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Mobilität
Wer will denn noch ein Auto?

Illustration zu „Wer will denn noch ein Auto“
Illustration zu „Wer will denn noch ein Auto“ | Illustration (Ausschnitt): © Gilles & Cecilie / 2 Agenten

Noch vor ein paar Jahren dachte ich, dass elektrische Autos nur etwas für wirklich reiche Menschen wären. Die drei großen Probleme – ihr hoher Preis, die geringe Reichweite und die fehlende Ladeinfrastruktur – würden diese Art der Mobilität schnell unattraktiv machen. Elektroautos sind bis heute nicht massentauglich. Für Wohlhabendere sind sie dennoch interessant, weil die Marke Tesla – auch dank ihres charismatischen Gründers Elon Musk – mit einem hohen Prestige einhergeht.

Von Aya Jaff

Doch mittlerweile kostet ein Tesla Model 3 nur noch so viel wie ein 3er BMW, die Leasingrate für den elektrischen Kleinwagen Renault ZOE entspricht gerade einmal dem Preis für ein Essen zu zweit im Restaurant. Das Preis-Leistungsverhältnis von Elektrofahrzeugen hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich deutlich verbessert. In ihrer Anschaffung nähern sie sich preislich den Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren.

Klar, natürlich sind diese Preise für E-Autos derzeit nur möglich, weil der Staat die Elektromobilität subventioniert. Auch die Hersteller bieten kräftige Rabatte – teils über 40 Prozent. Der Grund: Indem sie die Quote ihrer Elektrofahrzeuge erhöhen, mindern sie den Kohlendioxidausstoß ihrer Flotten und erfüllen so die strengeren Emissionsvorschriften der Europäischen Union.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos, mit steigender Stückzahl also, sinken die Herstellungskosten – Subventionen werden irgendwann überflüssig. Der Besitz eines Plug-in-HybridFahrzeugs wird somit in absehbarer Zeit preiswerter sein als der eines Autos mit Verbrennungsmotor. Vor einigen Jahren erwarteten Expert*innen, dass dieser Punkt im Jahr 2025 erreicht ist. Die Technologie schreitet jedoch schneller voran als erwartet. Hui Zhang, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung des chinesischen Elektroautomobilherstellers NIO geht mittlerweile von 2023 aus. Doch braucht und will meine Generation, die Generation Z, überhaupt noch ein Auto? Natürlich ist es noch immer relevant, aber es verliert seine Bedeutung. Es reiht sich ein in eine stetig wachsende Vielzahl alternativer Fortbewegungs- und Transportmittel. So ist vielen Menschen meiner Generation die unkomplizierte Kombination verschiedener Optionen und der möglichst reibungslose Wechsel von einem Verkehrsmittel zum anderen besonders wichtig. Ich frage mich daher, ob wir „GEN Z“-Autofahrer*innen überhaupt bereit sind, die Nachteile geringer Reichweiten und langer Ladezeiten in Kauf zu nehmen.

Darauf müssten die großen Autohersteller reagieren. Wie die Zukunft des Verkehrs aussehen könnte, zeigt uns Sono Motors. Das junge Start-up-Unternehmen aus München will in wenigen Monaten den Minivan Sion auf den Markt bringen. „Wir wollen Elektromobilität nicht nur für die Oberklasse, sondern wir wollen Elektromobilität für alle – erschwinglich und alltagstauglich“, verkündet der Gründer Laurin Hahn in einem Interview mit der Zeitschrift „Berlin Valley“. Schaffen will er dies mithilfe integrierter Solarpanele, die das Fahrzeug selbstständig laden können. Über eine Smartphone-App können die Nutzer*innen nicht nur Mitfahrgelegenheiten anbieten, sondern ihr Fahrzeug auch zur mobilen Ladestation für Elektrogeräte und andere E-Fahrzeuge machen (Powersharing). Fahrer*innen wären dann von Ladestationen unabhängig.

Während sich der Erfolg der großen Automobilhersteller an den Verkaufszahlen misst, fußt das Geschäftsmodell von Sono Motors auf der möglichst hohen Auslastung der Fahrzeuge. Ihre Besitzer*innen können sie über eben jene App unkompliziert vermieten. So nutzen andere das Auto, wenn es nicht benötigt wird – während der Zeit im Büro beispielsweise. Die Besitzer*innen verdienen so Geld, das Auto ist ausgelastet, und Mieter*innen können auf ein eigenes Fahrzeug verzichten.

Dass das junge Unternehmen mit dieser Strategie richtig liegen könnte, zeigt der Erfolg seiner Crowdfunding-Kampagne. Mehr als 50 Millionen Euro hat das Unternehmen bereits eingesammelt – die Kund*innen von morgen glauben offenbar an die Idee. Ob dieser Erfolg langfristig und nachhaltig ist, hängt davon ab, wie zufrieden die Kund*innen am Ende mit einem Auto sind, das nicht schneller als 140 Kilometer pro Stunde fahren kann und dessen Äußeres, sagen wir, keine Augenweide ist. Im Autofahrerland Deutschland sind dies beim Autokauf ja nach wie vor ziemlich wichtige Kriterien.

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