11.12.2013: Goethe-Institut: Zügig durchstarten

Präsident und Vorstand des Goethe-Instituts zeigten sich auf der Jahrespressekonferenz zufrieden mit den Planungen der Großen Koalition zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. „Wir freuen uns, dass der Koalitionsvertrag sich so klar zu uns bekennt“, so Präsident Klaus-Dieter Lehmann. „Dass er explizit eine adäquate Ausstattung für das Goethe-Institut vorsieht, bestärkt uns in unserer Arbeit und stimmt uns für die kommenden vier Jahre optimistisch.“

„Das Goethe-Institut arbeitet nicht in Legislaturperioden“, sagte Klaus-Dieter Lehmann am Mittwoch in Berlin. „Denn die Arbeit im Kulturbereich und in der Bildungszusammenarbeit gewinnt erst durch Kontinuität, Langfristigkeit und Unabhängigkeit ihre Kraft.“ Trotzdem seien die politischen Rahmenbedingungen nicht unerheblich für den Gestaltungsspielraum der größten deutschen Mittlerorganisation. Lehmann bilanzierte die vergangene Legislaturperiode: „Die letzten Jahre haben ein aktives und starkes Goethe-Institut gesehen – allerdings wurden die Erfolge auch hart erarbeitet.“ Im Koalitionsvertrag sei klar erkennbar, dass die innereuropäischen Beziehungen eine besondere Rolle einnehmen, ebenso Fragen der Integration. Der deutschen Sprache, der Bildungszusammenarbeit und dem interkulturellen Dialog, vor allem mit der islamischen Welt, werde eine stärkere Aufmerksamkeit gewidmet. „Das ist eine gute Entwicklung, die zeigt, dass wir die Schwerpunkte richtig gesetzt haben. So können wir zügig durchstarten.“

Generalsekretär Johannes Ebert sagte: „Deutschlands Rolle in Europa und in der Welt hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Es werden weltweit Erwartungen an uns gerichtet – nicht mehr nur in Athen, Paris und Warschau, sondern auch in Kiew, Peking oder Kairo. Das Goethe-Institut leistet mit seinem Netzwerk einen wichtigen Beitrag, um diesen Dialog vielstimmig und fruchtbar zu führen.“ Mit seinen Sprach- und Bildungsprogrammen in aller Welt bilde es eine Brücke nach Deutschland, die derzeit von vielen jungen Menschen beschritten wird, die den handfesten Mehrwert von deutschen Sprachkenntnissen zu schätzen wissen. „Dass neben der Spracharbeit von der Großen Koalition auch die kulturelle Zusammenarbeit so klar benannt wird, freut uns sehr. Kultur ist nicht Beiwerk – sondern fundamentaler Bestandteil des internationalen Dialogs.“

Klaus-Dieter Lehmann führte aus, dass persönliche Netzwerke und Begegnungen immer wichtiger würden. Das Goethe-Institut sei ein kooperativer Partner und die Basis seines Arbeitens sei die internationale Lerngemeinschaft. Jedes Goethe-Institut baue ein lokales oder regionales Netz auf, das den kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen nachspüre. Damit nehme es die ästhetischen Positionen in den Blick und erarbeite gemeinsam mit den Partnern neue Ideen. In der Kulturarbeit spiele derzeit die Literatur eine bedeutende Rolle: „Die deutsche Literatur ist im Ausland gefragt wie lange nicht. Wir merken deutlich, dass unsere Programme sich aktuell großer Beliebtheit erfreuen“, so Lehmann weiter. „Das Goethe-Institut hat den Ehrgeiz, die deutsche Literatur in ihrem kulturellen Bildungszusammenhang zu vermitteln, die literarischen Diskurse zu identifizieren und thematisch im Ausland umzusetzen.“ Die Literaturprogramme nutzen Lesungen, Buchpräsentationen, Podiumsgespräche, Residenz- und Stadtschreiberprogramme und arbeiten mit Buchmessen und Literaturhäusern zusammen. Die Übersetzungsförderung des Goethe-Instituts sei das am längsten bestehende und umfassendste Programm dieser Art im deutschen Sprachraum. „Wir können den Markt nicht lenken, aber wir können kluge Akzente setzen, etwa bei den unabhängigen Verlagen im Ausland, die offen sind für Übersetzungen von literarischer Qualität“, so Lehmann.

Ebert zeigte auf, wie das Goethe-Institut im kommenden Jahr mit Projekten rund um den Globus den 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nutzt, um dessen Auswirkungen auf die Staaten- und Bewusstseinsbildung Europas zu reflektieren. „Der Umgang mit Erinnerung spielt seit jeher eine wichtige Rolle in der Arbeit der Goethe-Institute. Denn Erinnerungskultur ist nicht einfach der Blick zurück, sondern sie liefert Erkenntnisse für das Zusammenleben in Europa heute.“ Ein besonderer Fokus liege auf den Ländern Südosteuropas, zum Beispiel mit dem Theaterprojekt „Schlachtfeld Erinnerung“ von Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura, das Perspektiven aus Belgrad, Sarajevo und Istanbul mit deutschen und österreichischen zusammenbringe. Ebert betonte weiter: „Außen- und Innenpolitik sind in der globalisierten Welt mittlerweile stark verwoben. Gerade im Bereich der Spracharbeit ist deshalb die Auswärtige Kultur- und Bildungsarbeit integraler Bestandteil gelungener Migrations- und Integrationspolitik.“ Spracherwerb sei ein essentieller Faktor für Integration – und die Migration wirke sich natürlich auch auf unsere Sprache aus. In 25 Veranstaltungen im gesamten deutschsprachigen Raum werde das Goethe-Institut unter dem Titel „Deutsch 3.0“ mit zahlreichen Partnern 2014 eine Reflexion über die Zukunft der deutschen Sprache anstoßen. Nicht nur die zunehmende Mehrsprachigkeit, sondern auch die Digitalisierung wirke sich auf das Deutsche aus – diese Entwicklungen lohne es sich in den Blick zu nehmen. Beim Goethe-Institut gebe es digitale Neuerungen wie die Deutschlernerplattform „Deutsch für Dich“ oder neue Veranstaltungsformate wie die multimediale Reihe „Mapping Democracy“.

Der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Bruno Gross führte aus, dass das Goethe-Institut von der Aufstockung des Etats für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik um 8 Prozent in den letzten vier Jahren nicht profitiert habe. Im gleichen Zeitraum sei die institutionelle Förderung des Instituts um 7 Prozent abgesenkt worden, was etwa 15 Millionen Euro entspricht. Die weltweite Inflation, Tariferhöhungen und gestiegene Strukturkosten hätten diesen Effekt zusätzlich verstärkt. Erfreulich sei dagegen die Entwicklung bei den Sprachkursen und Prüfungen verlaufen. „Das Goethe-Institut hat die gestiegenen Umsätze dazu genutzt, weiter in Qualität und Ausbau der Reichweiten seines Sprachangebots und in modernen Unterricht zu investieren, um so die Stellung der deutschen Sprache in der Welt zu stärken“, betonte Gross.

Das weltweit tätige deutsche Kulturinstitut fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild. In Zeiten neuer globaler Herausforderungen zielt die Arbeit des Goethe-Instituts auf ein vertieftes Verständnis der Kulturen untereinander und auf die Stärkung des Ansehens Deutschlands in der Welt. Derzeit unterhält das Goethe-Institut 158 Institute weltweit.

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Kontakt:

Christoph Mücher
Pressesprecher und
Bereichsleiter Kommunikation
Goethe-Institut Zentrale
Tel.: +49 89 15921 249
muecher@goethe.de

Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
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