16.01.2013: Symposium: „Kosmopolitismus neu denken – Afrika in Europa – Europa in Afrika“

Mit dem steigenden Interesse an „Kunst aus Afrika“ stellt sich zunehmend die Frage nach einer angemessenen Definition der heutigen künstlerischen Praxis. Das Symposium „Kosmopolitismus neu denken“ stellt am 2. und 3. Februar in der Akademie der Künste den herkömmlichen Konzepten von „europäischer“ und „afrikanischer“ Kunst den Begriff des neuen Kosmopolitismus entgegen. Internationale Wissenschaftler und Künstler nehmen die Schnittstelle zwischen Moderne und Entkolonialisierung in den Fokus, darunter führende Intellektuelle wie Achille Mbembe (Johannesburg), Susan Buck-Morss (New York) und Hans Belting (Karlsruhe).

Die Entkolonialisierung führte zum Aufbruch einer neuen internationalen Ordnung, die die Unzulänglichkeiten der klassischen Definitionen von Moderne, Kultur, Kunst und Politik sichtbar machte. Bis heute stellt diese veränderte Ordnung eine kontinuierliche Herausforderung dar. Das Symposium untersucht diese Begriffe im Zusammenhang mit einer erneuerten Konzeption des Kosmopolitismus. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung des Ursprungs und der Konsequenzen der neuen Migrationsbewegungen in Afrika und Europa. Mit dem Versuch, Kosmopolitismus neu zu denken, werden selbst die vermeintlich adäquaten Konzepte „europäischer“, „westlicher“ oder „afrikanischer“ Kunst obsolet. Das Symposium möchte sich angemesseneren Definitionen der aktuellen Kunstpraxis zuwenden, sowie den vielfältigen Sichtweisen und Bestimmungen, mit denen sich diese Kunstpraxis auf die verschiedenen und so ungleich miteinander verbundenen Welten bezieht.

Kosmopolitismus wird hier so verstanden, dass es für die Mitglieder jeder Gemeinschaft notwendig ist, sich andere als ihre eigenen lokalen oder nationalen Grenzen vorzustellen, die in einem globalen Maßstab mehr inklusiv als exklusiv sind. Kosmopolitismus wird daher als Metapher für Mobilität, Migration und Koexistenz in der Vielfalt begriffen und meint den Gegensatz von Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Unbeweglichkeit und limitierten Vorstellungen von Souveränität. Besonderen Wert legen die Vortragenden auf die anti-hegemonialen und anti-homogenisierenden Potenziale von Kosmopolitismus, die entgegen jener Machtkonzepte stehen, welche mit imperialen Tendenzen und transnationalem Kapitalfluss sowie der damit verbundenen neoliberalen Wirtschaftspolitik assoziiert werden. Der Begriff des Kosmopolitismus wird hier auch als ein Streben nach Frieden verstanden, dem die Entwicklung eines ausgeprägten Sinns für Ethik und moralische Verpflichtung gegenüber allen anderen Menschen zugrunde liegt.

Das Symposium versucht, eine Plattform der Wissensproduktion zu begründen und die eklatanten Lücken im Verständnis der kulturellen und politischen Dynamiken einer „Welt in Bewegung“ zu schließen.

Teilnehmer des Symposiums sind u.a. Hans Belting (Karlsruhe), Susan Buck-Morss (New York), Fatima El-Tayeb (San Diego), Elizabeth Giorgis (Addis Abeba), Jeanette S. Jouili (Durham), Achille Mbembe (Johannesburg), Sandy Prita Meier (Urbana-Champaign), Tejumola Olaniyan (Madison), Manuela Ribeiro Sanches (Lissabon), Berni Searle (Kapstadt), Bahia Shehab (Kairo), Peter Weibel (Karlsruhe), Selene Wendt (Oslo), Siegfried Zielinski (Berlin).

Tagung: „Kosmopolitismus neu denken“
Afrika in Europa | Europa in Afrika
2. und 3. Februar 2013, 10 – 19 Uhr
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
In Englisch | Mit Simultanübersetzung
Eintritt: frei

Anmeldung erbeten bis 25. Januar unter:info@adk.de ; Tel.: +49 30 200 57 1000
Interviewwünsche und Presse-Akkreditierung: mail@artefakt-berlin.de ; Tel.: +49 30 440 10 686

Ausstellung
„Nothing to declare? - Weltkarten der Kunst nach '89"
Kuratoren: Andrea Buddensieg, Peter Weibel, Johannes Odenthal und Hans Belting (Berater)
Ein Projekt von ZKM Karlsruhe und Akademie der Künste, Berlin
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds Berlin
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
1. Februar – 24. März 2013

Performance
„La Beauté du Diable“
Solotanzstück von und mit Koffi Kôkô
Ein Projekt der Akademie der Künste, Berlin
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Freitag, 1. Februar 2013, 19 Uhr

Der Koordinator des Symposiums ist Salah M. Hassan, in Zusammenarbeit mit Joachim Bernauer und Jürgen Bock. Organisiert wird es vom Goethe-Institut in Kooperation mit der Akademie der Künste (Berlin), der Maumaus School of Visual Arts (Lissabon) und dem Institute for Comparative Modernities (ICM) der Cornell University, mit Unterstützung der Allianz Kulturstiftung.


Kontakt:

Stefan Hirtz
Medienarbeit
ARTEFAKT Kulturkonzepte
Tel.: +49 30 440 10 686
mail@artefakt-berlin.de

Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de

PROGRAMM

KOSMOPOLITISMUS NEU DENKEN: AFRIKA IN EUROPA | EUROPA IN AFRIKA

Internationales Symposium
Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Berlin
2. und 3. Februar 2013 | 10-19 Uhr | Eintritt frei
Konferenzsprache: Englisch | Mit Simultanübersetzung
Koordinator des Symposiums: Salah M. Hassan
Um Anmeldung bis 25. Januar wird gebeten:
ticket@adk.de oder Tel.: +49 30 20057-1000

Pressekontakt: ARTEFAKT Kulturkonzepte, Ursula Rüter & Stefan Hirtz
mail@artefakt-berlin.de oder Tel.: +49 30 440 10 686

Samstag, 2. Februar 2013, 10 bis 18 Uhr

Kosmopolitismus und die Verflechtung von Afrika und Europa neu denken
Theoretische und historische Positionen

10:00 Uhr Eröffnung
Johannes Odenthal Begrüßung
Joachim Bernauer Über dieses Symposium
Salah Hassan Einführung 10:30 Uhr Europa / Afrika und die Universalgeschichte
Susan Buck-Morss Hegel, Haiti und Universalgeschichte: Eine Antwort auf die Kritiker
Siegfried Zielinski »Mittel und Meere«
Discussants Tejumola Olaniyan, Manuela Ribeiro Sanches

12:30 Uhr Künstler-Beitrag (I)
Bahia Shehab Kunstausübung in revolutionärer Zeit

13:00 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr Verschiebungen von Afrika und Europa
Achille Mbembe Frankreich provinzialisieren?
Manuela Ribeiro Sanches Das postnationale Europa entkolonialisieren. Einige Gedanken über Nationalismus und Kosmopolitismus
Discussants Jeanette S. Jouili, Fatima El-Tayeb

16:30 Uhr Kaffeepause

17:00 Uhr Europa von der Moderne bis zum Postkolonialismus
Hans Belting Wann begann Moderne Kunst? Das Museum of Modern Art und die Geschichte des Modernismus
Fatima El-Tayeb Europäische Fremde. Weißsein und rassistische Gewalt im farbenblinden Europa
Discussants Achille Mbembe, Susan Buck-Morss

Sonntag, 3. Februar 2013, 10:30 bis 20:00 Uhr

Afrika in Europa | Europa in Afrika
Kunst und Kultur in der Praxis und die Politik der Repräsentation

10:30 Uhr Kosmopolitismus neu denken: Kunst und Kultur in der Praxis
Sandy Prita MeierOstafrikanischer Kosmopolitismus als Zwischenraum
Tejumola Olaniyan Kosmopolitischer Mehrwert: Ein Leitfaden
Discussants Elisabeth Giorgis, Salah Hassan

12:30 Uhr Künstler-Beitrag (II)
Berni Searle Über Kosmopolitismus, Fremdenfeindlichkeit und Migration: Eine Künstler-Reise

13:00 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr Kosmopolitismus neu denken: Bildende und Darstellende Künste
Salah Hassan Kosmopolitismus neu denken: Ist „Afropolitismus“ die Antwort?
Jeanette S. Jouili Formung kosmopolitischer Bürger in England: Islamische und urbane Kultur nach dem Multikulturalismus
Discussants Peter Weibel, Leonhard Emmerling

16:30 Uhr Kaffeepause

17:00 Uhr Aus kuratorischer Sicht: Afrika in Europa/Europa in Afrika
Selene Wendt Afrika in Oslo: Afropolitismus zum Polarkreis bringen
Elisabeth Giorgis Die äthiopische Moderne neu denken
Discussants Jürgen Bock, Elvira Dyangani Ose

19:00 Uhr Abschluss
Salah Hassan

Änderungen vorbehalten