19.12.2013: Kulturakademie Tarabya: Stipendiaten 2014

Zwei Jahre nach ihrer Eröffnung überzeugt die Kulturakademie Tarabya weiterhin mit großen Namen: Auch im kommenden Jahr ziehen wieder Künstler der deutschen Kulturszene an den Bosporus. Unter den Stipendiaten sind Katja Lange-Müller, Candice Breitz, Nezaket Ekici und viele andere mehr.

Jim Rakete, Moritz Rinke und Gerhard Falkner sind nur drei der Stipendiaten, die bisher das Haus am Bosporus mit Leben gefüllt haben. Die Stipendiaten, die den Sommer über in Tarabya residierten, wurden dabei direkte Zeugen der Auseinandersetzungen im Gezi-Park. Das Erlebte haben sie in ihre künstlerischen Arbeiten einfließen lassen – die ersten waren bereits als Ausstellungen, Theaterstücke oder Bücher in Deutschland zu sehen.

Stipendiaten 2014 und voraussichtliche Termine
Ola Kolehmainen: 1. Oktober 2013 - 28. Februar 2014
Katja Lange-Müller: 23. Oktober 2013 - 30. Juni 2014
Nico Bleutge: 01. November 2013 - 30. April 2014
Nezaket Ekici: 1. Dezember 2013 - 30. September 2014
Ayse Polat: 1. Dezember 2013 - 28. Februar 2014
Kurt Drawert: 1. März 2014 - 31. August 2014
Hans Werner Kroesinger & Regine Dura: 1. März 2014 - 30. April 2014
Berthold Reiß: 1. Mai 2014 - 30. Oktober 2014
Silvina Der-Meguerditschian: 1. Mai 2014 - 31. Oktober 2014
Candice Breitz: 1. Juli 2014 - 31. Oktober 2014
Erdal Yıldız: 1. September 2014 - 30. November 2014
Miraz Bezar: 1. Oktober 2014 - 31. März 2015
Neco Çelik: 1. November 2014 - 30. April 2015
Nuran David Calis: 1. November 2014 – 30. April 2015
Ayat Najafi: 1. November 2014 - 30. April 2015

Die Kulturakademie Tarabya
Eröffnet wurde die Kulturakademie Tarabya im Oktober 2011, im September 2012 sind die ersten Stipendiaten eingezogen. Untergebracht ist die Akademie in der ehemaligen Sommerresidenz des deutschen Botschafters in Tarabya bei Istanbul. Das Gelände war ein Geschenk des osmanischen Sultans Abdülhamid II. an den letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1880.

Die Leitung der Akademie liegt bei der Deutschen Botschaft Ankara, die kuratorische Verantwortung beim Goethe-Institut. Das deutsche Kulturinstitut betreut die Stipendiaten, vermittelt und pflegt Kontakte vor Ort und führt ein Begleitprogramm durch, in dessen Rahmen Tarabya zu Konzerten, Lesungen und Konferenzen einladen wird. Die Idee, in Tarabya eine Kulturakademie zu gründen, kam 2008 vom Deutschen Bundestag.

Die Jury
Zu den fünf Mitgliedern der Jury zählen der Kurator und Kunsthistoriker David Elliott, die Schauspielerin Sibel Kekilli, die Theaterintendantin in Shermin Langhoff, der Komponist und Musikwissenschaftler Wolfgang Rihm sowie der Lyriker und Übersetzer Joachim Sartorius, der auch der Jury-Vorsitzende ist. Die Jury wurde vom Beirat der Kulturakademie unter Vorsitz des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium der Finanzen Steffen Kampeter berufen. Dem Beirat gehören Vertreter des Bundestags, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Goethe-Instituts und des Auswärtigen Amts an. Der Akademiebeirat berät auch über die konzeptionellen Leitlinien für die Kulturakademie.

Weitere Informationen zum Programm:
www.goethe.de/istanbul
www.istanbul.diplo.de

Kurzbiografien der Stipendiaten 2014
Miraz Bezar:
Der Berliner Autor, Theaterregisseur und Filmemacher kurdischer Abstammung war als Schauspieler an verschiedenen Off-Theater-Produktionen beteiligt. Bezar studierte Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) und drehte mehrere Kurzfilme. Sein Kinodebut „Min Dît – Die Kinder von Diyarbakır“ gewann mehr als 14 internationale Preise und war für den Deutschen Filmpreis 2011 in der Kategorie „Bestes Drehbuch“ nominiert.

Nico Bleutge: Der Berliner Schriftsteller studierte Neuere Deutsche Literatur, Rhetorik und Philosophie in Tübingen. Seit 2001 arbeitet er als freier Literaturkritiker für verschiedene Zeitungen, u.a. die Süddeutsche Zeitung und den Tagesspiegel. 2006 debütierte er mit dem Gedichtband „klare konturen“. Gerade ist sein dritter Band "verdecktes gelände" erschienen. Nico Bleutge ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Für sein Schreiben hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Anna Seghers Preis und den Erich Fried Preis.

Candice Breitz: Die in Südafrika geborene Videokünstlerin lebt und arbeitet in Berlin und unterrichtet seit 2007 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Ihre Arbeiten wurden auf diversen internationalen Ausstellungen gezeigt, z.B. auf der Venedig Biennale, dem Sundance Film Festival, dem Louisiana Museum of Modern Art (Humlebæk), dem San Francisco Museum of Modern Art und dem The Power Plant (Toronto). Teile ihrer Arbeit befinden sich in der Sammlung des Lenbachhauses (München), der Hamburger Kunsthalle, im Museum of Modern Art New York und dem Solomon R. Guggenheim Museum sowie der National Gallery of Canada (Ottawa).

Nuran David Calis: Der Münchner Regisseur, Theater- und Filmautor türkisch-armenisch-jüdischer Abstammung wurde für seine Arbeiten und Inszenierungen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nestroypreis. Sein erster Spielfilm „Meine Mutter, mein Bruder und ich“ kam 2008 in die Kinos, 2010 verfilmte er für das ZDF Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“. 2010 war im Deutschen Theater Berlin die Uraufführung seines Stückes „Schattenkinder“ zu sehen.

Neco Çelik: Der Berliner Film- und Theaterregisseur ist seit 1993 als Medienpädagoge im Kreuzberger Jugendzentrum Naunyn Ritze tätig. 2003 drehte er den Spielfilm „Urban Guerillas", für den er den Publikumspreis beim Festival Türkei/Deutschland bei der Nürnberg und Würzburger Filmwoche erhielt. 2006 drehte Çelik die TV-Dokumentation „Kreuzberger Nächte – Junge Türken in Berlin“, die im ZDF ausgestrahlt wurde, sowie 2007 die 3Sat TV-Dokumentation „Ganz oben. Türkisch – Deutsch – Erfolgreich“. Aufsehen erregte seine Theaterinszenierung „Schwarze Jungfrauen“ (2006).

Silvina Der-Merguerditchian: Geboren in Buenos Aires, wuchs die Künstlerin als Enkelin armenischer Großeltern in Argentinien auf. Sie lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer Arbeit werden Themen wie nationale Identität, Zugehörigkeit, die Rolle von Minderheiten in der Gesellschaft und das Potenzial eines „Zwischenraumes“ ausgelotet. Kollektives Gedächtnis, insbesondere die Erinnerung an die Vernichtung der Armenier in der Türkei stehen im Fokus ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Sie hat die Plattform underconstructionhome.net ins Leben gerufen und das erste Armenische Diaspora Pavillon in der 52. Venedig Biennale kuratiert. In den letzten fünf Jahren hat sie verstärkt Projekte in Istanbul und erfolgreiche Kooperationen mit dem Ballhaus Naunynstrasse und dem Gorky Theater realisiert. Seit 2010 ist sie Art Director des Projektes Houshamadyan.org.

Kurt Drawert: Der in Brandenburg geborene Schriftsteller gründete 1998 die Darmstädter Textwerkstatt und leitet heute das Zentrum für junge Literatur am Literaturhaus in Darmstadt. Drawerts Werk umfasst mehrere Gedichtbände, Theaterstücke, Essays und Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Rainer-Malkowski-Preis (2008) und dem Werner Bergengruen-Preis (2013).

Regine Dura: Die Filmemacherin begann ihre Arbeit in der Spiel- und Dokumentarfilmproduktion und arbeitete u.a. für die Wim Wenders Produktion, die European Film Academy und als Co-Kuratorin des „SPLICE IN” Filmprogramms zu Gender und Politik in Afghanistan, Indien, Iran und Europa. Im Theater arbeitet sie seit 2000 mit dem Dokumentartheaterregisseur Hans-Werner Kroesinger als Dramaturgin zusammen. Südafrika rückte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, als sie im Jahr 2000 für die internationale Theaterproduktion „Truth – Commisioned by the Heart of Darkness“ bei ihren Recherchen die Anhörungen der Wahrheitskommission besuchte. „Weißes Blut” wurde im Rahmen der Documentary Campus Masterschool entwickelt.

Nezaket Ekici: Die deutsche Performancekünstlerin türkischer Herkunft studierte Kunstgeschichte und Kunstpädagogik in München und danach Performance und freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Marina Abramović. Ihre Arbeiten und 120 verschiedene Performances präsentierte sie in mehr als 30 Ländern auf vier Kontinenten, in über 100 Städten, in unterschiedlichen Museen, Galerien und auf Biennalen. Themen ihrer Arbeiten sind das gesellschaftliche Geschlecht, Religion, die türkisch-deutsche Identität, Kunstgeschichte und Architektur.

Ola Kolehmainen: Der gebürtige Finne gilt in der Fotografenszene als einer der prominentesten Vertreter der „Helsinki School“. Seinen Master of Arts in Photography machte er an der University of Art and Design Helsinki. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Architektur bzw. mit der Grundstruktur von Architekturfassaden: Raster, Symmetrie und Serialität. Kolehmainen lebt und arbeitet in Berlin.

Hans Werner Kroesinger: Der Regisseur und Autor Hans-Werner Kroesinger gilt als einer der wesentlichen Vertreter des zeitgenössischen Dokumentartheaters. Zu seinen wichtigen Lehrern gehörten Robert Wilson, dessen Regieassistent und Dramaturg er während seiner Studienzeit war, sowie Heiner Müller, den er als künstlerischer Mitarbeiter bei der Produktion „Hamlet/Hamletmaschine“ am Deutschen Theater Berlin unterstützte. In seinen letzten Arbeiten beschäftige sich Kroesinger mit dem Völkermord in Ruanda, dem Bürgerkrieg im Libanon, dem Militäreinsatz im Kosovo und der Geschichte des Kolonialismus in Afrika. Sein Theaterstück „FRONTex SECURITY“ ist aktuell im Hebbel am Ufer zu sehen.

Katja Lange-Müller: 1951 geboren in Ostberlin, arbeitete Katja Lange-Müller als Schriftsetzerin und Hilfspflegerin in der Psychiatrie und studierte Literatur in Leipzig. Im November 1984 gelangte sie per Ausreiseantrag nach Westberlin, wo sie bis heute lebt. Lange-Müllers literarische Arbeit ist geprägt von der deutsch-deutschen Geschichte und wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Alfred-Döblin-Preis, dem Wilhelm-Raabe-Preis und dem Kassler Literaturpreis für grotesken Humor. Am 17.11.2013 erhielt sie den Heinrich von Kleist-Preis. Zuletzt, im Herbst 2007, erschien Ihr Roman „Böse Schafe“.

Ayat Najafi: Der in Teheran geborene Theater- und Filmregisseur Ayat Najafi gründete im Alter von 19 Jahren eine Jugendtheatergruppe an seiner Universität und beteiligte sich an zahlreichen Theaterproduktionen. Mit dem von ihm im Jahre 2003 ins Leben gerufenen Arta Atelier realisiert Najafi interdisziplinäre und multimediale Theaterprojekte und experimentelle Kurz- und Dokumentarfilme. Sein Film „Football Under Cover“ wurde u.a. 2008 mit dem Berlinale Teddy Award für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Ayse Polat: Die deutsche Regisseurin und Autorin mit türkisch-kurdischem Hintergrund erhielt für ihren ersten Spielfilm „Auslandstournee“ (1999) im Jahre 2000 den Regie-Nachwuchspreis auf dem Internationalen Filmfestival in Ankara. Für ihren Kinofilm „En Garde“ (2004) erhielt sie beim Internationalen Filmfestival von Locarno den „Silbernen Leoparden“ und den Deutschen Kritikerpreis. 2007 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma PunktPunktPunkt Filmproduktion, mit der sie den Film „Luks Glück“(2009) produzierte. Im Jahre 2012 drehte sie den Spielfilm „Die Erbin“, der seine Weltpremiere auf den Internationalen Filmfestival in Rotterdam 2013 feierte.

Berthold Reiß: 1962 in Salzburg geboren, studierte Reiß Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in München. Er arbeitet mit Zeichen, auf die Systeme wie Kunst, Werbung, Wissenschaft und Religion zurückgreifen. Sogar im Falle der Kunst sind diese Systeme meist an der Botschaft der Zeichen, nicht an deren Form interessiert, die trotz verschiedener Inhalte gleich bleiben kann. Dagegen galt die Arbeit von Berthold Reiß zunächst der Statik, die die Kontur der Zeichen als solche ausdrückt. In den seit 2002 entstandenen Aquarellen und in der Publikation „Kant und die Gotik“, die 2005 im Verlag H+K, Berlin erschien, geht es darüber hinaus um eine eigene Synthese im Bereich der Zeichen. Diese Synthese stellt sich in der Folge seit 2007 auch in Skulpturen, seit 2010 in Wandbildern und seit 2012 in Bildern auf Leinwand dar.

Erdal Yıldız: Seine Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckte Erdal Yıldız schon als Kind. Es folgte der Besuch des Lee Strasberg Theatre Institute in New York. Sein Debüt im Kino feierte der deutsch-türkische Schauspieler 1999 in „Aprilkinder“, „Lola & Bilidikid", „Finlandia“ und „Freunde“. Bekannt wurde er außerdem durch seine Rollen in der Fernsehproduktion „Eva Blond" und einigen „Tatort“-Ausgaben. Auf der 55. Berlinale (2005) war er in dem deutschen Wettbewerbsbeitrag „One day in Europe“ zu sehen.

Kontakt:
Christoph Mücher
Pressesprecher und
Bereichsleiter Kommmunikation
Goethe-Institut Zentrale
Tel. +49 15921 249
muecher@goethe.de

Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de