10.06.2014
EU-Kommission veröffentlicht Bericht über die Außenkulturbeziehungen der EU

Einen klaren politischen Willen, noch mehr Kooperation und eine bessere Kommunikation: Das empfiehlt eine aktuelle Studie der Europäischen Union, damit die Kultur in der europäischen Außenpolitik eine größere Rolle spielen kann. Darüber, dass dies notwendig ist, sind sich alle Akteure in 54 untersuchten Ländern innerhalb und außerhalb der EU einig. Das Goethe-Institut Brüssel hat die Studie „Kultur in den Außenbeziehungen der EU" als Konsortialführer gemeinsam mit 7 weiteren Kulturinstitutionen im Auftrag der EU erstellt. Sie wurde am 10. Juni in Brüssel veröffentlicht und von der EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend Androulla Vassiliou zur Lektüre empfohlen.

Die Studie ist das Ergebnis einer sechzehnmonatigen Erhebung, die im Mittelpunkt der vorbereitenden Maßnahme „Kultur in den Außenbeziehungen der EU" stand. Die Erhebung umfasste 54 Länder: die 28 EU-Mitgliedstaaten, 16 europäische Nachbarstaaten und 10 sogenannte Strategische Partnerländer.

Die Institutionen und Experten in diesen Ländern waren sich einig, dass in Europas internationalen Beziehungen ein beachtliches Potenzial für Kultur besteht. Wenn Europa es versäumt, dieses Potenzial optimal auszuschöpfen, würde es sich eine riesige Chance entgehen lassen. Die Studie hat außerdem untersucht, auf welche Weise die europäischen Akteure sich bereits erfolgreich weltweit für die Kultur einsetzen und welche Aspekte ihrer Arbeit besonders erfolgversprechend sind. Der Kern der Erkenntnisse und Empfehlungen des Konsortiums lässt sich in den folgenden acht Schlüsselbotschaften ausdrücken:

 

  1. Kulturbeziehungen haben ein enormes Potenzial für die Erhöhung von Europas Einfluss und Anziehungskraft im Rest der Welt sowie für die Verbesserung der Wahrnehmung anderer Kulturen – in Europa selbst – und der Fähigkeit, von ihnen zu lernen.
     
  2. Es besteht eine starke Nachfrage, in Europa ebenso wie anderswo, nach mehr und besseren europäischen Kulturbeziehungen mit dem Rest der Welt, die außerdem mehr Wohlstand und menschliche Entwicklung für alle bedeuten können.
     
  3. Doch dies wird nur möglich sein, wenn die Europäische Union eine kohärente Strategie für internationale Kulturbeziehungen ausarbeitet. Jede derartige Strategie muss allerdings anerkennen, dass viele Menschen im Rest der Welt mit der Art, wie Europa derzeit an solche Beziehungen herangeht, nicht ganz glücklich sind. Sie wollen, dass die Europäer auf eine neue Weise mit ihnen arbeiten, dass sie zuhören, teilen, sich mit ihnen zusammen etwas ausdenken und kreieren, anstatt lediglich unsere einzelnen nationalen Kulturen in einer rein repräsentativen Logik zu projizieren.
     
  4. Jede derartige Strategie muss auch viel besser mit den kulturellen Interessen und Gepflogenheiten junger Leute, die zunehmend über digitale Tools und die sozialen Medien miteinander kommunizieren, Interessengemeinschaften bilden und über Ländergrenzen hinweg miteinander Kontakt aufnehmen, übereinstimmen.
     
  5. EU-Institutionen, nationale Stellen für kulturelle Beziehungen und die kulturelle Zivilgesellschaft müssen zusammenarbeiten und eine Strategie entwickeln, die verschiedene Sektoren durchquert und gleichzeitig in sie „integriert" ist und die auch die Ideen und Ideale der globalen Kulturbürgerschaft achtet: Gegenseitigkeit und geteilte Verantwortung.
     
  6. Eine solche Strategie erfordert politischen Willen und politisches Engagement. Sie muss außerdem im Rahmen des Haushalts der Europäischen Union angemessen finanziert werden. Sie sollte vor allem von Fachleuten aus dem Kulturbereich umgesetzt werden.
     
  7. Man sollte umgehend eine Reihe von Prototypen und Pilotprojekten starten, um die Strategie zu inspirieren und anzuschieben. Darüber hinaus sollten die ausgewählten Projekte im Hinblick auf die Art, wie Europas internationale Kulturbeziehungen konzipiert und organisiert werden, einen Prozess der transformativen Veränderung auslösen.
     
  8. Die Strategie sollte klare Ziele, Prioritäten und realistische Ergebnisse aufstellen. Gleichzeitig muss sie, da nachhaltige Wirkungen in kulturellen Außenbeziehungen nicht von heute auf morgen erreicht werden können, auf lange Sicht konzipiert und geplant werden.

In den kommenden Wochen wird der Bericht unter anderem vorgestellt beim „EUNIC Heads Meeting" in Stockholm am 11. Juni, im Rahmen der Griechischen EU-Ratspräsidentschaft in Athen am 17. Juni und beim „National Cultural Meeting" in Dänemark vom 21. bis 23. August 2014.

Den vollständigen Bericht und weitere Informationen finden Sie unter:
www.cultureinexternalrelations.eu

Hintergrund:
Das Ziel bestand gemäß der Ausschreibung darin, „die aktuellen politischen Überlegungen und Entwicklungen zur Stärkung der Rolle der Kultur in den Außenbeziehungen zu unterstützen und die künftige Arbeit auf diesem Gebiet zu fördern.“ Als sogenannter Lead-Partner erhielt das Goethe-Institut Brüssel bereits 2012 – gemeinsam mit sieben weiteren europäischen Kulturinstituten, Kultureinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Akteuren – den Zuschlag für die Dienstleistungsausschreibung der Europäischen Kommission.

Kontakt:

Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de