Umida Akhmedova- Fotografin und Regisseurin

Umida Akhmedova- Fotografin und Regisseurin
© Privat

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Ich habe während meines Studiums die Kunst der Fotografie gelernt. Damals in Moskau, um eine Kamerafrau zu sein, musste man sich mit der Fotografie auskennen.

Was war Ihre erste Kamera?
Meine erste Kamera habe ich im College bekommen, als ich mich auf die Uni vorbereitet habe. Es war sowjetische Kamera Zenit, für Amateure. Damals, noch während der Sowjetunion, die Bilder zu entwickeln war ein mühsamer Prozess. Wir waren sehr froh, wenn wir von 35 Bilder, 5 gute dabeihätten. Als digitale Kameras kamen, habe ich Canon M3 gekauft.

Was sind Sie vom Beruf?
Vom Beruf bin ich Videografin und Kamerafrau.

Wie war es damals als eine junge Frau eine Fotografin zu sein?
Ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich nichts erreicht. Alle haben damals über mich gelacht. Stellen Sie sich vor, eine junge Frau mit Kamera zu sehen, war schon komisch für die Menschen. Eine junge Frau mit Kamera in der Hand war wie eine Frau, die sich geweigert hat das Kopftuch zu tragen. Die Menschen waren nicht gewöhnt so etwas zu sehen. Während der Regierungszeit von Islam Karimov gab es sogar Bedrohungen mir gegenüber wegen meiner Bilder.

Was ist die Herausforderung Ihrer Arbeit als eine Fotografin?
Als eine Fotografin werden Sie nicht reich. Das muss schon vom Anfang an klar sein. Man ist von den Aufträgen abhängig. Man kann für die Werbeagenturen arbeiten und von diesem Geld leben. Aber mit der kreativen Fotografie Brot zu verdienen, ist schwer. Es ist in Usbekistan nicht nachgefragt. Besonders in unserer Zeit, wenn alle Smartphons besitzen, kann man selbst Bilder machen. Deshalb finde ich, dass es sehr wichtig ist, einen Beruf, in diesem Fall Fotografie zu lieben und diesem Beruf treu zu bleiben. Aber das ist auch das Schwere.
Außerdem soll jeder Fotograf die Bilder, die er gemacht hat, behalten. Unsere ganze Welt ist Geschichte. Heute ist die Geschichte von morgen. Die Bilder, die man heute macht, erzählen und zeigen morgen diese Geschichte. Sie werden über diese Zeit, über die Menschen und ihr Leben berichten. Das fasziniert mich.

Was denken Ihre Familie und Ihr Ehemann über Ihren Beruf?
Mein Ehemann ist auch ein Fotograf. Oft arbeiten wir zusammen an unterschiedlichen Projekten. Mein Mann unterstützt mich sehr! Und das ist auch sehr wichtig. Ohne die Unterstützung der Familie ist es sehr schwer für eine Frau in Usbekistan alleine etwas zu erreichen. Die Kinder sollen auch mit Respekt die Arbeit ihrer Eltern betrachten. Es ist wichtig, weil es die Kinder sind, die die Arbeit ihrer Eltern für die Zukunft behalten und darüber weitererzählen. Aus diesem Grund habe ich versucht möglichst früh meine Kinder so zu erziehen, dass sie meine Arbeit verstehen und sie wertschätzen.

Haben Sie auch während der Quarantäne Bilder gemacht?
Natürlich. Diese Bilder werden die sozialen Änderungen in unserer Gesellschaft zeigen.

Wie sieht die Gesellschaft in Usbekistan die Fotografie an?
Wissen Sie, jemand der singen mag, ist nicht sofort ein Sänger. Jedoch erleben heutzutage die Profifotografen eine schwere Zeit. Die Gesellschaft betrachtet die Fotografie nicht als eine Kunst. Wie ich schon erwähnt habe, viele haben heute Handy, Kameras und so denken sie, dass ein Bild zu machen ein einfacher Weg ist. In unserer Zeit jeder denkt, dass er ein Fotograf ist. Es fehlt die Wertschätzung und das Verständnis für die Arbeit der Fotografen in unserer Gesellschaft.

Haben Sie immer noch Aufregung, wenn Sie Bilder machen?
Eine gewisse Aufregung ist immer dabei. Ich habe fast immer Gefühl, als ob ich mein erstes Bild machen würde, wenn ich etwas oder jemanden fotografiere. Aber das ist auch das Magische an meiner Arbeit, diese Aufregung zu behalten.

Hat Ihr Stil sich im Laufe der Jahre geändert?
Mein Hauptstil blieb gleich. Ich mache immer noch sehr gerne Portraits von den Menschen. Früher habe ich nur die Bilder von unserem Haus und Mahalla gemacht. Heute mache ich überall Bilder. Ich mag jedoch das Leben der Menschen im Fokus meiner Linse haben.

An welchen Projekten arbeiten Sie im Moment?
Im Moment arbeite ich für die Ausstellungen in den Galerien. Ich habe ein paar laufende Projekte, unter anderem „Schwiegermütter und Schwiegertöchter“. Es war ein Projekt, in dem ich einfach Schwiegermütter und Schwiegertöchter fotografiert habe, um zu zeigen, wie es ist eine Schwiegertochter (Kelin) zu sein und wie sieht eine Schwiegermutter (Kaynona) das alles. Außerdem bereite ich im Moment meine Ausstellungen für eine Galerie in Hamburg und Karlsruhe vor.
 
Die Texte geben wir authentisch wieder und bedanken uns herzlichst bei allen Beteiligten für die Mitwirkung bei diesem Projekt.