20.09.2018: Der Arbeitskreis deutscher internationaler Residenzprogramme zu Gast im HAU
Andauernde Grenzüberschreitung

Deutschland gehört weltweit zu den engagiertesten Betreibern internationaler Künstlerresidenzen im In- und Ausland. Gerade in Zeiten globaler Umbrüche gewinnen Residenzprogramme für Kulturakteure und –akteurinnen immer mehr an Bedeutung und bilden wichtige Schutzräume des freien künstlerischen Ausdrucks. Die in diesen Programmen gelebte besondere Verbindung von künstlerischer Arbeit und kultureller Kontextbildung stellt über alle politischen und sprachlichen Grenzen hinweg einen wichtigen Beitrag zum Verständnis differenter Gesellschafts- und Kulturmodelle dar und trägt substanziell zu einem gleichberechtigten und partnerschaftlichen kulturellen Dialog bei.
 

Um die Vielfalt der deutschen internationalen Residenzprogramme aufzuzeigen, veranstaltet der Arbeitskreis deutscher internationaler Residenzprogramme am 24. September im HAU 2 einen Abend mit Expertinnen, Künstlern und Politikerinnen, darunter Dr. Andreas Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, Nora Gomringer, Sasha Waltz, Ivana Sajko, Dr. Ursula Sinnreich und Johannes Ebert.
 
„Kultur-Residenzen sind Freiräume, in denen sich Kulturschaffende begegnen und austauschen können. Das Auswärtige Amt fördert in seiner Auswärtigen Kulturpolitik die Schaffung und Arbeit der Residenzen seit langem, etwa durch die Kulturakademie Tarabya in Istanbul, wo jedes Jahr bis zu 20 Stipendiatinnen und Stipendiaten Aufnahme finden, oder im Rahmen der institutionellen Förderung des Goethe-Instituts. Aber auch andere Bundesressorts, Bundesländer und Kommunen sind hier aktiv. Mit diesem grenzüberschreitenden Austausch der Kulturschaffenden untereinander fördern wir Koproduktion und das kulturelle Verstehen, das Hinterfragen der eigenen Position, den kreativen Prozess insgesamt. Wir schaffen damit auch einen Gegenpol zu einer Renationalisierung der Kulturpolitik, der wir entgegen treten müssen, um nicht in überkommen geglaubte Denkmuster und Konfliktstrukturen zurückzufallen,“ hebt Dr. Andreas Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, die Bedeutung von Künstlerresidenzen für den grenzüberschreitenden interkulturellen Dialog hervor.
 
„Residenzprogramme fördern Offenheit, Dialogfähigkeit und kulturelles Verständnis. Es braucht Menschen, die den Dialog führen, mit kulturellen Unterschieden umgehen können und offen für neue Erfahrungen sind. Gerade in Zeiten politischer Turbulenzen spielt der Kulturaustausch durch Residenzprogramme eine zunehmend wichtige Rolle. Mit ihren Residenzprogrammen schaffen das Goethe-Institut und seine Partner nachhaltige Verbindungen in die Welt, die den Diskurs in Deutschland und in anderen Ländern gleichermaßen bereichern,“ erläutert Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, die Bedeutung der Programme. Dr. Ursula Sinnreich, Generalsekretärin der Kunststiftung NRW, betont, dass der lebhafte internationale Austausch das Ergebnis des steten Engagements vieler ist: „Residenzarbeit vollzieht sich in vielen kleinen Schritten. Sie ermöglicht persönliche Begegnungen, schafft künstlerische Freiräume und bildet Netzwerke, die auch dann noch wirken, wenn die Künstlerinnen und Künstler längst wieder in ihre heimischen Ateliers zurückgekehrt sind. Damit diese Residenzarbeit immer mehr und immer wieder neue und andere Horizonte des Verstehens eröffnen kann, benötigt sie Unterstützung - ideell, finanziell, politisch.“
 
Die Lyrikerin und Direktorin des internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg Nora Gomringer unterstreicht die Bereicherung für Kunstschaffende und reflektiert die Rolle der einzelnen Akteurinnen und Akteure: „Künstlerresidenzen, also die Auszeichnung mit einem Aufenthaltsstipendium im Ausland etwa, ermöglichen es dem Künstler, der Künstlerin, neue Eindrücke zu sammeln. Künstler werden gleichzeitig Botschafter ihrer Herkunftsländer. Auf nicht unwesentliche Art und Weise rücken die Welten so näher zusammen und die Begegnung auf Grundlage von Profession erhält zusätzliche Relevanz und Tragweite. Die Aufgabe der Residenzleiterinnen und -leiter ist es, dem Gelingen eines Aufenthaltes Möglichkeiten einzuräumen und für Kontinuität zu sorgen. Auch wir sind Repräsentanten der Länder und Institutionen, die für den Erhalt und die Dauer der Einrichtungen stehen. Nur gemeinsam erhalten wir Künstlerförderung, die sich in Produktivität und globalem Austausch zeigt und als maßgeblich bezeichnet werden kann.“
 
Der Arbeitskreis deutscher internationaler Residenzprogramme im HAU 2:
Datum:
24. September 2018, 18 bis 24 Uhr
Ort: Hebbel am Ufer - HAU 2, Hallesches Ufer 32, 10963 Berlin
Um Anmeldung wird gebeten bis 21.09.2018 an: artpress@uteweingarten.de
 
Begleitet wird der Abend von ausgewählten Arbeiten, die im Rahmen der Residenzprogramme entstanden sind: Die Theaterperformance „Lost in Language“ von Frank Heuel und die Klanginstallation „Coming home“ von Corinna Sigmund und Martin Lutz erzählen vom nomadischen Wandern zwischen verschiedenen Lebenswelten und der heimatstiftenden Kraft der Sprache. In dem Videoessay von Kevin B. Lee kann das Publikum dem ersten Stipendiaten der „Harun Farocki Residency“ über die Schulter schauen und das libanesisch-australische Duo Mazen Kerbaj & Tony Buck macht in einer Jazz-Improvisation das integrative Potenzial der Musik erlebbar.
 
Veranstalter ist der Arbeitskreis deutscher internationaler Residenzprogramme in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Der Arbeitskreis entstand 2015 auf Initiative des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts mit dem Ziel, sich für eine stärkere kulturpolitische Wahrnehmung und Verankerung der Residenzprogramme zu engagieren und so den partnerschaftlichen Dialog der Kulturen zu fördern. Die Veranstaltung wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut, der Kunststiftung NRW und dem HAU Hebbel am Ufer.
 
Kontakt:

Alexandra Saheb
Projektleiterin
ARTPRESS – Ute Weingarten
Tel.: +49 3048 49 63 50
saheb.artpress@uteweingarten.de

Hannah Cuvalo
Pressereferentin
Goethe-Institut e.V.
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906-481
hannah.cuvalo@goethe.de