22.11.2018: 4. internationales Symposium des Goethe-Instituts und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin
„Vertagtes Erbe? Kolonialismus gestern und heute“

Während in Europa die Rückgabe kultureller Objekte im Zentrum der Diskussion steht, stellen sich an deren Herkunftsorten ganz andere Fragen, die mit der Reibung zwischen einer globalen Ökonomie und regional spezifischen Zuständen zu tun haben, welche wiederum auf die koloniale Vergangenheit zurückzuführen sind. Das Goethe-Institut und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz haben die unterschiedlichen Perspektiven nun in einem internationalen Symposium zusammengebracht. Unter dem Titel „Vertagtes Erbe? Kolonialismus gestern und heute“ berichten am 22. und 23. November rund 20 internationale Expertinnen und Experten wie Richard Drayton, Okwui Enwezor, Nydia Gutierrez, Monica Hanna, Chika Okeke-Agulu oder Barbara Plankensteiner aus ihrer Praxis und diskutieren im Beisein von dem Präsidenten des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger über neue, gemeinschaftliche Handlungsoptionen.

Der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann sagte anlässlich des Symposiums: „Die unterschiedlichen Reisen von Goethe-Institut und Stiftung Preußischer Kulturbesitz ab 2013 in die Pazifikregion, Afrika und Lateinamerika bestätigten, dass es nicht die alleinige Deutungshoheit gibt, sondern die Zukunft einer adäquaten Zusammenarbeit im gleichwertigen Zusammenwirken des Wissens, der Erfahrung und der unterschiedlichen gesellschaftlichen Perspektiven liegt. Es genügt nicht, sich nur auf Provenienzforschung zu beschränken – so wichtig sie auch ist. Es gilt die rechtlichen Voraussetzungen für Rückgaben zu schaffen, es gilt verschiedene Formen der Zusammenarbeit zu prüfen, es gilt aber auch für die heutige Zeit eine Zukunft zu ermöglichen, die für den Aufbau eigener Museen sorgt und Bildungseinrichtungen schafft, in denen die historische Dimension verknüpft wird mit der heutigen Lebenswirklichkeit."

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erklärte dazu: „Entscheidend ist, dass an den Objekten gemeinsam mit den Vertretern der Herkunftsgesellschaften geforscht wird. Dabei erfahren wir nicht nur viel über diese Gegenstände, sondern entdecken auch so manches Neue über unsere eigene Geschichte. Für den offenen Austausch sind wir sehr dankbar und freuen uns über die gemeinsamen Wege hin zu einem adäquaten Umgang mit den Beständen. Das Humboldt Forum ist dabei nicht nur Ansporn, sondern auch Katalysator für viele Fragen und spannende Prozesse.“

Das 4. Symposium „Vertagtes Erbe? Kolonialismus gestern und heute“ ist die Fortsetzung einer 2013 vom Goethe-Institut und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz begonnenen Reihe von Arbeitstreffen zu Fragen der Museologie, kuratorischen Praxis und Sammlungspolitik, die zuvor in São Paolo, Johannesburg, Sydney, Vanuatu und Wellington stattfanden. Um die Perspektivenvielfalt rund um die Rückgabe kultureller Objekte und die Frage, wie Museen und Sammlungen darauf reagieren können, zusammenzubringen und mögliche Lösungsstrategien zu entwickeln, treffen am 22. und 23. November mehr als 20 internationale Museumsexpertinnen und –experten in den Museen Dahlem aufeinander.

„Das Goethe-Institut ist kein Museum, und es besitzt auch keine Sammlung. Das Goethe-Institut besitzt aber etwas anderes: Die über lange Zeit gewachsene und erprobte Fähigkeit des Dialogs zwischen den Kulturen und den Anspruch, diesen Dialog ständig kritisch zu hinterfragen und zu erneuern. Gerade im aktuellen Diskurs um Fragen kolonialer Vergangenheit und Kooperation in einer globalen Welt kann das Goethe-Institut Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt mit unterschiedlichen Positionen zu einer offenen Diskussion zusammenbringen und zu einer Verständigung beitragen,“ ergänzte Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts.

In Workshops und einer öffentlichen Abendveranstaltung geht es an den zwei Tagen u.a. um das Verhältnis von Sammlungsgeschichten und Macht, über Fragen der Restitution und Provenienz oder über die Vergangenheit und Gegenwart des Kolonialismus. Darüber hinaus werden Fallbeispiele aus China, Ozeanien, Lateinamerika und Namibia präsentiert. Am 23. November werden die Erkenntnisse des Symposiums in einem Abschlusspanel diskutiert und mögliche neue und gemeinschaftliche Handlungsoptionen entwickelt.

Mit (u.a.): Nydia Gutierrez (COL), Edmundo Pereira (BRA), Ema Tavola (FJI), Philip Jones (AUS), Goodman Gwasira (NAM), Monica Hanna (EGY), Richard Drayton (UK), Chika Okeke-Agulu (USA), Yannis Hamilakis (USA), Larissa Förster (DE), Bennett Kangumu (NAM), Nzila Marina Mubusisi (NAM), Eva Bentcheva (UK), Raphael Gross (DE), Christine Howald (DE), Susanne Leeb (DE), Barbara Plankensteiner (DE), Thomas Schnalke (DE), Jonathan Fine (DE).

Das vollständige Programm finden Sie unter: www.goethe.de/veranstaltungen

Das Symposium „Vertagtes Erbe? Kolonialismus gestern und heute“ ist eine Veranstaltung des Goethe-Instituts und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Partner: Technische Universität Berlin.

Kontakt:

Dr. Jessica Kraatz Magri
Pressesprecherin und
Bereichsleiterin Kommunikation
Goethe-Institut e.V.
Tel. +49 89 15921 249
Jessica.KraatzMagri@goethe.de

Ingolf Kern
Dr. Stefanie Heinlein (Stv.)
Pressestelle
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Tel.: +49 30 2664114 40
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