Qualitätsmerkmale
DEUTSCH ALS FRÜHE ZWEITSPRACHE

Eine wichtige Rolle beim Erwerb der Zweitsprache spielen die Dauer, die Intensität, die Qualität des Kontakts, sowie das soziale und emotionale Umfeld des Kindes. Dies sind im Grunde die gleichen Voraussetzungen wie beim frühen Fremdsprachenlernen.
 
Dazu gehören aus der Perspektive des Kindes:

  • Motivation und Interesse (Kommunikationsinitiative)
  • Eine positive soziale Beziehung zu den Personen, die mit ihm in der Zweitsprache kommunizieren
  • Ein positiver Umgang mit der Erstsprache und der Herkunftskultur
  • Ausreichende Möglichkeiten zum intensiven Hören
  • Bedeutsame Inhalte, das heißt Übertragung auf Alltagssituationen und Alltagskommunikation
  • Ausreichende Möglichkeiten, den Spracherwerb kreativ mitzugestalten (durch Bewegung, Musik und so weiter)
  • Sensible ko-konstruktive Unterstützung beim Einhören, Aneignen und beim aktiven Gebrauch der Sprache
  • Ausreichend Zeit zur Bewusstmachung und Verinnerlichung
Die Sprachförderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und/oder Bildungsbenachteiligung ist eine Aufgabe von Lehrkräften in jedem Unterricht. Sie kann nicht allein im Verantwortungsbereich von additiven DaZ-Unterrichtsangeboten oder des Faches Deutsch liegen.
 
Die Qualitätsmerkmale für einen sprachförderlichen Unterricht in sprachlich heterogenen Klassen beinhalten unter anderem:
  • Strategien und Methoden für die Planung und Durchführung eines Unterrichts, der die Entwicklung der bildungssprachlichen Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler fördert
  • die Bereitschaft und Kompetenz der Lehrkräfte, sich mit den sprachlichen Anforderungen ihres Faches auseinanderzusetzen und ihren Unterricht so zu planen, dass er den Schülern das Erlernen der Sprache des Faches im Unterrichtskontext ermöglicht
  • die Diagnose der sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler
  • Brücken zwischen den beiden Registern, Alltags- und Bildungssprache, herzustellen
  • differenzierte Methoden für Aufgabenstellungen, Wortschatzarbeit, Sprachverständnis und Sprachproduktion einzusetzen
  • konstruktive Rückmeldungen und Fehlerkorrekturen, die ein zunehmend selbstgesteuertes Lernen fördern
Sprachförderlichen Unterricht in der täglichen Praxis umzusetzen, bedeutet eine große Herausforderung für jede Lehrkraft und Schule. Es empfiehlt sich, nicht alle Qualitätsmerkmale auf einmal umsetzen zu wollen, sondern Schwerpunkte zu setzen, die auf bereits vorhandene Konzepte an der Schule aufbauen und sie weiterzuentwickeln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Qualitätsmerkmale nicht isoliert zu betrachten sind, sondern häufig ineinander greifen (zum Beispiel Diagnose und Bereitstellung sprachlicher Mittel).
 

Quellen

Apeltauer, Ernst; Hoppenstedt, Gila (2010): Meine Sprache als Chance – Handbuch zur Förderung der Mehrsprachigkeit. Troisdorf, Bildungsverlag EINS. S. 26.

Freie Hansestadt Bremen. Planung und Organisation von Sprachförderung im Elementarbereich (2008)

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin: Konzeption FÖRMIG-Transfer Berlin