EIN DENKMAL UND EIN NAME

EIN DENKMAL UND EIN NAME
© Copyright Yad Vashem

In Kooperation mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat PASCH eine digitale Fortbildung für Deutsch- und Geschichtslehrer*innen aus PASCH-Schulen in Usbekistan und Tadschikistan zum Thema „Was geht mich die Geschichte an – Holocaust im Fremdsprachenunterricht“ durchgeführt.

DIE GESCHICHTE VON MARTHA
 
Zusammen mit drei Referent*innen haben die Lehrer*innen das pädagogische Konzept von Yad Vashem kennengelernt und darüber diskutiert, wie sie den Holocaust mit Schüler*innen im Unterricht am Beispiel des Buches „Die Tochter, die wir uns immer gewünscht haben, die Geschichte von Martha“ von Naomi Morgenstern besprechen können. Das pädagogische Konzept der Gedenkstätte geht von einem biografischen Ansatz aus. Martha wirkt als eine Oma von nebenan mit Enkelkindern, vielen Hobbies, Schwächen und Leidenschaften. Erst wenn Martha als Person authentisch, reell und glaubwürdig für die Leser wirkt, erfahren wir etwas über die Welt, in der Martha geboren und aufgewachsen ist.
 
Das Buch stellt viele Fragen unmittelbar an die Leser. Im Workshop klärten die Lehrer*innen zuerst die Frage, warum es wichtig ist, Marthas Geschichte mit der Gegenwart zu beginnen und warum das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist. Im weiteren Verlauf widmeten sich die Lehrer*innen der Frage, welche Entscheidungen Marthas Mutter traf, als sie Martha versteckte. Im Unterricht kann an der Stelle z.B. die Rolle der nicht-jüdischen Bevölkerung besprochen werden, welche Entscheidung haben sie getroffen und wie die Summe einzelner Entscheidungen den Verlauf der Geschichte mitbestimmte.
  
DEMONTAGE VON STEREOTYPEN
 
Im Unterricht haben Propaganda und Stereotypen keinen Platz. Darum ist es wichtig, Juden nicht als Opfer zu definieren, sondern das jüdische Leben vor und nach dem zweiten Weltkrieg in Europa kennenzulernen und wegzukommen von den Bildern, die hauptsächlich in Konzentrationslagern von Nazis geschossen wurden. Die Lehrer*innen können auf authentische Quellen von Jüdinnen und Juden als Unterrichtsmaterial zurückgreifen, als Beispiel wurden in der Fortbildung die Zeichnungen aus Theresienstadt besprochen – auch und gerade weil sie nicht den Stereotyp vom Dasein im KZ bedienen.
 
Die Demontage von Stereotypen kann mit Hilfe von Bildern, Aufzeichnungen, Tagebüchern u.v.m. erzielt werden und ist wichtig um die Heterogenität und die Vielfalt der europäischen Juden zu zeigen. Dabei können die Lehrer*innen die Zeit von 1939-45 in den geschichtlichen Kontext setzen und mit den Schüler*innen Antisemitismus vor und nach dem Zweiten Weltkrieg thematisieren. In der Fortbildung diskutierten die Lehrer*innen den Begriff der "jüdischen Rache" die als Neuanfang und als Drang nach Leben zu verstehen sei.
 
GANZ NORMALE MENSCHEN: TÄTER UND OPFER
 
Ein integraler Bestandteil der Fortbildung war die Analyse der Täter. Dabei lernten die Lehrer*innen warum die Dämonisierung der Täter die Sicht versperrt. Die Täter waren Menschen – keine Monster. Und auch die Opfer – Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen um ein Beispiel zu nennen – waren Menschen. Individuen, die im Unterricht nicht zu Heiligen stilisiert werden sollten.
Die Kunst besteht auch darin im Unterricht das Nicht-Handeln der Zuschauer und Mitläufer zu analysieren, ohne sie zu verurteilen, aber auch die Handlungen der Gerechten unter den Völkern zu analysieren und so auf die Bedingungen der Möglichkeit von Zivilcourage hinzudeuten.
 
Der Holocaust ist eine Geschichte von Überlebenden und wir freuen uns über die Initiative der PASCH-Lehrer*innen in den kommenden Monaten zusammen mit ihren Schüler*innen Shoah-Überlebende anzuschreiben und gemeinsam in das Thema einzusteigen.