24.06.2014: Goethe-Medaille 2014
Die Preisträger der Goethe-Medaille 2014: Krystyna Meissner, Gerard Mortier und Robert Wilson

Die Goethe-Medaille 2014 geht an die polnische Intendantin Krystyna Meissner, den kürzlich verstorbenen belgischen Opernintendanten Gerard Mortier und den amerikanischen Künstler Robert Wilson. Das Goethe-Institut verleiht den offiziellen Orden der Bundesrepublik Deutschland jährlich und ehrt damit Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, übergibt die Auszeichnung am 28. August im Residenzschloss Weimar. Die Laudationes halten die Theaterkritikerin Renate Klett, die Leiterin des Beethovenfests Bonn Nike Wagner und der Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender.

Mit der Goethe-Medaille ehrt das Goethe-Institut in diesem Jahr herausragende Persönlichkeiten aus Oper und Theater und stellt damit die Bedeutung der Theaterarbeit für den internationalen Kulturaustausch in den Mittelpunkt. Das Goethe-Institut geht der Frage nach, wie nationale Theaterkulturen und internationale Kooperationen zusammenwirken. Meissner, Wilson und Mortier gaben und geben Antworten, indem sie frische Perspektiven in die deutsche Theater- und Opernwelt einbrachten, deutsche Werke neu interpretierten und Gastspiele zwischen ihren Heimatländern und Deutschland unterstützen und initiierten.

Theater ist keine individuelle, sondern eine kollektive Kunst, die sich im Zusammenkommen von Schauspielern und Zuschauern konstituiert. Damit ist die Theaterarbeit als interaktive Kunstform besonders geeignet, um das Kennenlernen des jeweils Anderen in der künstlerischen Begegnung und Auseinandersetzung zu fördern. Diesem Grundgedanken entsprechen die künstlerischen Arbeiten der drei Preisträger der Goethe-Medaille 2014:

Krystyna Meissner ist eine polnische Regisseurin, Intendantin und Festivalleiterin. Sie studierte Polonistik an der Universität Warschau und Regie an der Staatlichen Hochschule für Theater in Warschau. Ihr Debüt gab sie 1961 im Warschauer Teatr Ateneum. „Meissner hat zur starken Präsenz des deutschen Theaters in Polen beigetragen und gleichzeitig die Entdeckung des osteuropäischen Theaters für Westeuropa befördert“, heißt es in der Nominierung der Intendantin für die Goethe-Medaille. Durch die internationalen Theaterfestivals „Kontakt“ und „Dialog-Wrocław“, die Meissner ins Leben rief und leitete, schuf sie eine Begegnungsplattform für Theaterschaffende und Produktionen aus ganz Europa. Bis heute ist „Dialog-Wrocław“ das wichtigste Theaterfestival Polens. Viele deutsche Regisseure und Choreografinnen verdanken Meissner ihr erstes Gastspiel in Polen, darunter Thomas Ostermeier, Christoph Marthaler, Sasha Waltz, Jossi Wieler, Stefan Pucher und Peter Stein. Das Goethe-Institut arbeitete mit Krystyna Meissner bereits während ihrer Zeit als Leiterin des Festivals „Kontakt” zusammen und setzt die Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Festival „Dialog-Wrocław“ bis heute fort.

Gerard Mortier war ein einmaliger europäischer Kulturprotagonist und Opernintendant aus Belgien. Der studierte Jurist und Kommunikationswissenschaftler begann seine Karriere in Deutschland, wo er 1972 die Leitung des künstlerischen Betriebsbüros der Deutschen Oper am Rhein übernahm. Stationen als Intendant und Künstlerischer Leiter an den großen Häusern und Festivals Europas folgten, darunter die Salzburger Festspiele, das Théâtre Royal de La Monnaie in Brüssel, die Ruhrtriennale, die Opéra National de Paris und das Teatro Real in Madrid. „Gerard Mortier gilt als vielfältiger Erneuerer des Musiktheaters und begeisterte als genialer Pionier neuer künstlerischer Ausdrucksformen vor allem auch die junge Generation für große Inszenierungen“, begründete die Auswahlkommission Mortiers Nominierung für die Goethe-Medaille. Die Entscheidung, ihm die Auszeichnung zu verleihen, fiel vor seinem Tod im März 2014, ihm wird die Medaille nun posthum verliehen. Sein langjähriger Weggefährte Silvain Cambreling wird sie entgegennehmen. Er ist derzeit der Generalmusikdirektor der Oper Stuttgart.

Robert Wilson ist einer der bedeutendsten Repräsentanten des internationalen Gegenwartstheaters. Der amerikanische Regisseur und Designer studierte Betriebswirtschaft, Bühnenbild und Architektur und hatte seinen internationalen Durchbruch 1971 mit der siebenstündigen Silent Opera „Deafman Glance“ und 1976 mit der Oper „Einstein on the Beach“. Seitdem prägt er die Bühnen der Welt mit seinen außergewöhnlichen Inszenierungen, die stets eine Kombination aus Tanz, Bewegung, Licht, Bildhauerei, Musik und Text sind. Schon früh hat Robert Wilson auch in Deutschland gearbeitet, viele seiner Arbeiten wurden dort erstmals aufgeführt und gaben dem deutschen Theater wichtige Impulse. Wilson entdeckte viele Stücke deutscher Autoren, darunter Heiner Müller und Tankred Dorst, auf ganz eigene Weise neu und überführte Stücke und Stoffe von Büchner, Brecht und Strauss ins internationale, zeitgenössische Theater. Dadurch wurde Robert Wilson zu einem der Protagonisten des deutsch-amerikanischen Kulturaustauschs der letzten Jahrzehnte. Seine Arbeit hat die Theaterlandschaften auf beiden Seiten des Atlantiks nachhaltig geprägt. Heute leitet Wilson das von ihm gegründete Watermill Center in New York, das für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt und verschiedenster Disziplinen ein wichtiger Anlaufpunkt ist. Die Teilnahme deutscher Nachwuchskünstler an Workshops des Watermill Centers wird sogar durch die Robert Wilson Stiftung in Hamburg und Berlin unterstützt. „Mit Robert Wilson würdigen wir eine international angesehene Persönlichkeit, die uns mit ihren Arbeiten neue Lesarten deutscher Kultur ermöglicht hat“, so die Begründung der Auswahlkommission der Goethe-Medaille. Am Vorabend der Preisverleihung bietet Wilson mit seiner Performance „1 Have you been here before 2 No this is the first time“ auf dem Kunstfest Weimar ein intimes Selbstporträt seines künstlerischen Schaffens.

Die Laudationes auf die Preisträger halten die Dramaturgin und Journalistin Renate Klett (Krystyna Meissner), die Leiterin des Beethovenfests Bonn Nike Wagner (Gerard Mortier) und der Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender (Robert Wilson). Gemeinsam mit dem Kunstfest Weimar veranstaltet das Goethe-Institut am Tag der Verleihung eine Podiumsdiskussion: Am Donnerstag, dem 28. August 2014, sprechen Krystyna Meissner, Sylvain Cambreling und Robert Wilson mit Christina von Braun, Kulturwissenschaftlerin und Vize-Präsidentin des Goethe-Instituts, über den Reiz an der Überschreitung nationaler Theaterkulturen und was diese bewirken kann. Außerdem über die Fragen, welche Bedeutung die internationale Zusammenarbeit im Theater für den interkulturellen Austausch hat und wie global der Theaterbetrieb arbeiten sollte.

Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und 1975 von der Bundesrepublik Deutschland als offizieller Orden anerkannt. Von 1992 bis 2008 wurde sie jährlich anlässlich des Todestags Goethes in Weimar verliehen. Seit 2009 findet die Verleihung am 28. August, dem Geburtstag Goethes, statt.

Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 335 Persönlichkeiten aus 62 Ländern geehrt worden. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Adonis, Daniel Barenboim, Pierre Bourdieu, David Cornwell alias John le Carré, Sir Ernst Gombrich, Lars Gustafsson, Ágnes Heller, György Ligeti, Ariane Mnouchkine, Sir Karl Raimund Popper, Jorge Semprún, Billy Wilder oder Helen Wolff.

Die Verleihung wird in enger Partnerschaft mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stadt Weimar veranstaltet. Das Gespräch mit den Preisträgern und Silvain Cambreling und die Performance von Robert Wilson sind Kooperationen mit dem Kunstfest Weimar.

Programm

Montag, 25. August und Dienstag, 26. August 2014
20 Uhr:
Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura „Schlachtfeld Erinnerung 1914/2014“. Eine Initiative der Goethe-Institute in Südosteuropa.
E-Werk, Am Kirschberg 4, 99423 Weimar

Mittwoch, 27. August 2014
20 Uhr:
Lecture-Performance von Robert Wilson im E-Werk, Am Kirschberg 4, 99423 Weimar
Titel: „1 Have you been here before 2 No this is the first time“

Donnerstag, 28. August 2014,
11 Uhr:
Festakt zur Verleihung der Goethe-Medaille im Residenzschloss Weimar, Burgplatz 4, 99423 Weimar

Donnerstag, 28. August 2014,
16 Uhr:
Gespräch mit Krystyna Meissner und Robert Wilson, Preisträger der Goethe-Medaille 2014, und Sylvain Cambreling und der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun im Foyer des Deutschen Nationaltheaters, Theaterplatz 2, 99423 Weimar
Titel: „Faszination deutsches Theater“

Bitte akkreditieren Sie sich bis spätestens 21. August 2014:
Anmeldung

Am Vormittag des 27. August besteht die Möglichkeit für ausführliche Pressegespräche mit Krystyna Meissner und am 28. August mittags für einen Pressetermin mit Robert Wilson. Auch mit Sylvain Cambreling und den Laudatoren können Pressegespräche angefragt werden

Hier finden Sie die Pressemappe zum Download:
Pressemappe 2014 (PDF, 405 KB)

Umfangreiche Informationen zur Goethe-Medaille finden Sie außerdem unter:
www.goethe.de/goethe-medaille

Kontakt:

Christoph Mücher
Pressesprecher und
Bereichsleiter Kommunikation
Goethe-Institut Zentrale
Tel.: +49 89 15921 249
muecher@goethe.de

Sonja von Struve
Kommunikation "Goethe-Medaille"
Goethe-Institut Zentrale
Tel.: +49 89 15921 564
sonja.vonstruve@goethe.de