02.12.2014: Jahrespressekonferenz des Goethe-Instituts
Goethe-Institut stärkt sein Netzwerk

Das Goethe-Institut blickt optimistisch in die Zukunft: Für 2015 wurde der Etat der größten deutschen Mittlerorganisation substantiell erhöht, die Kürzungen der vergangenen Jahre zurückgenommen. Im kommenden Jahr haben die 160 Goethe-Institute in 94 Ländern wieder Gestaltungsspielraum für ihre inhaltliche Arbeit. An einigen Standorten kann auch das Netzwerk behutsam gestärkt werden, so etwa in Windhoek und Kinshasa. Dies teilten Präsident und Vorstand auf der Jahrespressekonferenz des Goethe-Instituts mit.
 

Der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann sagte: „Wir sind froh, dass sich das Auswärtige Amt und viele Abgeordnete des Deutschen Bundestags mit so großem Engagement und Erfolg in den Haushaltsverhandlungen für uns eingesetzt haben, zu einer Zeit, in der die Erwartungen an Deutschland im Bereich Kultur und Bildung stetig wachsen.“ Lehmann betonte, dass die Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sich nur mit einer ausreichenden finanziellen Ausstattung glaubwürdig den Zukunftsaufgaben stellen können: „Die weltweite Migration liegt schon länger im Fokus unserer Arbeit – doch durch aktuelle Entwicklungen hat sich das Arbeitsfeld schnell und radikal verändert. Wo sich zunächst infolge der Wirtschaftskrise vor allem junge Südeuropäer auf den Weg nach Deutschland machten und immer noch machen, haben wir es inzwischen mit wachsenden Flüchtlingsströmen aus Krisen- und Konfliktgebieten zu tun.“ Sprache sei der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Die Goethe-Institute mit ihrer Sprachkompetenz und der interkulturellen Expertise würden hier mit maßgeschneiderten Programmen Unterstützung geben. „Wir müssen Willkommenskultur als gesellschaftliche Teilhabe verstehen, Akzeptanz schaffen und das Wiederbeleben von Klischees verhindern.“ Das Goethe-Institut versuche aber nicht nur die Menschen auf dem Weg nach Deutschland möglichst gut mit ihren Möglichkeiten zu unterstützen, sondern auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern Perspektiven zu schaffen. „Mobilität und Flexibilität sind kein Selbstzweck. Nicht alle Menschen sind Nomaden. Die meisten Menschen verlassen ihre Heimat aus Not.“ Daher investiert das Goethe-Institut in den Aufbau von kultureller Infrastruktur, ermöglicht den Zugang zu Wissen, qualifiziert Kulturakteure und baut zivilgesellschaftliche Partnerschaften auf. „Überall auf der Welt gibt es junge, engagierte Menschen, die etwas aufbauen und bewegen wollen. Sie gilt es besonders zu unterstützen“, so Lehmann weiter.
 
Erfreut zeigte sich Klaus-Dieter Lehmann über das umfangreiche Programm zum 50-jährigen Jubiläum der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen: „Das Programm im kommenden Jahr belegt: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind lebendig und dynamisch, das gegenseitige Interesse spiegelt sich in allen Facetten des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens wider.“
 
Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert zeigte sich erleichtert über die Aufstockung des Etats: „Die Kürzungen der vergangenen Legislaturperiode von 15 Millionen Euro in der institutionellen Förderung haben uns zuletzt in unserer Arbeit merklich eingeschränkt. An vielen Orten mussten Programme reduziert, Investitionen zurückgefahren werden. Oberste Priorität hat jetzt, die Kürzungen an den Auslandsinstituten zurückzunehmen und wichtige Zukunftsinvestitionen zu tätigen. So erhalten unsere Institute für 2015 endlich wieder den notwendigen Gestaltungsspielraum und können adäquat auf die zahlreichen Herausforderungen weltweit reagieren.“ Ebert zeigte sich erfreut, dass auch das Netzwerk vorsichtig gestärkt werden könne, zunächst vor allem auf dem afrikanischen Kontinent: „Wir können an einigen Orten lang Geplantes umsetzen – so werden wir das Goethe-Zentrum in Windhoek, Namibia, 2015 endlich in ein Goethe-Institut umwandeln, in der Demokratischen Republik Kongo wollen wir bereits Anfang kommenden Jahres einen zusätzlichen Mitarbeiter nach Kinshasa schicken, der in den Räumen des Institut Français seine Arbeit aufnimmt.“
 
Der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Bruno Gross führte aus, wie wichtig es sei, dass der Etat an der richtigen Stelle aufgestockt worden sei: „Die institutionelle Förderung ist das Herz unseres Etats – ohne diese solide Basis wäre es uns nicht möglich, das weltweite Netz gut zu bespielen.“ Die institutionelle Förderung wurde im parlamentarischen Verfahren für 2015 um 16,6 Millionen auf voraussichtlich 215,6 Millionen Euro aufgestockt. „Jetzt kommt es darauf an, die Förderung auch über das nächste Jahr hinaus zu verstetigen.“ Rund ein Drittel seines Haushaltes erwirtschafte das Goethe-Institut weiterhin durch Sprachkurse, Prüfungen und Sponsoring selbst.
 
Generalsekretär Johannes Ebert sagte weiter, dass Investitionen vor allem im Bereich der digitalen Medien umgesetzt werden müssten: „Unsere 160 Goethe-Institute weltweit sind wichtige Orte der Begegnung. Mit digitalen Formaten erhöhen wir ihre Reichweite und reagieren auf das Kommunikationsverhalten junger Menschen“. Man werde daher in technische Ausstattung investieren und vermehrt Kulturprojekte mit digitaler Komponente fördern: „Wir haben bereits einige Formate entwickelt, wie die ¸Videobrücke Berlin-Riga-Zagreb-Moskau', bei der sich Wissenschaftler in vier Ländern per Live-Stream über kulturelle Identität und Ost-West-Beziehungen austauschen“, sagte Ebert. „In Ländern, in denen die digitalen Medien eine wichtige Rolle spielen, wie Korea, können wir viel von den Szenen vor Ort lernen. Hier ergeben sich ganz neue Möglichkeiten in der Kulturarbeit.“ So habe das Goethe-Institut Seoul gemeinsam mit einem koreanischen Spiele-Entwickler Goethes Faust adaptiert – als Kombination von begehbarer Installation, Kartenspiel und elektronischer Vernetzung. 2015 werde „Being Faust" unter anderem in Tokyo, Shanghai, Paris und Budapest aufgeführt.
 
Zu den Krisenregionen in dieser Welt sagte Ebert: „Wir sehen uns zahlreichen gesellschaftlichen Umbruchssituationen gegenüber. Eine besondere Rolle spielen weiterhin die Ukraine und die Arabische Welt. Wir dürfen bei allem nicht vergessen: Transformation braucht Zeit und Geduld, um nachhaltig zu sein. Das sehen wir gerade auch an der Ukraine.“ Als Gast aus dem Ausland berichtete Friederike Möschel von der Arbeit des Goethe-Instituts in Kiew: „Mit unseren Aktivitäten qualifizieren, beraten und vernetzen wir Akteure aus dem Kultur- und Bildungsbereich. Da es bisher in der Ukraine kaum Foren gab, in dem sich Vertreter öffentlicher und privater Kultureinrichtungen über die Zukunft der Kulturarbeit austauschen konnten, sind unsere Angebote von den Kulturschaffenden sofort begeistert aufgenommen worden.“
 
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe Deutsch 3.0 am 1. Dezember sagte Generalsekretär Ebert: „Es hat unsere Erwartungen weit übertroffen, dass wir am Ende 60 Partner gewinnen und 40 Veranstaltungen in 8 Ländern durchführen konnten. Handlungsbedarf wurde vor allem im Bereich Deutsch als Wissenschaftssprache identifiziert.“ Anfang kommenden Jahres werde das Goethe-Institut die daraus resultierenden Ergebnisse veröffentlichen.
 
Das weltweit tätige deutsche Kulturinstitut fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild. In Zeiten neuer globaler Herausforderungen zielt die Arbeit des Goethe-Instituts auf ein vertieftes Verständnis der Kulturen untereinander und auf die Stärkung des Ansehens Deutschlands in der Welt. Derzeit unterhält das Goethe-Institut 160 Institute weltweit.
 
Die Pressemappe ist zum Download verfügbar unter: www.goethe.de/pressemappe
 
Kontakt:
 
Dr. Jörg Schumacher
Pressesprecher und
Bereichsleiter Kommunikation
Goethe-Institut Zentrale
Tel.: +49 89 15921 249
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Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de