen über meine ganz persönlichen Erfahrungen und Highlights bezüglich des georgischen Essens, Trinkens und Einkaufens berichten.
 
Irgendwo zwischen Unverpackt und Schmelzkäse aus Finnland

  • Ganz viel Unverpacktes... © Theresa Kulick
    Ganz viel Unverpacktes...
  • Ganz viel Unverpacktes... © Theresa Kulick
    Ganz viel Unverpacktes...
  • Ganz viel Unverpacktes... © Theresa Kulick
    Ganz viel Unverpacktes...
  • aber eben z.B. auch Plastikkanister, die in Plastiktüten verpackt sind.) © Theresa Kulick
    aber eben z.B. auch Plastikkanister, die in Plastiktüten verpackt sind.
Dass man überall alles in Plastiktüten eingepackt bekommt, ist zwar ärgerlich, lässt sich aber durchaus gut verhindern – Der Gemüseladen meines Vertrauens beispielsweise gibt mir schon gar keine Plastiktüten mehr. Bei anderen Dingen fällt es schwerer, sich an seine eigenen Prinzipien bezüglich Nachhaltigkeit zu halten: der georgische Supermarkt besteht nämlich zum einem großen Teil auch aus importierten Produkten aus dem (nahen oder halt auch entfernten) Ausland. Neben dem besagten Schmelzkäse aus Finnland (den ich kaufte, weil ich ihn fälschlicherweise für Margarine hielt), finden sich auch zahlreiche deutsche Produkte in den georgischen Supermarktregalen: Bier, Frischkäse, Zahnpasta, Kekse, Süßigkeiten und Tee sind einige davon. Viele Produkte in georgischen Supermärkten kommen auch aus Russland. Als ich in meiner ersten Woche in Tbilisi einen Zitronenkuchen fürs Lehrerzimmer backen wollte, kaufte ich versehentlich russischen Gries ein, weil ich dachte es sei Mehl. Zum Glück habe ich mich bei der doch recht ungewöhnlichen Beschaffenheit des „Mehls“ an eine russischsprachige Bekannte gewandt, die meinen Kuchen dann wohl gerettet hat. Beim zweiten Anlauf zog ich mit Google Translate los und war um einiges erfolgreicher. Ich habe nämlich nicht nur echtes wirkliches Mehl gefunden, sondern das Ganze auch noch unverpackt. Auch das ist in georgischen Supermärkten keine Seltenheit: Nudeln, Reis, Nüsse, Trockenfrüchte, Mehl, Zucker und ganz klassisch Obst und Gemüse bekommt man ziemlich oft unverpackt und kann sich einfach soviel mitnehmen, wie man braucht.
 
Georgische Tomaten – meine ganz große Liebe

Ich frage mich, werde ich in Deutschland überhaupt noch mit Genuss Tomaten essen können? Ich frage mich, werde ich in Deutschland überhaupt noch mit Genuss Tomaten essen können? | © Theresa Kulick Gefühlt ernähre ich mich in Georgien nur von Tomaten – die sind nämlich einfach super lecker und schmecken anders als in Deutschland tatsächlich nach Tomaten und nicht nur nach Wasser. Jetzt fragt ihr euch sicher: Was isst sie sonst noch so? (Falls nicht, seid ihr hier eh völlig falsch – darum geht’s nämlich in diesem Blogartikel!) Dadurch dass das Gemüse hier einfach richtig richtig lecker ist und noch dazu so unglaublich günstig, gibt’s, wenn ich selbst koche, tatsächlich fast nur eben dieses.
 
Und Puri! Puri ist wohl meine zweite große Liebe nach Tomaten. Puri bedeutet auf Georgisch Brot und das gibt es in den unterschiedlichsten Variationen. Während ich in meiner Zeit in London sehr große Sehnsucht nach deutschen Vollkornbrot verspürte und jede*r, der*die zu Besuch kam, mir Brot mitbringen musste, hält sich das hier in Georgien absolut in Grenzen. Das ganz normale Standard-Puri ist ein in einem runden Ofen im Boden gebackenes längliches Weißbrot, das man an jeder Ecke in Tbilisi für weniger als einen Lari (also circa 30 Cent) kaufen kann. Meist bekommt man ein noch warmes Exemplar in die Hand gedrückt, das sich tatsächlich auch sehr gut pur und ohne Belag snacken lässt – oder eben mit Tomaten.
 
Meriko, eine georgische Freundin von uns, die wir übers Sprachtandem kennengelernt haben, zeigt uns, wie man Adjarian Khachapuri macht. Meriko, eine georgische Freundin von uns, die wir übers Sprachtandem kennengelernt haben, zeigt uns, wie man Adjarian Khachapuri macht. | © Theresa Kulick Ein weiteres Puri, welches ich super gerne esse, ist das Adjarian Khachapuri. Khachapuris sind Brote, die in irgendeiner Form mit georgischem Käse gefüllt sind und die es in Georgien in den unterschiedlichsten Versionen gibt. Eine von diesen Versionen ist das besagte Adjarian Khachapuri: Ein Brot in Bootsform, welches nicht nur mit Käse gefüllt ist, sondern zusätzlich noch mit Butter und einem angestocktem Eigelb. Diese drei Zutaten werden vor dem Verzehr vermischt und mit dem Brot anschließend gegessen. Ursprünglich kommt diese absolute Köstlichkeit von der Schwarzmeerküste (ergo die Bootsform). Wie ihr euch vielleicht denken könnt, ist es allerdings so mächtig, dass es sich hierbei um ein Essen handelt, was am besten schmeckt, wenn man es teilt – so wie viele georgische Gerichte.
 
  • Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary © Theresa Kulick
    Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary
  • Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary © Theresa Kulick
    Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary
  • Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary © Theresa Kulick
    Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary
  • Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary © Theresa Kulick
    Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary
  • Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary © Theresa Kulick
    Ein paar Bilder aus meinem Puri-Diary
Sharing is caring

Essen Gehen macht in Georgien besonders viel Spaß. Es ist günstig und man kommt in den Genuss der tollen georgischen Küche und zwar meistens gleich mehrerer Gerichte an einem Abend. Je mehr Menschen zusammen essen, desto mehr unterschiedliche Gerichte kann man genießen. Gut für mich – ich finde es schrecklich, mich zu entscheiden. Besonders was Essen angeht. Meistens bestellen wir also viele der leckeren Sachen auf der Speisekarte und teilen alles. Meine klaren Favoriten sind, neben besagtem Adjarian Khachapuri, Khinkali, Lobio und gefüllte Pilze. Khinkali sind gefüllte Teigtaschen, die ursprünglich mit Fleisch gefüllt waren. Mittlerweile gibt es sie aber auch in vegetarischen Varianten, gefüllt mit Pilzen, Kartoffeln oder Käse. Hier überzeugt mich tatsächlich jedes Mal aufs Neue die Pilzfüllung am Meisten. Khinkali sind übrigens auch ein absolutes Sharing-Gericht. Sie kosten pro Stück meist unter einem Lari und sind somit ebenfalls ziemlich günstig. Man bekommt sie im Restaurant aber meist nur serviert, wenn man mindestens fünf, beziehungsweise häufig sogar zehn bestellt. Ich kann euch verraten, –  und ich esse gerne und viel – ich habe noch nie mehr als fünf von ihnen geschafft.
 
  • Georgische Spezialitäten © Theresa Kulick
    Georgische Spezialitäten
  • Obwohl Khinkali eigentlich so ästhetisch sind, dass sie es sogar auf Postkarten und Socken geschafft haben, ist dies leider das einzige brauchbare Bild, welches ich von ihnen gemacht habe. © Theresa Kulick
    Obwohl Khinkali eigentlich so ästhetisch sind, dass sie es sogar auf Postkarten und Socken geschafft haben, ist dies leider das einzige brauchbare Bild, welches ich von ihnen gemacht habe.
Snacks, Snacks, Snacks
  • Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel © Theresa Kulick
    Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel
  • Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel © Theresa Kulick
    Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel
  • Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel © Theresa Kulick
    Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel
  • Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel © Theresa Kulick
    Die letzten Monate gab‘s bei mir um den Vitaminhaushalt aufzufrischen oft und gerne Kaki und Granatapfel
Neben Tomaten kann man hier auch ganz wunderbar das ganze frische Obst, je nach Jahreszeit vor allem Granatapfel, Khaki, Weintraube, Wassermelone, Feige und Beeren snacken. Zusätzlich gibt es auch noch super leckere Walnüsse. Hier haben sich die Georgier*innen etwas besonders Leckeres und Praktisches ausgedacht. Tschurtschchela! Auch georgisches Snickers genannt. Dabei handelt es sich um Walnüsse (oder Haselnüsse), die auf eine Schnur aufgefädelt werden, in einen angedickten Traubensaft getunkt werden und dann aushärten. Mittlerweile werden sie auch zusätzlich mit weiteren Fruchtsäften produziert, am Leckersten finde ich allerdings tatsächlich die Variante mit Walnüssen und Traubensaft. Besonders beim Wandern hat uns dieser Snack begleitet, weil er eben nicht nur sehr lecker, sondern auch ein kleiner Energielieferant und somit ein echtes Superfood ist.
  • „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand © Theresa Kulick
    „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand
  • „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand © Theresa Kulick
    „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand
  • „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand © Theresa Kulick
    „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand
  • „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand © Theresa Kulick
    „Georgisches Snickers“ – als Wander-Begleiter, in der Herstellung, am Straßenrand
Wine not?

Kreative Phrasen wie diese finden sich vor zahlreichen Restaurants in Tbilisi – Georgien ist nämlich ein Weinland und die Menschen sind (zurecht) auch durchaus stolz auf eines ihrer größten Exportprodukte. Um bei den kreativen Sprüchen zu bleiben, es ist tatsächlich ziemlich oft „wine o’clock“ in Georgien. Zu sämtlichen Gelegenheiten stößt man mit einem oder auch mehreren Gläsern Wein an – es soll tatsächlich vorkommen, dass sogar während der Arbeitszeit getrunken wird (ganz nach dem Motto: „working from nine to wine“).
 
Nein, jetzt nochmal ernsthaft: Der Wein in Georgien ist wirklich sehr schmackhaft. Es gibt eine traditionelle Art der Wein Herstellung, die allerdings nur einen kleinen Teil der Produktion ausmacht, weil die Nachfrage nach sogenannten european-style Weinen viel höher ist. Mir persönlich schmeckt aber vor allem der traditionell georgische Wein sehr gut, weil er eben nicht so ist, wie die Weine, die wir in Deutschland im Supermarkt bekommen. Neben den großen und kleinen Weingütern und ihrer Produktion betreibt fast jede*r Georgier*in (zumindest auf dem Land) auch noch seine*ihre ganz eigene Weinherstellung für den eigenen Bedarf. So kommt es, dass wir bisher nicht nur in zahlreichen Gästehäusern mit Hauswein begrüßt wurden oder ihn zum Abendessen gereicht bekamen, sondern auch schon mal einen zwei Liter Kanister zum Abschied geschenkt bekommen haben. (Die Infos über den georgischenWein rekonstruiere ich übrigens aus den Weingut-Besuchen und Winetastings, die ich dieses und letztes Jahr gemacht habe.)
 
Dass ich ein kleiner großer Fan vom georgischen Wein bin, sollte, denke ich, durchgeschimmert sein. Ein riesiger Fan bin ich außerdem vom georgischen Mineralwasser. In Deutschland trinke ich fast ausschließlich Leitungswasser und bin auch super zufrieden damit. Wenn ich mir dann mal etwas „gönnen“ möchte, kaufe ich mir ein Sprudelwasser in einer Glasflasche. (Don’t judge!) Ihr könnt euch also vorstellen, wie glücklich es mich macht, dass es hier in Georgien natürliches sprudeliges Mineralwasser in Glasflaschen gibt. Vor allem Borjomi, eines der berühmtesten Wasser hier, hat es mir angetan. Es hat einen leicht salzigen Geschmack und schmeckt vor allem kalt richtig gut. Natürlich bin ich, als ich im gleichnamigen Ort am Nationalpark war, zur Quelle gepilgert und habe mir das Wasser selbst abgefüllt.
 
  • Wasser und Wein © Theresa Kulick
    Wasser und Wein
  • Wasser und Wein © Theresa Kulick
    Wasser und Wein
  • Wasser und Wein © Theresa Kulick
    Wasser und Wein
Ich bekomme nicht genug!

Borjomi wird also definitiv eines der Dinge im Hinblick auf georgisches Essen und Trinken sein, das mir sehr fehlen wird. Generell habe ich das Gefühl, dass ich so einiges vermissen werde. Kennt ihr das: Wenn ihr auf Reisen seid und euch irgendwann auf europäisches Essen freut, weil ihr beispielsweise keinen Reis mehr sehen könnt? Tja, so geht es mir mit georgischem Essen überhaupt nicht. Ging mir letztes Jahr nicht so und dieses Jahr auch nicht. Ich bekomme einfach nicht genug davon. Und das obwohl die Restaurants hier in Tbilisi jetzt nicht extrem international sind und ich somit doch recht konstant die georgische Küche geniesse. Aber diese Art des Essens, das Teilen von mehreren Gerichten, dass diese Gerichte dann auch noch so unglaublich lecker sind, man super einfach vegetarisch essen kann und natürlich das super Sprudelwasser und ab und zu der leckere Wein – wie soll man davon je genug bekommen?

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