Saodat Ismailova- Filmregisseurin, Drehbuchautorin, Malerin und Künstlerin

Saodat Ismailova- Filmregisseurin, Drehbuchautorin, Malerin und Künstlerin
© Privat

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entscheiden?
Nun, ich bin in einer Familie geboren, wo es schon  einen Bezug zur Filmwelt gab. Mein Vater ist Kameramann und er studierte in Moskau. Mein Bruder Babur Ismailov ist auch ein Künstler. Also es gab keine andere Wahl.
Ich habe angefangen, Wirtschaft zu studieren. Aber ich musste ziemlich früh feststellen, dass es nicht meins ist. Nun bereue ich es nicht, dass ich Filmindustrie gewählt habe. Das ist kein leichter Weg, es braucht viel Stärke und einen starken Wille. Aber ich denke, das ist es wert.

Wie hieß Ihr erster Film?
Im zweiten Studienjahr habe ich mein erstes Videostück “Glauben oder nicht Glauben” gedreht. Dann habe ich einen richtigen künstlerischen Film “Letzter Gast” gedreht. Das sind meine ersten Filme. Danach ging ich auf internationale Filmfestivals und fühlte mich selbstbewusst.

Und welche Preise haben Sie gewonnen?
Es gab verschiedene Preise während der Studienjahre, z.B. für Kameraarbeit, für Schauspiel. Es gibt natürlich verschiedene Preise, die ich für unterschiedliche Arbeit gewonnen habe. Aber ich möchte Ihnen das Wichtigste sagen, dass man NIE einen Film, Musik oder ein literarisches Werk mit Preisen messen soll, weil in diesen Werken ein Stück vom Herzen oder persönlichen Geschichten des Künstlers steckt. Und das ist ja nicht messbar.

In welchem Genre mögen Sie arbeiten?
Ich arbeite in mehreren Genres. Während des Studiums habe ich Kurzfilme gemacht. Dann war ich lange Zeit mit den Dokumentarfilmen beschäftigt. Ich finde, dass es ein sehr interessantes Genre ist. Das ist ein Medium, das das Leben näherbringt. Und dieses Genre ist auch so, wo du lernst mit Menschen zu arbeiten, sie zu beobachten und ihren Weg zu respektieren und dich mit einem Thema sehr intensiv zu beschäftigen. Danach habe ich Videoinstallationen gedreht. Und im Moment interessiert mich Videoformat. Das ist ein ziemlich neues Genre und es ist in Usbekistan noch nicht weit verbreitet. Aber mal sehen wie es in Usbekistan ankommt. Außerdem habe ich auch an einem Theaterstück gearbeitet.

Wo haben Sie für diesen Bereich studiert?
In Taschkent. Ich habe am Staatlichen Kunstinstitut namens Manon und Uyghur von Taschkent studiert. Danach habe ich noch in Italien und in Frankreich Filmkunst gelernt.

Wie war Ihr Leben in Paris?
Gut. Ich kann Ihnen sagen, dass das Leben in Paris genauso gut ist wie in Taschkent. Nun es ist so, dass ich nie wirklich aus Usbekistan weg war oder bin. Ich identifiziere mich auch als eine usbekische oder sagen wir gleich zentralasiatische Regisseurin. Alle meinen Themen sind über diese Region.

Was denken Sie, welche Unterschiede gibt es zwischen usbekischen und französischen Filmen?
In Usbekistan hat die Filmindustrie ab Ende 1920 ihren Anfang genommen. Aber damals dienten die Filme größtenteils als ideologisches Instrument, so war es fast in allen sowjetischen Ländern. Die Mehrheit der usbekischen Filme hat derzeit die gleiche Thematik: Haushalt, Schwiegereltern, Heirat. Aber anderseits muss man auch sagen, das Leben in Usbekistan ist so. Das sind wirklich die Themen, die in unserem Alltag präsent sind. Im Westen hingegen gibt es mehr Freiheit.
Sie sind nicht nur Regisseurin, sondern auch Drehbuchautorin und Produzentin. Und eine Frage dazu: In welchen Bereich fühlen Sie sich, als ob Sie genau für diesen Bereich geboren sind?Um einen Autorenfilm drehen zu können, soll Regisseur sehr gut das Drehbuch verstehen. Der Drehbuchautor soll eine Person sein, die Ihnen sehr nah steht oder Ihre Meinungen und Vision gut verstehen kann. Deshalb bemühe ich mich das Drehbuch selbst zu schreiben. Wenn ich alles schreibe, dann kann ich es irgendwem zur Korrektur geben. Ich kann an dieser Stelle sagen, dass es sehr produktiv ist an dem Drehbuch mit den Philosophen zu arbeiten. Sie bringen eine neue Sichtweise. Genauso ist es nicht leicht selbst geschriebene Drehbücher einem anderen Regisseur zu geben. Deshalb mache ich es auch selbst.

Wie sieht Ihre Arbeitszeit aus?
Meine Arbeitszeit hängt von meinem Kind ab. Ich plane alles ausgehend von der Kinderbetreuung.
Aber manchmal tut es wirklich gut, für ein paar Wochen irgendwohin allein zu reisen und nur an einem Projekt zu arbeiten, um klare Ideen zu bekommen.

Was ist Ihr Arbeitsziel?
Mein Arbeitsziel ist mit der Erinnerungen der Menschen über meine Region zu arbeiten.   Das ist ein sehr interessantes Prozess: Düfte, Haut, Berührungen – alle unseren Sinne können uns an etwas erinnern. Ich empfehle Ihnen auch Ihre Erinnerungen zu trainieren.

Wie sind Ihr Zukunftspläne?
Ich arbeite gerade an meiner Ausstellung in Kasachstan, die im Januar im Almaty eröffnet wird. In Taschkent führe ich zurzeit online ein Kreatives Labor in Kooperation mit Zentrum der modernen Kunst und meine Arbeit am Film “Barsak” abschließen.
 
Die Texte geben wir authentisch wieder und bedanken uns herzlichst bei allen Beteiligten für die Mitwirkung bei diesem Projekt.