02.09.2014: Deutsch-brasilianisches Theaterprojekt "Pfeffersäcke im Zuckerland"
Theaterstück von Karin Beier wird in Hamburg uraufgeführt

Um teure Leerfahrten zu vermeiden, organisierten Hamburger Reeder Mitte des 19. Jahrhunderts ein groß angelegtes Auswanderergeschäft: Zucker nach Deutschland, Deutsche nach Brasilien. Wie verstehen sich die Nachfahren der deutschstämmigen Migranten in Brasilien heute? Was macht ihre Identität aus? Regisseurin und Intendantin Karin Beier hat sich auf die Suche gemacht: Am 20. September 2014 feiert das deutsch-brasilianische Theaterprojekt „Pfeffersäcke im Zuckerland. Eine Menschenausstellung“, eine Koproduktion mit dem Goethe-Institut São Paulo, im Deutschen Schauspielhaus Hamburg Premiere.
 

Für dieses Projekt setzten Karin Beier und der brasilianische Dokumentarfilmer Jorge Bodansky sich gemeinsam mit Schauspielern mit den hanseatischen Wurzeln jener Deutsch-Brasilianer auseinander, deren Vorfahren Mitte des 19. Jahrhunderts nach Süd- und Südwestbrasilien auswanderten und u.a. die Stadt Joinville in Santa Catarina gründeten. Damals war der Hamburger Hafen der wichtigste Umschlagplatz für brasilianische Importe; deutsche Exporte hingegen wurden durch hohe Einfuhrzölle der brasilianischen Regierung behindert. Um teure Leerfahrten zu vermeiden, organisierten die Hamburger Reeder deshalb über den eigens dafür gegründeten Kolonisations-Verein ein groß angelegtes Auswanderergeschäft: Zucker nach Deutschland, Deutsche nach Brasilien. Das Projekt ist eine Koproduktion von Goethe-Institut, Schauspielhaus Hamburg, Sesc São Paulo und PROD.ART.BR, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.
 
Karin Beier recherchierte und probte seit 2012 mit einem Team aus deutschen und brasilianischen Schauspielern und Künstlern in mehreren Arbeitsphasen in Hamburg, Südbrasilien und in São Paulo. Das Bühnenbild schuf Johannes Schütz. Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schrieb eigens für dieses Projekt einen Text unter dem Thema „Strahlende Verfolger.“, in dem sie dem deutschen Wesen auf den Grund geht, diesmal in der Fremde, „sagen wir: in Brasilien“. Der Text wird direkt im Anschluss an die Premiere von „Pfeffersäcke im Zuckerland“ uraufgeführt.
 
Die Arbeit schließt die zuletzt unter dem Titel „Unter Menschenfresser Leuthen. Postkoloniale Perspektiven von Theatermachern aus Brasilien und Deutschland“ geführte Projektreihe deutsch-brasilianischer Theater-Koproduktionen ab. Im Rahmen dieser Reihe realisierte das Goethe-Institut seit 2006 mit Partnern in Deutschland und Brasilien elf Theaterproduktionen, unter anderem Christoph Schlingensiefs „Der fliegende Holländer“ in Manaus, die Operninstallation „Trem Fantasma“ in São Paulo (2007) und das Kollaborationsprojekt von über 25 brasilianischen, deutschen und weiteren internationalen Künstlern „X Wohnungen São Paulo“ (2009).
 
Die künstlerische Leitung der Projektreihe übernahm der deutsche Dramaturg Matthias Pees. Pees arbeitete ab 2004 als Kulturproduzent in São Paulo, wurde 2010-2013 Dramaturg der Wiener Festwochen und ist seit August 2013 Intendant des Künstlerhauses Mousonturm in Frankfurt.
 
Termine:
„Pfeffersäcke im Zuckerland“- Eine Menschenausstellung
„Strahlende Verfolger.“ - von Elfriede Jelinek. Uraufführung
 
Uraufführung am 20. September 2014 um 20 Uhr im MalerSaal des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Weitere Aufführungen: 22/09/2014, 23/09/2014, 26/09/2014, 28/09/2014, 29/09/2014, 01/10/2014, 02/10/2014, 07/10/2014, jeweils 20 Uhr.
 
Es spielen: Florence Adjidome, Yorck Dippe, Ute Hannig, Rosemary Hardy, Markus John, Martin Pawlowsky, Sasha Rau, Bastian Reiber, Mariana Senne, Michael Weber, Kathrin Wehlisch, Michael Wittenborn, u.a.
 
Regie: Karin Beier, Raum: Johannes Schütz, Kostüme: Hannah Petersen, Musik: Jörg Gollasch, Dokumentarfilm/ Kamera: Jorge Bodansky, Video: Meika Dresenkamp, Choreografie: Valenti Rocamora i Torà, Thomas Stache, Dramaturgie: Christian Tschirner
 
Kartenbestellungen und weitere Informationen zu dieser Produktion bitte über die Pressestelle des Deutschen Schauspielhauses: Thomas Müller, Tel.: 040 24871-116, tom.mueller@schauspielhaus.de
 
Deutsche Partner der Projektreihe „Unter Menschenfresser Leuthen. Postkoloniale Perspektiven von Theatermachern aus Brasilien und Deutschland“ waren die Kulturstiftung des Bundes, das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, die Berliner Volksbühne, das Deutsche Theater Berlin, das Maxim-Gorki-Theater, das Berliner Theaterkombinat Hebbel am Ufer, das Forum Freies Theater Düsseldorf, der Ringlokschuppen Mülheim/Ruhr, das Pumpenhaus Münster und die Festivals Theaterformen Hannover und Spielart München. Brasilianische Partner waren neben dem SESC SP auch das Festival Amazonas de Opera de Manaus, das Festival riocenacontemporanea, das Festival Internacional des Artes Cênicas da Bahia in Salvador, das Festival Internacional de Teatro de Rio Preto, das Festival Cena Contemporânea de Brasília, das Festival de Crato e Cariri, der SESC Rio de Janeiro, der SESC Ceará u.v.a.
 
Konakt:

Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de
 
Thomas Müller
Pressereferent
Deutsches Schauspielhaus
Tel.: +49 40 24871 116
tom.mueller@schauspielhaus.de