29.01.2018: Vorstellung in Berlin
Neue Studie: „Deutsch Lernen für das Studium“

Die Zahl ausländischer Studierender an deutschen Universitäten steigt. Für ihren Studienerfolg und ein gelungenes Ankommen in Deutschland sind Deutschkenntnisse besonders wichtig. Eine repräsentative Studie des Goethe-Instituts und der CHE Consult zeigt nun erstmals, wo und wie die Studierenden vor dem Studium Deutsch lernen: Etwa die Hälfte der Befragten kommt in der Schule zum ersten Mal mit der deutschen Sprache in Kontakt, ein Großteil von ihnen nutzt parallel außerschulische Angebote. Die andere Hälfte hat die Sprache hingegen allein außerhalb der Schule gelernt. Neben den 95.000 Schulen weltweit, die Deutschunterricht anbieten, sind daher private Sprachkurse sowie digitale Angebote zentral. Die Studie „Deutsch Lernen für das Studium“ wird am 29. Januar 2018 um 18 Uhr in Berlin vorgestellt.

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert sagte: „Gute Deutschkenntnisse sind ein zentraler Faktor, um hierzulande an einer Hochschule studieren, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und später im Berufsleben erfolgreich sein zu können. Bis man die erforderlichen Sprachkenntnisse erlangt hat, ist es oft ein langer Weg – das weiß jeder, der einmal eine Fremdsprache gelernt hat. Die Studie gibt uns wichtige Impulse, um die Spracharbeit des Goethe-Instituts in den kommenden Jahren noch zielgerichteter einzusetzen.“
 
Über 2.300 ausländische Studierende in Deutschland nahmen an der Studie „Sprachbiographien von Bildungsausländer(innen) im Vollstudium an deutschen Hochschulen“ des Goethe-Instituts und der CHE Consult teil. Sie zeigt: Über 90 Prozent der Studierenden aus dem Ausland beginnen schon vor dem Studium mit dem Deutschlernen. Davon kommt etwa die Hälfte der Befragten in der Schule zum ersten Mal mit der deutschen Sprache in Kontakt. Die Schule stellt damit einen wichtigen ersten Baustein in der Lernbiografie ausländischer Studierender dar. Die rund 2.000 Schulen der Initiative des Auswärtigen Amts „Schulen: Partner der Zukunft“ haben dabei Leuchtturmcharakter: Ihre Schüler sind überproportional an deutschen Hochschulen vertreten. Deutlich mehr Schülerinnen und Schüler, die heute ein Studium in Deutschland absolvieren, kommen aber aus den weltweit über 93.000 anderen Schulen mit Deutsch als Fremdsprache. Diese erreicht das Goethe-Institut im Rahmen seiner internationalen Bildungskooperation etwa mit Lehrer-Fortbildungen, Informationsprogrammen, Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien oder Beratung für Lehrpläne. Außerschulisch wird vornehmlich in Kursen an kommerziellen Sprachschulen und an Goethe-Instituten Deutsch gelernt: Zwei Drittel aller Befragten gibt an, einen Deutschkurs neben Schule oder Studium besucht zu haben. Die Studie zeigt auch die gewachsene Bedeutung von selbstorganisiertem und digitalem Lernen. Rund 30 Prozent der Befragten haben sich auch selbstständig Deutsch beigebracht, rund 24 Prozent nutzen zum Deutschlernen auch digitale Angebote.
 
Fachgespräch „Deutsch Lernen für das Studium“ am 29. Januar 2018, 18.00 Uhr im Humboldt Carré, Behrenstraße 42 in Berlin. Pressevertreter können sich, auch kurzfristig, akkreditieren bei: hannah.cuvalo@goethe.de
 
Die wissenschaftliche Studie und die dazugehörige Broschüre finden Sie online unter: www.goethe.de/sprachbiografien
 
Die Ergebnisse der Studie im Detail:
 
Deutschlernen

Je früher desto besser: Mit 47 Prozent hat nahezu jede zweite Person, die zum Studieren nach Deutschland kommt, Deutsch in der Schule gelernt. Von diesen erwerben allerdings nur 6 Prozent ihre Deutschkenntnisse allein in der Schule. Eine überwiegende Zahl nutzt parallel außerschulische Angebote zum Deutschlernen. Ebenfalls 47 Prozent der Bildungsausländerinnen und -ausländer haben die Sprache hingegen nicht in der Schule, sondern allein außerschulisch gelernt. Wenn bildungs- sowie wirtschaftspolitisch gewollt ist, dass mehr junge Menschen aus dem Ausland in Deutschland studieren und dass all jene, die kommen, sprachlich gut ausgebildet sind, so lassen sich aus diesen Zahlen zwei wesentliche Schlüsse ziehen. Es ist wichtig, die Möglichkeit des Deutschlernens an möglichst vielen Schulen zu verankern: Dort wird der Grundstein für das Erlernen der Sprache und damit für das Interesse an Deutschland und an einem Studium in Deutschland gelegt. Je breiter die Basis ist, desto besser lassen sich die Förderinstrumente auf den Bedarf der unterschiedlichen Schultypen einstellen – hier die Förderung mit Instrumenten der PASCH-Initiative, dort mit Instrumenten der so genannten Bildungskooperation Deutsch, mit der das Goethe-Institut die weiteren etwa 93.000 nationalen Schulen weltweit betreut, die Deutschunterricht anbieten. Je früher schulischer Deutschunterricht stattfindet, umso mehr Kinder und Jugendliche können erreicht werden und mit einem höheren Sprachniveau die Schule abschließen.
 
Auf die Begeisterung für MINT-Studiengänge setzen
Mehr als jede und jeder dritte Befragte dieser Studie (36 Prozent) studiert in Deutschland eine Naturwissenschaft, Mathematik oder Ingenieurwissenschaften. Unter jenen Studierenden, die direkt nach dem Schulabschluss in Deutschland studieren, sind es sogar 41 Prozent. Das bedeutet: MINT-Fächer in Deutschland zu studieren ist attraktiv – eine gute Nachricht angesichts des erheblichen Fachkräftemangels in diesem Bereich. Wünschenswert wäre, künftig verstärkt Lernende an Schulen mit speziellem MINT-Profil frühzeitig für ein Studium in Deutschland zu begeistern sowie für Schulabsolventen dieser Schulen weiterführende Deutschlernangebote zur Studienvorbereitung auszubauen. Dazu zählen außerschulische studienvorbereitende Angebote, wie sie zum Beispiel in der „Studienbrücke“ des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit dem DAAD und Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg entwickelt wurden.
 
In digitale und außerschulische Angebote investieren
Die Studie zeigt auch die gewachsene Bedeutung von selbstorganisiertem und digitalem Lernen. Rund 30 Prozent der Befragten haben sich auch selbstständig Deutsch beigebracht und rund 24 Prozent nutzen zum Deutschlernen auch digitale Angebote. Auf Platz 1 der genannten digitalen Lernmittel wurden Lehrvideos genannt, gefolgt von Online-Portalen, Audiokursen und Lern-Apps. Nicht überall kann Deutsch in der Schule gelernt werden und selbst dort, wo es innerhalb des schulischen Lehrplans angeboten wird, geschieht dies meist als zweite Fremdsprache mit relativ niedriger Stundenzahl. Das damit erreichte Sprachniveau reicht nicht für die Aufnahme eines Studiums in Deutschland aus. Knapp 64 Prozent der Befragten haben neben Schule und Studium auch in außerschulischen Deutschkursen gelernt. Unter den genutzten Anbietern dieser außerschulischen Kurse sind das Goethe-Institut und die Sprachlernzentren - Kooperationspartner des Goethe-Instituts, die oft an Hochschulen angesiedelt sind - mit über einem Drittel (36 Prozent) prominent vertreten. Die Zahlen zeigen deutlich: Deutschlernangebote außerhalb des Schulunterrichts sind unerlässlich. Es gilt also, außerschulische Angebote zu stärken: Deutschkurse der Goethe-Institute und ihrer Partner auszubauen, Qualifizierungs- und Kooperationsvereinbarungen mit privaten Sprachschulen abzuschließen sowie die Entwicklung und das Angebot digitaler Sprachlernmöglichkeiten zu fördern.
 
Den Zugang zu deutschen Hochschulen erleichtern
Bisher nimmt nur eine Minderheit der Bildungsausländerinnen und -ausländer ihr Studium in Deutschland direkt nach der Schule auf. 59 Prozent haben vor ihrem Studium in Deutschland entweder bereits im Ausland studiert oder – meist obligatorisch – vor ihrem Studium in Deutschland ein Studienkolleg besucht. Hier wird ein Nachteil des Studienstandorts Deutschland im internationalen Vergleich sichtbar, auf den der DAAD bereits 2014 in seinen Vorschlägen zur Reform des Hochschulzugangs für Ausländer hingewiesen hat. Es ist zu vermuten, dass viele Studierwillige sich deshalb dafür entscheiden, doch gleich in einem anderen Land sofort mit dem Studium zu beginnen. Ein schnellerer Zugang zu deutschen Universitäten und Fachhochschulen würde das Interesse für die deutsche Sprache und Kultur sowie die frühe Bindung gut ausgebildeter, international ausgerichteter Fachkräfte an Deutschland und Europa wesentlich stärken.
 
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 159 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit.
 
Kontakt:
 
Dr. Jessica Kraatz Magri
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Stabsbereich Kommunikation
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 478
Hannah.cuvalo@goethe.de