YOPE: Erster Geburtstag

YOPE YOPE

YOPEs Grundgedanke entspringt der Hoffnung auf eine unvoreingenommene Berichterstattung in Myanmar. Als gemeinsames Projekt zwischen dem Medienhaus Mizzima und dem Goethe-Institut strebt YOPE danach, die Belange burmesischer Jugendlicher mit Journalismus auf internationalem Niveau zu verknüpfen.

Fähigkeiten lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken. YOPEs Entwicklung hingegen zeigt klare Zeichen ihres Erfolgs. Seit dem ersten Beitrag fasst die Facebookseite 361 Einträge, unter ihnen mehr als 160 Episoden, die seit dem Start im vergangenen Juli produziert wurden. Mehr als 415.000 Interaktionen belegen die Diskussionsfreudigkeit des Teams in den sozialen Netzwerken. Jeden Tag erreicht YOPE mehr als 180.000 Nutzer. Und zusätzlich zu den Tausenden, die einen „Daumen Hoch“ unter jedem neuen Video hinterlassen, gaben mehr als eine Million Nutzer eine positive Bewertung seit dem Start des Programms.

YOPE-Team und Programminitiatoren bei der Eröffnungsveranstaltung 2016 YOPE-Team und Programminitiatoren bei der Eröffnungsveranstaltung 2016 | YOPE Vier TrainerInnen aus Cape Town, Deutschland und Malaysien begannen im März 2016 die ersten Workshops. Das Projekt wird von Ute Mattigkeit koordiniert und von Richard Bade, Dominique Vandenhoudt sowie Fatima Abdul Kareem in einer Serie von Workshops unterstützt.  Der Kapazitätsaufbau im Mediensektor besitzt eine langjährige Tradition in ähnlichen Initiativen der Goethe-Institute der Region. Über die Jahre wuchsen die regionalen Medienworkshops in ein selbstständiges Netzwerk professioneller Medienschaffender. Wissen aus der Region kommt nun den zukünftigen Talenten Südostasiens zugute. Fatima Abdul Kareem, einst selbst Teilnehmerin eines verwandten Goethe-Projekts in Bangkok, unterstützt jetzt die jungen MitarbeiterInnen von YOPE in Yangon. Ihr Beitrag macht das Fortbildungsprogramm zu einem nachhaltigen Wissensaustausch innerhalb Südostasiens.

Die Leidenschaft der TeilnehmerInnen entscheidet über die Zukunft des Programms. Die erste Frage des Workshops musste deshalb lauten: „Welche Inhalte wollt ihr produzieren?“ Angefangen mit dem Titel stimmten die Mitwirkenden für jede Entscheidung ab. YOPE steht nun als Abkürzung für Young People. Das Konzept bietet den Beitragenden die Flexibilität, ihr Projekt bei jedem neuen Workshop auszudehnen und in neue Richtungen zu führen. Die Workshops in zwei bis dreimonatigen Abständen werden als Chance wahrgenommen, Fragen und Wünsche zu reflektieren und später in die Tat umzusetzen.

YOPE Straßeninterview YOPE hört zu: Gespräche in den Straßen Yangons | YOPE Bereits in den ersten Trainingseinheiten und Straßeninterviews kristallisierte sich YOPEs provokant-informativer Anspruch heraus. Mit dem Format Vox Pop (oder Vox Populi – Interviews mit der Öffentlichkeit) gewannen unkonventionelle Fragen an Bedeutung. „Würdest du einen Jungen küssen, der Betelnuss kaut?“ Das dazugehörige Video, das noch am selben Abend erschien, erreichte über Nacht mehr als zwei Millionen Zuschauer. Ein erster Erfolg, der die TeilnehmerInnen von der Wichtigkeit ihrer Arbeit für den Dialog in der burmesischen Gesellschaft überzeugte.

Gut ausgebildete junge Medienschaffende sind eine kostbare Ressource auf dem burmesischen Markt - die zehn ursprünglichen YOPE MitarbeiterInnen sind davon keine Ausnahme. „Sie erkennen nun einfach, dass sie großes Potential besitzen und es eine Nachfrage für sie gibt. Natürlich lassen sie eine solche Gelegenheit nicht verstreichen,“ erkennt Trainerin Fatima. Vier junge JournalistInnen der ersten Generation bilden nun den Kern YOPEs, während neue Mitwirkende nach und nach das alte Team ersetzen. Besonders bei den vier verbleibenden Gründungsmitgliedern lässt sich eine enorme Qualitätssteigerung messen. In einem Projekt ohne zeitliche Begrenzung trägt das Investieren in Talente und deren Fähigkeiten dauerhaft und nachhaltige Früchte.


Rückblickend lassen sich auch enorme Hürden nicht bestreiten. YOPEs erste Monate überstiegen jegliche Hoffnungen und setzen im Gegenzug noch weit höhere Erwartungen. Die erfolgreichsten Beiträge wurden unmittelbar im Juli und August veröffentlicht und schufen somit ein Vakuum in den darauffolgenden Monaten. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Burmesischen Jugend geht derweil in eine neue Runde, auch wenn YOPE wiederholt sein gutes Urteilsvermögen unter Beweis stellte.

Mikis YOPE Mikis YOPE Eine Veröffentlichung sticht dabei besonders hervor: Ende September letzten Jahres gewann die Facebookseite der Gruppe, die im Moment bei 330.000 Fans steht, innerhalb eines Tages mehr als 10.000 Follower hinzu. Über fünfzig tausend Nutzer antworteten, bewerteten und teilten das YOPE-Profil über Mikis Weber, einen populären Hip-Hop Musiker mit deutschen Wurzeln, der sich für einen Tag in seinem Leben in Yangon begleiten ließ – natürlich in fließendem Burmesisch. Die Episode verhalf nicht nur YOPE zu einem neuen Publikum, auch Mikis ist seit jenem Septembertag auf allen größeren Bühnen Yangons anzutreffen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr YOPE in ihre Rolle als Sprachrohr der Jugend hineingewachsen ist. Die Redaktion hat nicht nur einen feinen Sinn dafür entwickelt, wo die Interessen junger BurmesInnen liegen, sondern nimmt auch aktiv Einfluss auf die Vorlieben ihres jungen Publikums.

Mit wachsender Erfahrung und Zutrauen in die eigene Arbeit, nahm sich die Gruppe anspruchsvollere gesellschaftliche Themen vor. Ist Yangon ein sicherer Ort für junge Frauen? Wessen Aufgabe, wenn nicht die der jungen Generation zu dessen Plattform YOPE sich entfaltet, ist es, diese Fragen zu stellen? Im Selbstexperiment folgte das Filmteam einer jungen Moderatorin von YOPE auf ihrem nächtlichen Weg nach Hause. Während der Aufnahmen begegnen der jungen Frau keine Polizisten, die sie vor den Fremden schützen könnten, die ihr durch die dunklen Gassen folgen. Diese Produktion war nicht nur in absoluten Zahlen ein neuer Rekord, sondern regte auch andere burmesische Medienhäuser dazu an, das weithin übergangene Thema der Sicherheit von Frauen im urbanen Raum zu behandeln.

YOPE Tapfere Stimme YOPEs Selbstverständnis: Tapfere Stimme | YOPE Tapfere Stimme Kulturelle Unterschiede zwischen den offenen, teils herausfordernden TrainerInnen traten in Konflikt mit einem Teil der Burmesischen Kultur, in der kompromisslose Ehrlichkeit nicht ausschließlich als positiv aufgefasst wird. Die frühen Anzeichen, dass Myanmar bereit und offen für ein Jugendprojekt wie YOPE ist, waren deshalb essentiell für das Selbstvertrauen der Gruppe. Ebenso sehr zählt jedoch auch die persönliche Bindung, die sich in zahllosen Workshops festigte. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Organisatoren im Hintergrund auf weitere Trainingseinheiten drängen mussten. Jetzt liegt es in den Händen der Gruppe, Fatima zu einer möglichst schnellen Rückkehr anzuhalten. Sie wollen, dass Medienexperten ihnen und ihren Ideen zuhören und ihre Konzepte in Frage stellen. Fatimas Botschaft „Ihr habt soziale Verantwortung gegenüber eurer Gesellschaft, es kommt auf die Bedeutsamkeit eurer Inhalte an!“ scheint der Gruppe aus der Seele zu sprechen. Gemeinsam diskutieren sie neue Themen, Storylines, Perspektiven und Figuren. Die Praxis steht dann zwischen den beiden Workshops an. Der nächste Workshop dient dann der Einschätzung und Bewertung der getanen Arbeit.

YOPE übernimmt zudem einen eigenen Sendeplatz in dem Fernsehkanals Mizzimas, der voraussichtlich im Frühjahr 2018 an den Start gehen soll. Mit fünfzehn Minuten Wochenendprogramm emanzipiert sich die Gruppe vom Digitalformat, das bisher exklusiv auf Facebook zugeschnitten war. Besondere Trainingseinheiten zur Fernsehproduktion rücken damit in den Fokus von Fatimas Arbeit.

Innerhalb eines Jahres haben sich Workshops in peinlicher Stille zu einem wahren Wettstreit der Ideen verwandelt. Die Mitwirkenden lernten, ihren eigenen Konzepten zu vertrauen, diese zu vertreten und in einen gemeinsamen kreativen Rahmen zu integrieren. Die Weiterentwicklung der Themen und Interessen ist bereits absehbar: Traditionelle Kleider und überzeichnete Kulturreportagen sind bereits überrepräsentiert in den Burmesischen Medien. YOPE richtet ihren journalistischen Blick auf investigative Anliegen wie das buddhistische Spendensystem, Homosexualität und Bildung. In Fatimas Worten: „Sie denken, wie Journalisten denken sollten.“